SGF geht in die Eigenverwaltung
Die Süddeutsche Gelenkscheibenfabrik hat ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung gestartet. Das geht aus der gemeinsamen Mitteilung der Sanierer hervor. Die Geschäftsführung soll handlungsfähig bleiben und wird von Christoph Enkler, Jan Markus Plathner und Sebastian Netzel (Brinkmann & Partner) beraten. Michael Verken (Anchor Rechtsanwälte) wurde als Sachwalter bestellt. Der Betrieb an den Standorten Waldkraiburg, Kraiburg am Inn und Hamm läuft weiter, und die Produktion erfüllt alle Kundenaufträge. Mit einer Belegschaft von 500 Mitarbeitenden, erzielte das Unternehmen 2024 Umsätze von 110 Millionen Euro.
Die wirtschaftlichen Herausforderungen sind auf die angespannte Lage der Automobilindustrie zurückzuführen. Die internationale Struktur der SGF-Gruppe, mit Tochtergesellschaften in Tschechien, den USA, Japan, China und Thailand, bleibt von der deutschen Insolvenzsituation unberührt.
Investoren sichern Zukunft von Vollert
Die Vollert–Insolvenz hat eine positive Wendung genommen: Zwei Investoren sichern die Zukunft des Unternehmens, heißt es in einer Mitteilung der insolvenzverwaltenden Kanzlei. Der Insolvenzverwalter Marc-Philippe Hornung (SZA Schilling, Zutt & Anschütz) fand im Rahmen eines strukturierten Investorenprozesses tragfähige Lösungen für die Geschäftsbereiche. Am Standort Weinsberg sollen rund 190 Arbeitsplätze erhalten bleiben. Die Geschäftsbereiche Intralogistik- und Rangiersysteme werden durch einen Asset Deal auf die neu gegründete Vollert Heavy Duty Solutions übertragen, unterstützt von der PKD Holding, Teil der tschechischen JLF Group. Die operative Führung bleibe in Familienhand, heißt es in der Mitteilung.
Der Geschäftsbereich Betonfertigteilwerke werde an den finnischen Anlagenbauer Elematic Oyj veräußert und eigenständig weitergeführt. Die strukturierte Trennung der Geschäftsbereiche und die klare industrielle Logik der Transaktionen hätten zu einer tragfähigen Gesamtlösung geführt.
Groschen Markt ist insolvent
Die Einzelhandelskette Groschen Markt, betrieben von der DEC Handelsgesellschaft, hat beim Amtsgericht Mühlhausen ein Insolvenzverfahren beantragt. Das geht aus einer Mitteilung des vorläufigen Insolvenzverwalters Olaf Spiekermann (Brinkmann & Partner) hervor. Trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen, die durch Konsumzurückhaltung und den Strukturwandel im Einzelhandel verursacht wurden, sollen alle 47 Filialen in Thüringen, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Brandenburg geöffnet bleiben.
Die DEC Handelsgesellschaft hat bereits Sanierungsmaßnahmen eingeleitet, die im vorläufigen Verfahren fortgeführt werden sollen. Ziel sei es, die Ertrags- und Liquiditätslage zu stabilisieren und den Fortbestand des Unternehmens zu sichern. Unterstützt wird der Prozess von den Restrukturierungsexperten von Falkensteg. Die Herausforderungen umfassen gestiegene Infrastruktur- und Personalkosten sowie den Druck durch preisaggressive Onlineanbieter.
Folienhersteller Treofan findet Investor
Der Folienhersteller Treofan hat nach vier Monaten im Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eine neue Perspektive gefunden. Die Geschäftsführung einigte sich mit einem strategischen Investor auf eine Übernahme, die den Standort Neunkirchen sichert. Das geht aus einer Mitteilung der Sanierer hervor. Der Investor plane, die Produktion von Kondensator- und Verpackungsfolien fortzuführen und 280 der 465 Arbeitsplätze beizubehalten. Die Gläubiger haben zugestimmt, jedoch steht die Übernahme noch unter dem Vorbehalt der Kartellbehörden. Aufgrund rückläufiger Umsätze und halbierter Produktionsauslastung sollen bis 2026 rund 160 Stellen gestrichen werden.
Die Sanierungskanzlei Flöther & Wissing und der Sachwalter Sebastian Mohrs (Abel und Kollegen) betonten die sozialverträgliche Gestaltung des Personalabbaus durch eine Transfergesellschaft. Der bisherige Gesellschafter Jindal unterstützte den Investorenprozess konstruktiv. Treofan wurde bei der Transaktion von KPMG und Grub Brugger beraten, die rechtliche und finanzielle Aspekte abdeckten. Die Übernahme bietet trotz der notwendigen Einschnitte eine tragfähige Zukunft für den Standort.
Claus Heinemann Elektroanlagen startet Eigenverwaltung
Die Claus Heinemann Elektroanlagen hat ein vorläufiges Eigenverwaltungsverfahren eingeleitet, um sich bei laufendem Geschäftsbetrieb neu aufzustellen. So heißt es in der gemeinsamen Mitteilung der Sanierer. Das Amtsgericht München hat Max Liebig (Liebig) als vorläufigen Sachwalter bestellt. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten resultierten aus der konjunkturellen Lage und Investitionen in ein neues Geschäftsfeld. Der Verkaufsprozess wird neu aufgesetzt, um Investoren zu gewinnen. Georg Bernsau und Nadja Raiß (K&L Gates) sowie Peter Krumhoff leiten die Restrukturierung. Die 365 Mitarbeitende sind informiert.
Auch Preckel geht in die Eigenverwaltung
Preckel Automobile hat ein vorläufiges Eigenverwaltungsverfahren eingeleitet. Dieses soll das Unternehmen neu aufstellen und langfristig sichern, teeilt das Unternehmen über den Sachwalter mit. Das Amtsgericht Krefeld hat die Eigenverwaltung angeordnet und Frank Kebekus (Kebekus Partner) als vorläufigen Sachwalter bestellt. Die Restrukturierung wird von Claus-Peter Kruth (AndresPartner) begleitet. Trotz der Herausforderungen in der Automobilbranche bleibt der Geschäftsbetrieb an den drei Standorten im Rheinland bestehen.
Zwei CoFo-Gesellschaften gehen in die Insolvenz
Das Amtsgericht Krefeld hat Jan-Philipp Hoos (White & Case) zum vorläufigen Insolvenzverwalter der Automobilzulieferer CoFo PWK und CoFo Räuchle bestellt. Die CoFo-Gruppe ist ein führender Komponentenlieferant mit 500 Mitarbeitern in Deutschland und setzt den Geschäftsbetrieb trotz Insolvenzantrag an den Standorten Krefeld und Dietenheim fort. Hoos und sein Team, darunter Till Forster und Jana Buscher (White & Case), arbeiten intensiv an der Stabilisierung der Unternehmen.
Parfümeriekette Pieper insolvent
Deutschlands größtes inhabergeführtes Parfümerieunternehmen, die Parfümerie Pieper, hat Ende November ein vorläufiges Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Das Amtsgericht hat Sarah Wolf (Anchor) als vorläufige Sachwalterin eingesetzt. Der Geschäftsbetrieb läuft uneingeschränkt weiter, sowohl im stationären Handel als auch online. Die Geschäftsführung wird von Philipp Grub (Grub Brugger) und Sven Pursche begleitet. Ziel sei die nachhaltige Sanierung und Zukunftssicherung des Unternehmens bei voller operativer Kontrolle, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung.
Vistafon-Unternehmen verkauft
Die Vistafon-Gruppe wurde erfolgreich aus der Insolvenz verkauft. Insolvenzverwalter Alexander Fridgen (Baker Tilly) und Hans-Wilhelm Goetsch (BGP Insolvenzverwalter) haben mit MVC Mobile Video Communication sowohl einen Käufer für Vistafon in München als auch Vistafon Consulting in Mainz gefunden. Ursprünglich war eine Fusion der Gesellschaften geplant, die jedoch scheiterte und zur Insolvenz führte. Dank der engen Zusammenarbeit der Verwalter und eines M&A-Teams konnten wesentliche Kundenbeziehungen und Arbeitsplätze erhalten bleiben.
Starug von Accentro abgeschlossen
Das Immobilienunternehmen Accentro hat eine umfassende finanzielle Restrukturierung abgeschlossen. Latham & Watkins unterstützte das Unternehmen unter Führung von Daniel Splittgerber bei der Umsetzung eines Starug-Verfahrens, das eine tiefgreifende Umstrukturierung der Anleihen und die Ausgabe einer neuen Super Senior-Anleihe beinhaltete. Die Aktionärsstruktur wurde neu geordnet und der Aufsichtsrat neu besetzt. Diese Maßnahmen erfolgten in enger Zusammenarbeit mit einer Ad-hoc-Gruppe von Anleihegläubigern, die auch eine neue Finanzierung bereitstellten.
Erstmals in Deutschland wurde ein vollständiger Kapitalschnitt vermieden, indem Altaktionäre trotz Kapitalherabsetzung beteiligt blieben. Eine Kapitalerhöhung erfolgte unter Ausschluss der Bezugsrechte der Altaktionäre. Das Restrukturierungsgericht ersetzte die Zustimmung der Aktionäre zum Plan. Ein Team von Milbank geleitet von Mathias Eisen und Marlene Ruf beriet das Ad-hoc-Komitee der Anleihegläubiger, das bereits bei einer früheren Transaktion involviert war. Die Restrukturierung umfasste auch die Ausgabe von 77 Millionen Euro an neuen Super-Senior-Anleihen, um bestehende Überbrückungsanleihen abzulösen.
Enomyc expandiert in die USA
Die Unternehmensberatung Enomyc eröffnet einen neuen Standort in Anderson, South Carolina, wie das Unternehmen bekanntgab. Unter der Leitung von Franz Wenzel will die US-Tochtergesellschaft Unternehmen bei Transformations-, Wachstums- und Restrukturierungsprojekten unterstützen. Die strategische Expansion ziele darauf ab, europäische Transformationsmethoden mit amerikanischer Umsetzungskraft zu verbinden. Die Upstate-Region biete mit über 575 internationalen Unternehmen, darunter 140 deutsche, ein dynamisches Umfeld. Enomyc will auf lokale Consultingexperten mit Erfahrung in Turnaround-Prozessen setzen und Netzwerke wie das American Bankruptcy Institute für Geschäftskontakte nutzen. Die Zielkunden sind mittelständische und große Unternehmen aus der Automobilindustrie und industriellen Lieferketten.
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Esra Laubach ist Redakteurin bei FINANCE und widmet sich schwerpunktmäßig den Themen Transformation, Restrukturierung und Recht. Sie ist Sprach- und Kommunikationswissenschaftlerin. Vor FINANCE war sie rund fünf Jahre als Legal-Journalistin für den Juve Verlag in Köln tätig, wo sie auch ihr journalistisches Volontariat absolvierte. Esra Laubach arbeitete während ihres Studiums multimedial u.a. für das ARD-Morgenmagazin, mehrere Zeitungen und moderierte beim Hochschulradio Kölncampus.
