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Clash im Firmenkundengeschäft der Zukunft?

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Die Studie „Future Banking Skills“ zeigt: Unternehmensentscheider erwarten von Firmenkundenbankern Branchenkenntnisse und Zuverlässigkeit. Foto: ING
Die Studie „Future Banking Skills“ zeigt: Unternehmensentscheider erwarten von Firmenkundenbankern Branchenkenntnisse und Zuverlässigkeit. Foto: ING

Das Firmenkundengeschäft steht vor einem tiefgreifenden Wandel: Unternehmen fordern eine maßgeschneiderte Beratung – und die Banken müssen dem Bedarf mit ausgezeichnet geschulten Branchenteams nachkommen. So weit, so gut, gäbe es nicht ein kleines Problem: Die Erwartungen und Einschätzungen von Unternehmern- und Bankern, wie das Firmenkundengeschäft der Zukunft aussieht, gehen zum Teil weit auseinander.

Das ist ein Kernergebnis der Studie „Future Banking Skills“, für die F.A.Z Business Media | research im Auftrag der ING Deutschland 157 Firmenkundenbanker und 193 Unternehmensentscheider befragt hat. Die Studie, die Sie hier zum Download finden, soll ein Stimmungsbild über die derzeitigen – aber vor allem in Zukunft – benötigten Skills für die fruchtbare Kooperation zwischen Unternehmen und Banken liefern. Doch wo genau überschneiden sich die Erwartungen und wo gehen sie auseinander? Und wie verändert sich das Firmenkundengeschäft perspektivisch?

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CFOs wollen maßgeschneiderte Finanzprodukte

Ein Studienergebnis: Unternehmen werden immer anspruchsvoller. Das betrifft die Beratungsleistung, die maßgeschneidert sein soll, aber auch den Einsatz digitaler Tools. Noch wichtiger für die Finanzentscheider: Firmenkundenbanker müssen ein tiefgehendes Verständnis der Unternehmensziele entwickeln und kundenorientiert handeln.

Dem gegenüber stehen die Einschätzungen der befragten Firmenkundenbanker: Diese erachten Soft Skills wie Kommunikations- und Teamfähigkeit als sehr relevant. Der Firmenkundenberater wird als Partner verstanden, der dem Unternehmen in Finanzangelegenheiten – und zunehmend auch bei ESG-Themen – zur Seite steht. Für Entscheider sind kommunikative Fähigkeiten hingegen zweitrangig – die fachliche Expertise ist entscheidend.

CFO Terlinde schätzt permanenten Austausch

Das verdeutlicht auch das Schwerpunktinterview der Studie mit dem derzeitigen Jost-Werke-CFO Christian Terlinde, der im Juli zu Flender wechselt. „Von größeren Banken erwarten wir ein tiefgreifendes Know-how hinsichtlich unserer Produkte, Ziele und unserer Branche“, betont Terlinde.

Auch der persönliche Kontakt ist von großer Bedeutung. „Wichtig ist uns ein permanenter Austausch mit unseren Banken“, betont Terlinde. Dabei schätzt der CFO einen guten Draht sowohl zum Relationship Manager als auch zum Bankvorstand. Das fördert das Vertrauen auf beiden Seiten. Zudem wünscht sich die Mehrheit der befragten Unternehmer einen festen Ansprechpartner auf Seite der Banken, so auch Terlinde: „Wenn ich den jeweiligen Berater oder den Vorstand kenne und einschätzen kann, ist das von Vorteil“, sagt der CFO.

Banken setzten vermehrt auf Expertenteams

Da standardisierte Finanzprodukte „von der Stange“ ausgedient haben, wird das Know-how der Banker umso wichtiger. Nur wenige Befragte erwarten, dass „klassische“ Bankenthemen wie Finanzanalyse, Kapitalmarktstrukturen, Standardfinanzprodukte oder Finanzmarktregulatorik zukünftig eine wichtige Rolle einnehmen. Das wiederum verändert die Anforderungen der Banken an ihre Mitarbeiter. Diese sollen neben Soft Skills auch das richtige „Mindset“ mitbringen, flexibel sein, ganzheitlich und analytisch denken sowie zwischenmenschliche Kompetenzen besitzen.

Banken reagieren auf die neuen Anforderungen unter anderem mit Branchenteams. Laut CFO Terlinde der richtige Ansatz. Doch das bringt gleich mehrere Herausforderungen mit sich: Die Kenntnisse, die Young Professionals während einer Bankausbildung oder während des BWL-Studiums vermittelt bekommen, sind zwar wichtig, reichen aber oft nicht mehr aus. Den perfekten Kandidaten zu finden, speziell in einem Markt mit Fachkräftemangel, wird daher immer schwieriger.

Banken mangelt es an Fachpersonal

In den nächsten Jahren werden viele der Unternehmensberater aus der sogenannten Babyboomer-Generation in den Ruhestand wechseln. Gleichzeitig bildeten Banken in der Finanzkrise und Niedrigzinsphase weniger aus oder besetzten im Zuge von Umstrukturierungsmaßnahmen Stellen nicht neu. Die Folge ist eine immer dünner werdende Personaldecke. Zusätzlich konkurrieren Banken vermehrt mit Fintechs und Neo-Banken, bei denen New Work meist tatsächlich gelebt wird, um die besten Fachkräfte.

Indes fordern junge Firmenkundenbanker von ihren Häusern laut Andreas Krische von Indigo Headhunters, der auch in einem Schwerpunktinterview zu Wort kam, eine modernere Unternehmenskultur. „Sie wollen eine Bank, die nachhaltig denkt, in der auch die Work-Life-Balance ausgelebt werden kann“, erklärt Krischke. Das kollidiert allzu oft mit einem altbackenden Bankenimage. Nicht zu Unrecht: Die Mehrheit der befragten Firmenkundenbanker gab zu, dass es einen Wandel beim Mindset der Führungskräfte geben muss, damit sich Mitarbeitende besser entwickeln können.

Banken müssen beim Recruiting umdenken

Dennoch ist nur eine Minderheit der befragten Banken bereit, die Ansprüche beim Recruiting zu senken. Personalberater empfehlen daher, auch Quereinsteiger zu rekrutieren – etwa aus der Mathematik, Physik oder der Chemie. Die Weiterbildung kann dann „on the Job“ erfolgen. Auch Kandidaten mit spezifischem Branchenwissen können beim gestiegenen Beratungsanspruch der Unternehmen aushelfen.

Das Weiterbildungsangebot müssen Banken dann allerdings bereitstellen. Dazu gehören aber nicht nur externe Angebote, sondern auch eine offene Einstellung der bestehenden Mitarbeiter zum Wissenstransfer. Es ist dabei der Job der Führungskraft, sicherzustellen, dass erfahrene Mitarbeiter ihr Wissen mit jüngeren Kollegen teilen. Diese wiederum müssen auch offen fürs Lernen sein.

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