Debt-Equity-Swap bei Ex-Rivean-Asset Caseking

Debt-Equity-Swap in der Sommerzeit: Wie aus einem Eintrag beim Bundeskartellamt hervorgeht, hat der Debt-Fonds Arcmont die Pro Gamers Group aus dem Portfolio der niederländischen Beteiligungsgesellschaft HAL Investments übernommen. Das Berliner Unternehmen produziert und vertreibt unter anderem Gaming-Zubehör und vereint unter dem Firmendach Marken wie Noblechairs, Ducky oder Endgame Gear. HAL hatte die Pro Gamers Group – beziehungsweise Caseking – im Jahr 2021 von Rivean Capital (damals noch Gilde Buy Out Partners) übernommen. Heute ist Caseking einer von insgesamt fünf Online-Retailern der Pro Gamers Group. Den übernommenen Anteil beziffert der Finanzinvestor auf 64,3 Prozent. Die Pro Gamers Group war laut Rivean schon vor Corona ein Wachstumsunternehmen. Doch die Beteiligung profitierte speziell 2020 sowie in den darauffolgenden Jahren ordentlich von der Coronakrise und der damit verbundenen Tatsache, dass mehr Menschen zuhause blieben und Videospiele spielten. Während der Haltedauer von Rivean vervierfachte sich der Gewinn von Pro Gamers. Beim Exit im Herbst 2021 an HAL strich Rivean das Sechsfache des Einsatzes ein, was einem Unternehmenswert von 820 Millionen Euro entsprach, wie der Partner Matthias Wilcken damals im Interview mit FINANCE berichtete. Mehr zum Thema PE-Investor Gilde macht enormen Gewinn mit Caseking Wann ist der richtige Zeitpunkt, um einen Coronagewinner zu verkaufen? Der Finanzinvestor Gilde glaubt: jetzt. Wie das PE-Haus mit einem Tertiary Buy-out 6x Geld gemacht hat – und warum es vielleicht sogar noch mehr hätte werden können. Mehr lesen Pro Gamers Group mit großen Umsatzrückgängen Was ist seitdem schiefgelaufen, dass nun der finanzierende Debt-Fonds die Zügel in die Hand nehmen muss? Auf eine Anfrage von FINANCE reagierten bisher weder das Unternehmen noch die beiden Finanzinvestoren HAL Investments und Arcmont. Die jüngsten vorliegenden Zahlen zum Geschäftsjahr 2022 – also dem Jahr nach der HAL-Übernahme – deuten aber zumindest an, in welche Richtung sich das Unternehmen nach dem Exit von Rivean entwickelt haben könnte. Beispiel Umsatz, hierzu heißt es im Konzernabschluss 2022: „Die Pro Gamers Group verzeichnete in diesem schwierigen Umfeld gesamtmarktübliche Umsatzrückgänge in Höhe von 23,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.“ Als Grund führt das Unternehmen die „Kaufzurückhaltung beim Endkonsumenten aufgrund der Inflationsentwicklung“ an. Die Umsatzerlöse beliefen sich 2022 auf rund 443 Millionen Euro. Im vorhergehenden Geschäftsjahr, das bereits im April 2021 endete, betrugen die Umsatzerlöse noch 627 Millionen Euro, wie HAL anlässlich der Übernahme Ende Juni 2021 bekanntgab. Auch die Gewinnkennzahlen verheißen wenig Gutes. Der Betriebsverlust betrug laut Konzernabschluss im Jahr 2022 rund 75 Millionen Euro, der Konzernjahresfehlbetrag gar fast 98 Millionen Euro. Das Konzern-Ebitda rangierte bei knapp 11 Millionen Euro immerhin im Plus. Hätte die Pro Gamers Group den Covenant gerissen? Darüber hinaus gibt es „im Rahmen der Fremdkapitalfinanzierung“ einen nicht näher definierten Financial Covenant, es dürfte sich aber wie marktüblich um einen Leverage-Covenant handeln. Hierzu heißt es im Abschluss: „Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurde der Financial Covenant nach Anpassung der Konditionen erfüllt und die Planung ist darauf ausgerichtet, die diesbezüglichen Kreditvorgaben auch zukünftig nachhaltig einzuhalten.“ Mit anderen Worten: Hier wurde mit den Kreditgebern bereits nachverhandelt. Mehr zum Thema Debt-Equity-Swaps: Kalkulierte Schlüsselübergabe Emvia, Polo, Sausalitos, Unzer: Zuletzt sind zahlreiche Private-Equity-Beteiligungen in die Hände von Debt-Fonds gewandert, weitere Fälle dürften folgen. Warum lassen es die Finanzinvestoren so weit kommen? Mehr lesen Für 2023 zeigte sich das Unternehmen optimistisch und erwartete ein Umsatzwachstum von rund 15 Prozent – ob die Berliner das Ziel letztlich erreicht haben, ist unklar. Angesichts des Risikos von „Preisanstiegen im Einkauf, die zu Preiserhöhungen im Verkauf führen und einen Nachfragerückgang nach sich ziehen könnten“ war es aber ein ambitionierter Vorsatz. Vor allem vor dem Hintergrund, dass die Pro Gamers Group ihr Prognoseziel für das Vorjahr – ein „moderates“ Umsatzwachstum von 1 bis 2 Prozent – aufgrund von „gesamtwirtschaftlichen Sondereinflüssen, insbesondere dem steigendem Zinsniveau, deutlich steigender Inflation und dem geopolitischen Konflikt in der Ukraine“ nicht erreicht hat, erscheint das selbstgesteckte Ziel sehr hoch. Equistone war erster Private-Equity-Eigentümer Rivean ist nicht der erste Private-Equity-Investor hinter dem Berliner Gaming-Spezialisten. Von 2014 bis 2018 gehörte Pro Gamers bereits Equistone, die derzeit Probleme beim Fundraising haben. Beim Einstieg von Equistone zählt das Unternehmen 150 Mitarbeiter und erwirtschaftete einen Umsatz von 96 Millionen Euro. Zum Exit des Private-Equity-Investors setzte die Pro Gamers Group mit 400 Mitarbeitern 239 Millionen Euro um. Das Wachstum erzielte Equistone unter anderem mit vier Zukäufen in Europa. Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr 2003. Das Schicksal von HAL kennt Rivean gut. Der „Vorgänger“ Gilde musste mit dem Zeltbauer Losberger de Boer bereits einmal ein Asset an die Gläubiger abgeben. In diesem Fall übernahm allerdings kein Debt-Fonds, sondern das Bankenkonsortium das Ruder.

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