Mutmaßlicher Betrug im Fall Sympatex
Für besonderes Aufsehen gesorgt haben in diesem Jahr die anhaltenden Ermittlungen im Fall Sympatex. Es geht um einen mutmaßlichen Millionenbetrug. Anfang des Jahres wurden die Goetzpartners-Gründer Stephan Goetz und Stefan Sanktjohanser erneut festgenommen. Erst kürzlich wurde der Haftbefehl gegen Goetz gegen Auflagen ausgesetzt. Eine Anklage gegen Goetz und weitere Beschuldigte soll dennoch kurz bevorstehen.
Insgesamt stehen 14 Personen auf der Beschuldigtenliste. Soweit bekannt, weisen alle die Vorwürfe von sich. Kürzlich festgenommen wurde im Zuge der Ermittlungen Frank Günther, Managing Partner der Restrukturierungsberatung One Square Advisors. Er hat die Sympatex-Anleihegläubiger damals bei einem Schuldenschnitt vertreten.
Wolf Waschkuhn, der zweite Managing Partner von One Square Advisors, reagierte darauf in einer Pressemitteilung: „Wir sind überzeugt, dass sich die Vorwürfe gegen Herrn Günther als haltlos erweisen werden.“
Razzia und Entlassungen bei Knaus Tabbert
Ende November teilte der Wohnmobilhersteller Knaus Tabbert mit, dass es eine Durchsuchung der Geschäftsräume „aufgrund eines staatlichen Ermittlungsverfahrens gegen einzelne Mitglieder des Managements“ gegeben hat. Drei Tatverdächtige kamen zwischenzeitlich in Haft. Daraufhin hat der Aufsichtsrat des niederbayerischen Unternehmens die Vorstände Werner Vaterl und Gerd Adamietzki aufgrund strafrechtlicher Vorwürfe mit sofortiger Wirkung entlassen.
Hierbei sieht sich Knaus Tabbert als Geschädigter und betont, dass „dem Unternehmen selbst derzeit kein Fehlverhalten vorgeworfen wird“. Das Ausmaß dieses Schadens werde derzeit noch geprüft. Eine interne Untersuchung sei eingeleitet.
Danach folgten bei Knaus Tabbert einige Managementwechsel. Zudem soll das Unternehmen laut FINANCE-Informationen ein Sanierungsgutachten erstellen lassen und hatte kürzlich auch einen kritischen Covenant-Bruch bei einem Konsortialkredit. Ende Dezember gab der Wohnmobilhersteller dann bekannt, dass die Staatsanwaltschaft Stuttgart zudem Ermittlungen gegen ehemalige Vorstandsmitglieder und gegen Mitarbeiter führt.
„Die Ermittlungen beziehen sich auf eine Überschreitung des technisch zulässigen Gesamtgewichts bei bestimmten Fahrzeugen der Gewichtsklasse bis 3.500 kg bei bestimmungsgemäßer Verwendung“, heißt es. Hierbei stehen laut dem Wohnmobilhersteller Vorwürfe des möglichen Betrugs und potentielle Wettbewerbsverstöße im Raum. Der Wohnmobilhersteller hat der Staatsanwaltschaft Stuttgart nach eigener Aussage vollumfängliche Kooperation zugesagt und führt in diesem Zusammenhang eine unabhängige interne Untersuchung zur Aufklärung des Sachverhalts durch.
Bafin ordnet Bilanzkontrolle bei Baywa an
Die Bafin hat Mitte November mitgeteilt, dass ihr konkrete Anhaltspunkte dafür vorliegen, „dass die Baywa Aktiengesellschaft gegen Rechnungslegungsvorschriften verstoßen hat“. Die Aufsicht hatte daraufhin eine Prüfung des Konzernabschlusses 2023 sowie des zugehörigen Konzernlageberichts angeordnet. Weiterhin teilte die Bafin mit: „Die Prüfung wurde angeordnet, da die Darstellung der Finanzlage und der Risiken aus der Finanzierung des Konzerns sowie die Darstellung der Risikomanagementziele und -methoden im Konzernabschluss und im Konzernlagebericht möglicherweise fehlerhaft sind.“
So weist Baywa im Abschnitt Zinsänderungsrisiko darauf hin, dass der durchschnittliche variable Zinssatz von 1,76 Prozent auf 4,43 Prozent gestiegen ist. Diesen Anstieg bewertete das Unternehmen jedoch nicht als signifikantes Risiko, sondern stellt als Fazit des Risikoberichts fest, „dass weder Einzelrisiken noch Risiken im Zusammenwirken bestehen, die den Fortbestand des Unternehmens gefährden.” Und weiter: Insgesamt seien die Risiken der Baywa AG begrenzt und überschaubar, heißt es weiter.
Offenbar war das Risiko aber doch nicht so klein wie zuerst angenommen: Denn nach der Prüfung des Abschlusses durch die Bafin hat die Abschlussprüferaufsichtsstelle (APAS) ein berufsrechtliches Verfahren gegen PwC im Zusammenhang mit der Abschlussprüfung für das Geschäftsjahr 2023 des strauchelnden Agrarkonzerns eingeleitet.
Voestalpine stellte jahrelangen Betrug fest
Im Juni stellte der österreichische Stahlkonzern Voestalpine bei einer deutschen Tochtergesellschaft des Unternehmensbereichs „Metal Forming Division“ Bilanzbetrug im großen Stil fest. Es wurden demnach „bewusst ergebnisverbessernde Fehlbuchungen hinsichtlich der Bilanzierung und Bewertung von Vermögensgegenständen und Schulden identifiziert“, heißt es im Geschäftsbericht.
Die Fehlbuchungen fanden in den vergangenen zehn Jahren statt und summieren sich auf über 100 Millionen Euro, teilte Voestalpine damals auf FINANCE-Anfrage mit. Die Fehlbuchungen seien allerdings nicht Cash-wirksam gewesen, auch habe es keinen Mittelabfluss gegeben. Das Eigenkapital verringerte sich dadurch trotzdem zum 31. März 2024 von 7,6 Milliarden auf 7,5 Milliarden Euro. Die Bilanz 2022/23 musste berichtigt werden.
Laut der „Oberösterreichischen Nachrichten“ waren ein ehemaliger Geschäftsführer der Gesellschaft, später Vorstand der „Metal Forming Division“, und ein Buchhalter in den Betrug verwickelt. Um den Betrug aufzuklären, beauftragte das Unternehmen einen spezialisierten Berater und eine deutsche Rechtsanwaltskanzlei. Die Vorfälle sollen mittlerweile aufgeklärt worden sein.
Razzia beim Immobilien-Unternehmer Gröner
Seit Monaten kämpft die Gröner Gruppe des Immobilienunternehmers Christoph Gröner mit finanziellen Schwierigkeiten. Trotz letzter Rettungsversuche durch Stundungsvereinbarungen mit Geschäftspartnern und der Hoffnung auf eine Stabilisierung des Immobilienmarktes war die Krise nicht mehr abzuwenden. Die Gruppe musste Ende Oktober für einige Gesellschaften aus der Gruppe Insolvenz anmelden.
Im Dezember kam es laut dem „Handelsblatt“ zu einer Razzia. Die Staatsanwaltschaft und die Polizei haben bei der Gröner Unternehmensgruppe in Leipzig Durchsuchungen der Geschäftsräume gestartet. Das teilte die Staatsanwaltschaft Leipzig mit. Die Behörde ermittelt wegen möglicher Insolvenzverschleppung. Auch bestehe der Verdacht der Veruntreuung von Arbeitsentgelt, weil Beiträge der Arbeitnehmer zur Sozialversicherung möglicherweise nicht fristgemäß an die jeweiligen Krankenkassen abgeführt worden waren.
Sarah Backhaus ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Backhaus ist spezialisiert auf die Themen Restrukturierung, Transformation, Zahlungsverkehr und Cash Management. Sie hat Journalismus an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln studiert. Sarah Backhaus arbeitete während ihres Studiums unter anderem für Onlinemagazine von Gruner + Jahr und schrieb als freie Journalistin für die Handelszeitung, faz.net und Impulse.
