Der 1.FC Köln will eine neue Anleihe begeben – zu Konditionen, die vor einigen Jahren noch völlig undenkbar für den rheinischen Bundesligisten gewesen wären: 3,5 Prozent für acht Jahre. 15,5 Millionen Euro will Finanzchef Alexander Wehrle auf diese Weise einnehmen, und es gilt als ausgemacht, dass ihm das gelingen wird. Nicht nur, weil die FC-Fans treue Abnehmer der Papiere sind und das Niedrigzinsumfeld den Kölnern entgegen kommt, sondern auch, weil die Performance stimmt.
Nachdem der Bundesligaklub schon in der Saison 2014/15 aus einem Umsatz von 90 Millionen Euro einen Vorsteuergewinn von 5,5 Millionen Euro erwirtschaftet hat, wird das neue Zahlenwerk, das Wehrle in Kürze vorstellen wird, noch besser ausfallen. Neue Rekordzahlen bei Umsatz und Ergebnis sind angekündigt. Die Nettoschulden dürften dann deutlich unter 20 Millionen Euro fallen, und die Bilanzunterdeckung ist nur noch eine hässliche Erinnerung. 2013, nach einem bitteren Abstieg aus der Bundesliga, hatte der FC im Konzern ein negatives Eigenkapital von 10 Millionen Euro. In nur drei Jahren hat Wehrle diesen wichtigen Bilanzposten deutlich ins Positive gedreht. Wie weit genau, werden die neuen Zahlen zeigen.
Alexander Wehrle sichert Finanzierung unabhängig vom Tabellenplatz
Die neue Anleihe, die im Oktober voll platziert sein soll, hat auf gleich zweierlei Weise eine positive Signalwirkung: Zum einen werden die meisten Finanzschulden dann sehr lange Laufzeiten aufweisen. Zum anderen sendet Wehrle mit der Transaktion ein Zeichen der Seriosität aus, denn mit einem Jahr Vorlauf ist er die Refinanzierung der auslaufenden Anleihen ausgesprochen frühzeitig angegangen. Das Risiko, bei einem schlechten Saisonverlauf unter Finanzierungsdruck zu geraten, ist damit umschifft.
Ein derart weitsichtiges Finanzgebaren war beim FC nicht immer die Norm. Besonders die Ära von Claus Horstmann und Michael Meier, Wehrles Vorgängern auf dem Managerposten, war von hemmungslosen Ausgaben und riskanten Finanzgeschäften geprägt: Um kurzfristig am Transfermarkt zuschlagen zu können, verbriefte Meier zukünftige Einnahmen so, dass er sie sofort ausgeben konnte. Auf diese Weise hatte Meier schon Borussia Dortmund mit seinen damaligen Kollegen an den Rand der Pleite gebracht.
VfB Stuttgart wollte Alexander Wehrle zurückholen
Während bei Borussia Dortmund mit Thomas Treß ein trockener Wirtschaftsprüfer ohne Stallgeruch die Meier’sche Hinterlassenschaft beseitigt hat, agiert beim 1.FC Köln mit Wehrle ein ganz anderer Managertyp. Anders als Treß ist der 41-jährige kein Quereinsteiger, sondern ein Eigengewächs des deutschen Profifußballs. Fast zehn Jahre lang arbeitete Wehrle in verschiedenen Managementpositionen beim VfB Stuttgart, die meiste Zeit davon aber nur in der zweiten und dritten Reihe.
Der Ruf des 1.FC Köln war seine große Chance, Karriere zu machen. Dem Werben aus dem Vereinsumfeld des VfB, wo man ihn im Frühjahr zurück nach Stuttgart locken wollte, um den sportlich wie finanziell ins Taumeln geratenen Schwabenklub zu sanieren, hat Wehrle widerstanden. Er will lieber beim 1.FC Köln die Früchte seiner Arbeit ernten und den Klub – zusammen mit seinem für das Sportliche verantwortlichen Geschäftsführerkollegen Jörg Schmadtke – in den Europacup führen.
Info
Für herausragende Leistungen, besonderen Spürsinn oder mutige Entscheidungen zeichnet FINANCE jeden Monat einen Finanzvorstand aus. Welche Finanzchefs die Auszeichnung bislang erhalten haben, lesen Sie auf unserer Themenseite CFO des Monats.
Wie es um die Finanzlage von Bundesligaklubs wie Borussia Dortmund, Schalke 04, Borussia Mönchengladbach und vielen weiteren steht: unser Fußballfinanzen-Blog Dritte Halbzeit.