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Permira Debt will in Deutschland wachsen

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Bei Parship stellte Permira Debt einst die Mittel für die Übernahme durch den Private-Equity-Investor Oakley Capital zur Verfügung. Deals wie diese könnten wir in Zukunft häufiger sehen, denn Permira Debt will in Deutschland Gas geben.
opolja / iStock / Thinkstock / GettyImages

Permira befindet sich im Fundraising für den dritten Debt-Fonds und will die frischen Gelder auch für eine Ausweitung ihres Engagements im deutschen Private-Debt-Markt nutzen: „Wir planen, im deutschen Private-Debt-Markt zu wachsen.“ Das kündigte Janine Harion, Investmentmanagerin von Permira Debt Managers, gegenüber FINANCE an. Aktuell hat Permira Debt Managers, das Fremdkapitalvehikel des bekannten Londoner Finanzinvestors, rund 3 Milliarden Euro Fremdkapital an 94 Unternehmen aus zwölf Ländern ausgereicht. Der derzeitige Fonds mit einem Volumen von 800 Millionen Euro ist weitgehend ausinvestiert.

In Deutschland hat Permira Debt bislang erst 12 Prozent seiner Mittel investiert, weniger als im Heimatmarkt UK (44 Prozent) und im Benelux-Raum (16 Prozent). Laut Janine Harion liegt das durchschnittliche Einzelinvestment von Permira Debt Managers derzeit in der Regel zwischen 40 und 50 Millionen Euro.

Permira Debt gelingt schneller Exit bei Parship

Eine Blaupause für künftige Transaktionen in Deutschland könnte der vor wenigen Tagen erfolgte Verkauf der Singlebörse Parship Elite für eine Gesamtbewertung von 300 Millionen Euro an den Medienkonzern Pro Sieben Sat.1 werden. Verkäufer ist der Londoner Private-Equity-Investor Oakley Capital, an dessen Seite Permira Debt engagiert war. Permira Debt hatte im April vergangenen Jahres aus dem Fonds „Permira Credit Solutions II“ die Finanzierung für den Kauf bereit gestellt. Diese Mittel werden nun schon nach nur etwas mehr als einem Jahr zurückgeführt – mit einem nicht bekannten Aufschlag für den Debt-Provider Permira.

Obwohl Parship nach dem Erwerb durch Oakley mit einem Leverage von 3x Ebitda (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) relativ gering verschuldet wurde, waren die Banken an der Finanzierung der Buy-and-Build-Strategie nicht sonderlich interessiert, da Parship als Internet-Unternehmen über keine nennenswerten Kreditsicherheiten verfügt.

Debt-Investoren wie Permira Debt Managers haben damit weniger Probleme, solange die Cashflowprognosen eine gute Schuldentragfähigkeit signalisieren. Das Fehlen größerer Sicherheiten macht den Kredit für Banken hingegen unprofitabler, da sie ihn mit mehr Eigenkapital unterlegen müssen. 

Banken wehren sich gegen Permira und andere Debt-Fonds

Kampflos überlassen die Banken den Debt-Fonds das Feld aber nicht. Haben die Debt-Fonds 2014 und 2015 auch in Deutschland noch rasant Marktanteile erobert, so bewegt sich ihr Marktanteil in diesem Jahr im deutschen Mid-Market eher seitwärts bei rund 20 bis 25 Prozent. Die Banken wehren sich, indem sie die Covenants aufweichen und Kreditnehmern dadurch mehr Flexibilität geben. Das ist traditionell auch eine Stärke der Debt-Fonds und damit ein Gegenangriff der Banken, der Wirkung zeigt. Ganz ohne Covenants finanzieren Debt-Fonds hingegen so gut wie nie, da ihnen die mit Covenants verbundenen Eingriffs- und Korrekturmöglichkeiten zum Schutz ihrer Investments sehr wichtig sind.

Die Debt-Fonds werfen vor allem die im Vergleich zu Banken größere Flexibilität bei der Ausgestaltung des Kredits in die Waagschale. Beispiel Zinszahlung: Während Banken meist monatlich oder jährlich Zinsen abrechnen, bieten Debt-Fonds sogenannte PIK-Notes (Payment-in-Kind) an. Bei dieser Art von Kredit werden alle Zinszahlungen an das Laufzeitende verschoben. Das ist vor allem für wachstumsstarke Unternehmen interessant, da ihr Cashflow während der Expansionsphase entlastet wird. Die PIK-Note birgt jedoch das Risiko, dass der Verschuldungsgrad stark ansteigt, wenn die Wachstumspläne nicht aufgehen. Entsprechend teurer sind diese Finanzierungen.

Auch die Handlungsschnelligkeit bei der Anbahnung von Buy-outs spricht für Debt-Fonds und gegen Banken. Doch diese Herangehensweise, die stark an das Private-Equity-Modell erinnert, wo viele Private-Debt-Provider auch herkommen, hat ihren Preis: Während Banken sich bei Senior-Buy-out-Finanzierungen derzeit mit Margen von rund 400 Basispunkten zufrieden geben, verlangen Debt-Fonds 50 bis 100 Prozent mehr. Allerdings sind die Debt-Fonds-Finanzierungen häufig als so genannte Unitranche strukturiert, die implizit auch nachhaltige Finanzierungselemente mit Mezzanine-Charakter enthält.

Private-Debt-Investoren kämpfen mit stagnierendem Dealflow

Derzeit konzentrieren sich die Aktivitäten der Debt-Fonds in Deutschland nach wie vor auf die Finanzierung von Private-Equity-Transaktionen. Besonders attraktiv ist das derzeit aber nicht – vor allem weil Permira nicht der einzige Anbieter ist, der im Private-Debt-Bereich wachsen will. Grund: Der deutsche Mid Market für Private-Equity-Deals wächst unter dem Strich seit Jahren nicht mehr. Für „normale“ deutsche Unternehmen sind klassische Bank- oder Anleihefinanzierungen hingegen immer noch attraktiver als die Partnerschaft mit den agilen Debt-Providern.  

Die in Deutschland hartnäckige Zurückhaltung der Kreditnehmer hat aber auch noch einen anderen handfesten Grund. Das Aufkommen der Debt-Fonds ist ein Post-Finanzkrise-Symptom. Die meisten Anbieter hatten noch nicht mit einer Häufung von Krisenfällen in ihren Portfolios zu kämpfen. Wie sich die Private-Debt-Fonds verhalten, wenn durch einen Marktschock auf einen Schlag zahlreiche Portfoliounternehmen in Bedrängnis geraten, gilt als die große Unbekannte. Die Private-Equity-Industrie hat diese Herausforderung nach Lehman gut gemeistert. Ein lösungsorientiertes Agieren der Fremdkapitalgeber ist für Unternehmen im Krisenfall aber noch wichtiger als die Haltung ihrer Gesellschafter.

philipp.habdank[at]finance-magazin.de

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