Ole Matthiessen: Der stille Aufsteiger der Deutschen Bank

Es ist eine dieser Personalien, die selbst in einer sonst so durchchoreografierten Bank wie der Deutschen für einen Moment Überraschung erzeugt: Ole Matthiessen wird Co-Leiter der Unternehmensbank. Ein Manager, den viele Beobachter zwar kannten, aber den kaum jemand auf dieser Position erwartet hatte. Denn Matthiessen war nie der Lautsprecher, nie derjenige, der Schlagzeilen suchte. Er war einer, der machte. Einer, der Strukturen schuf, wo andere noch Powerpoints zeichneten. Einer, der in einer Zeit, als in Frankfurt viele über Transformation redeten, sie im Cash Management einfach umgesetzt hat. Und das so erfolgreich, dass sein Bereich zu einem der Ertragsanker der Unternehmensbank wurde. Dass er nun an die Seite von Michael Diederich tritt – dem ehemaligen FC-Bayern-CFO, dem Glanzträger mit Kommunikationskraft und klarer Ansage – zeigt, wie klug die Deutsche Bank ihre Doppelspitze austariert hat. Es ist die Verbindung zweier Welten: Der sportlich-ambitionierte Gestalter trifft auf den analytisch-ruhigen Strategen. Der eine mit dem Netzwerk, der andere mit der Tiefe. Unerwartete Entscheidung Und doch: Die Entscheidung kam unerwartet. Lange schien Matthiessen in der zweiten Reihe fest verankert – loyal, hochkompetent, aber im Schatten des früheren Chefs Stefan Hoops, der den Umbau der Unternehmensbank vorantrieb und dann zum Vermögensverwalter DWS wechselte. Während andere aus dieser Phase als starke Marken hervorgingen, blieb Matthiessen eher der Mann hinter den Kulissen – durchaus aber strebsam und klar, dem man seinen Investmentbanking-Hintergrund im besten Sinne anmerkt. Jetzt hat er die Bühne. Und mit ihr die Chance, zu beweisen, dass Substanz manchmal weiter trägt als Sichtbarkeit. Dass man auch ohne Pathos führen kann – mit Integrität, ruhiger Autorität und einem klaren Kompass. Für die Deutsche Bank ist diese Personalie zugleich ein Signal: Die Leitung der Unternehmensbank kehrt nach Frankfurt zurück. Das Zentrum der Macht soll wieder dort liegen, wo die Bank ihre Wurzeln hat – in Deutschland und Europa. Der zweite Co-Chef Diederich kümmert sich um die heimischen und europäischen Märkte, Matthiessen bringt die globale Perspektive ein: Asien, Nahost, Amerika. Eine sinnvolle Aufgabenteilung – und eine Rückbesinnung auf das, was die Bank sein will: globale Hausbank, aber mit klarer deutscher Handschrift. Für die steht Matthiessen mehr als Vorgänger David Lynne. Explosive Mischung? Natürlich steckt in dieser Konstellation auch Sprengstoff. Zwei starke Charaktere, unterschiedliche Profile, unterschiedliche Taktungen – das birgt Reibung. Doch wenn sie es schaffen, daraus Energie zu ziehen, könnte das Duo Diederich/Matthiessen zum Motor eines neuen Kapitels werden. Wobei Matthiessen einfach aufgrund des Alters noch mehr die Zukunft gehört, wenn er sich in der neuen Rolle beweist. Denn eines ist klar: Die Unternehmensbank ist das Rückgrat der Deutschen Bank. Hier entscheidet sich, ob das Institut auf Dauer das Vertrauen der Realwirtschaft behält – und ob es seine Rolle als Partner des Mittelstands glaubwürdig ausfüllt. Für Ole Matthiessen ist der Schritt an die Spitze jedenfalls mehr als eine Beförderung. Es ist eine Anerkennung für jahrelange, verlässliche Arbeit – und der Beweis, dass auch in der Finanzwelt nicht immer die Lautesten gewinnen. Ein stiller Aufsteiger. Aber einer mit Gewicht.

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