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UBS ersetzt CEO Ralph Hamers durch Sergio Ermotti

Sergio Ermotti (links) übernimmt den CEO-Job von Ralph Hamers bei der UBS. Fotos: Swiss Re/UBS
Sergio Ermotti (links) übernimmt den CEO-Job von Ralph Hamers bei der UBS. Fotos: Swiss Re/UBS

Gerade einmal neun Tage sind seit der Übernahme der Credit Suisse und der Ankündigung der UBS, deren bisheriger CEO Ralph Hamers werde die neue Riesenbank künftig führen, vergangen. Nun hat sich der Verwaltungsrat überraschend anders entschieden und ernennt den ehemaligen Bankchef Sergio Ermotti zum neuen Group Chief Executive Officer. Nach der Generalversammlung am 5. April soll Ermotti als CEO der Gruppe und Präsident der Konzernleitung wirken.

„Wir zweifeln nicht an Ralphs Fähigkeiten, aber wir hatten das Gefühl, dass wir ein besseres Pferd im Stall haben“, kommentierte Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher die Entscheidung am Mittwochmorgen in einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz.

Ralph Hamers tritt zurück

Hamers habe sich auf Bitten des Verwaltungsrates hin bereit erklärt, zurückzutreten. Er werde nach Angaben der Bank zunächst bei der UBS bleiben und Ermotti während einer Übergangsphase beratend zur Seite stehen, um einen erfolgreichen Abschluss der Transaktion und eine reibungslose Übergabe zu gewährleisten. „Das wird mehrere Monate dauern“, erklärte Hamers. „Wohin ich dann gehe, werden wir sehen.“

Der Verwaltungsratschef dankte Hamers für seine Leistungen „sowie für sein Verständnis der aktuellen Situation und seine Bereitschaft, von seinem Amt zurückzutreten.“

Hamers hatte bei der UBS zuletzt für ein straffes Kostenmanagement und eine hohe Risikodisziplin gesorgt sowie die Digital- und Nachhaltigkeitsagenda der Bank vorangetrieben. Durch Dividenden und Aktienrückkäufe konnte er Rekordrenditen für die Aktionäre erzielen, was sich positiv auf den Aktienkurs ausgewirkt hatte. Zudem war Hamers maßgeblich an der von der Schweizer Regierung forcierten Übernahme der Credit Suisse beteiligt. Die Integration der Credit Suisse voranzutreiben, „hätte ich eindeutig liebend gerne übernommen“, betonte Hamers während der Pressekonferenz.

Sergio Ermotti war Hamers Vorgänger als UBS-CEO

Ermotti kennt die UBS gut, neun Jahre war er deren CEO, bevor er den Stab 2020 an Hamers übergab. Davor war er fünf Jahre bei der Unicredit und 16 Jahre bei Merril Lynch. Aktuell ist Ermotti Verwaltungsratsvorsitzender der Swiss Re. Diese Position wird er nach einer Übergangszeit abgeben.

Die UBS hatte Ermotti damals nach der globalen Finanzkrise 2008 neu positioniert. Er baute insbesondere das weltweit führende Wealth- und Asset-Management-Geschäft um und stellte die Schweizer Universalbank in den Mittelpunkt. Zudem verringerte Ermotti die Präsenz der Investmentbank und führte nach Angaben der UBS „einen tiefgreifendenden Kulturwandel innerhalb der Bank herbei“.

„Dank dieser einzigartigen Erfahrung und seiner profunden Kenntnis der Finanzdienstleistungsbranche in der Schweiz und weltweit ist Sergio P. Ermotti bestens geeignet, die Integration der Credit Suisse voranzutreiben“, heißt es in der Mitteilung der UBS.

Der aus der italienischsprachigen Schweiz stammende Ermotti freut sich offensichtlich auf die neue Aufgabe: „In diesem wichtigen Moment zurückzukommen und die Situation zu managen ist eine Herausforderung, aber auch eine Pflicht. Ich bin vollständig begeistert“, betonte Ermotti. Er habe stets gefühlt, dass das nächste Kapitel, das er mit der Bank schreiben wolle, eine Transaktion werden würde.

Die Größe der künftigen UBS sei wichtig, aber nicht bedrohlich. Die Schweiz benötige eine große Bank, um weiterhin als weltweit führender Finanzplatz zu bestehen. „Größe ist kein Problem, wenn sie gut gemanaged wird“, ist Ermotti überzeugt.

Entlassungen im Investment Banking zu erwarten

Er werde so lange bleiben, wie man ihn haben wolle und bis die Aufgabe erledigt sei. Gleichzeitig warnte Ermotti vor vorschnellen Entscheidungen, die man später bedauern werde. Die Integration der Credit Suisse werde einige Monate dauern.

Inwieweit diese zu Entlassungen führen wird, wollte das Management noch nicht sagen. Fest steht jedoch, dass das Investment Banking Federn lassen wird. Insbesondere in diesem Bereich der Credit Suisse sieht Aufsichtsratschef Kelleher eine „schlechte Kultur“, während andere Segmente der Bank „höchstwahrscheinlich weitestgehend sauber“ seien.

Die Skandalkultur der Credit Suisse wolle sich die UBS nicht ins Haus holen und sicherstellen, dass nur diejenigen Mitarbeiter bei der Bank bleiben, deren Kultur zur UBS passt. Der geplante Umbau reicht bis hinauf ins Management. Auch dort will Ermotti prüfen, wer die fähigsten Köpfe in der UBS und Credit Suisse sind – und bei Bedarf entsprechend umbauen.

Erika von Bassewitz ist Redakteurin bei FINANCE. Sie hat Philosophie und Französisch an der Humboldt-Universität in Berlin sowie an der Université de Genève studiert und mit einem Magister Artium abgeschlossen. Vor FINANCE war sie mehr als acht Jahre Redakteurin in der Multimediaredaktion des Medienhauses der EKHN. Davor war sie unter anderem Redakteurin beim HR-Magazin von monster, freie Autorin bei Deutsche Welle TV und freie Mitarbeiterin bei der Westdeutschen Zeitung.