Greensill: Das lief bei Prüfern, Aufsicht und Partnern falsch

Der 16. März 2021 markiert ein einschneidendes Datum bei der Greensill Bank: Über das Bremer Institut, das bis 2014 als Nordfinanz firmierte, wurde an diesem Tag ein Insolvenzverfahren eröffnet. „Greensill, wer?“, werden sich bis dahin nicht wenige gefragt haben, schließlich agierten die Bremer Bank und ihre britisch-australische Mutter Greensill Capital in Nischenbereichen der Finanzwelt, speziell dem Supply Chain Finance. Doch in vielen Kommunen herrschte Alarmstimmung: Eschborn, Monheim, Wiesbaden – sie alle hatten Millionen bei der unbekannten Bremer Bank angelegt, um Negativzinsen zu vermeiden. Nun stehen die Kämmerer vor dem Totalverlust, die Steuergelder sind vermutlich verloren. Aufgerüttelt reagierten aber auch Finanzabteilungen, die die Supply-Chain-Finance-Plattform von Taulia im Einsatz haben. Das US-amerikanische Fintech hatte lange eng mit Greensill Capital kooperiert. „Nachdem die Themen bei Greensill bekannt wurden, waren wir sehr alarmiert“, erinnert sich Oliver Seidl, CFO bei DB Schenker. „Wir haben dann kurzfristig alternative Zahlungsmöglichkeiten abgerufen.“ Im Gegensatz zu den Kommunen zählte Schenker nach eigenen Angaben zu den Glücklichen, die kein Geld verloren haben. Greensill habe „bis dahin lediglich die Zwischenfinanzierung übernommen, also keine Guthaben verwahrt“, betont Seidl: „Wichtig war aus unserer Sicht, das funktionierende System der Lieferantenfinanzierung aufrechtzuerhalten.“ Ob Geldanlage oder Lieferantenfinanzierung: Der Fall Greensill wirft erneut ein schlechtes Licht auf die Finanzaufsicht Bafin, aber auch auf die für Greensill zuständigen Wirtschaftsprüfer von Ebner Stolz und Ratingagenturen wie Scope. Nach dem Skandal bei dem Zahlungsdienstleister Wirecard schwindet der Glaube in ein funktionierendes Finanzsystem. Greensill-Skandal: Warnsignale ab 2020 Doch der Reihe nach. Was ist dieses Mal passiert? Der Insolvenz im März war einige Tage zuvor ein Moratorium der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) vorausgegangen. Der Grund: Die Aufsicht hatte in einer forensischen Prüfung durch KPMG festgestellt, dass die Greensill Bank den Nachweis über die Existenz von bilanzierten Forderungen, die sie von der GFG Alliance (Gupta Family Group Alliance) angekauft hatte, nicht erbringen konnte. GFG gehört zum Imperium des indisch-britischen Unternehmers Sanjeev Gupta. Die Finanzierung seiner Stahlwerke hängt maßgeblich an Greensill Capital, der britischen Mutter der gleichnamigen Bank. Im Raum stehen nun Vorwürfe, durch komplexe Transaktionen und deren Verbriefung könnten Werte suggeriert worden sein, die es in Wirklichkeit nicht gab. Dass undurchsichtige Finanzstrukturen aufgebaut und verbrieft werden, erinnert an die Subprime-Krise am US-Immobilienmarkt vor über zehn Jahren. Dieses Mal hat Credit Suisse ein milliardenschweres Exposure gegenüber Greensill Capital aufgebaut und dabei offenbar nicht gewusst, wie wenig werthaltig die finanzierten Forderungen zum Teil waren. „Kreditversicherungen reichten offenbar aus, um wichtige Due-Diligence-Prozesse zu vernachlässigen“, sagt ein Branchenkenner. Die Bremer Greensill Bank diente als wichtige Refinanzierungsquelle der GFG-Gruppe. Greensill Greensill Capital wurde 2011 von Lex Greensill gegründet. Die britisch-australische Gesellschaft konzentrierte sich auf Supply Chain Finance und erwarb Anfang 2014 die Nordfinanz Bank (Bremen), die daraufhin in Greensill Bank umbenannt wurde. Die Bremer Bank spezialisierte sich hernach auf das Einlagengeschäft sowie Reverse Factoring und Supply Chain Finance. Einlagen warb die Bank auch über Plattformen wie Weltsparen und Zinspilot ein. Verdächtige Zahlen in der 2019er Bilanz von Greensill Bereits seit 2020 soll die Bafin dies untersucht haben. Speziell die Zahlen des Geschäftsjahres 2019 erschienen Beobachtern sehr auffällig: Warum versechsfachte sich die Bilanzsumme gegenüber dem Vorjahr auf 3,8 Milliarden Euro? Und warum schwollen Kundenforderungen und Verbindlichkeiten enorm an? Auch das Eigenkapital soll um das 7,2fache auf 522 Millionen Euro gewachsen sein. Manche werfen der Aufsichtsbehörde nun vor, nicht früher kommuniziert zu haben. Die Bafin beruft sich aber auf ihre Verschwiegenheitspflicht. Und hätte die Behörde zu früh von ihren Zweifeln berichtet, könnte allein dies eine Bank zusammenbrechen lassen. Nach der Pleite der Greensill Bank ist der Schaden groß, besonders im öffentlichen Sektor: Gleich 36 Kommunen hatten der Bremer Bank mit britisch-australischer Muttergesellschaft nach Informationen von „Der Neue Kämmerer“, einer Schwesterpublikation von FINANCE, Gesamteinlagen in Höhe 277,9 Millionen Euro anvertraut. 26 davon haben sich für eine Sammelklage zusammengeschlossen. Der Freistaat Thüringen hat allein 50 Millionen Euro in den Sand gesetzt. Auch Rundfunkanstalten wie NDR, SWR und SR sind geschädigt. Die Betroffenen prüfen jetzt Rechtsansprüche. Von der Einlagensicherung sind Kommunen im Gegensatz zu Privatanlegern seit einer Reform 2017 nicht geschützt. Externer Inhalt von Datawrapper Um externe Inhalte anzuzeigen, ist Ihre widerrufliche Zustimmung nötig. Dabei können personenbezogene Daten von Drittplattformen (ggf. USA) verarbeitet werden. Weitere Informationen. Immer entsperren Einmalig entsperren Die Kämmerer sehen sich nun mit dem Vorwurf konfrontiert, zu naiv investiert zu haben. Hohe Zinsen von bis zu 0,7 Prozent im Jahr hätten in der Negativzinsphase eigentlich Misstrauen wecken müssen. Stattdessen legten die Kämmerer Millionensummen bei der Greensill Bank an. 16 Millionen Euro etwa im Falle von Weissach – einer 7.500-Einwohner-Gemeinde in der Nähe Stuttgarts, die für Porsches Testzentrum bekannt ist. Nicht bekannt ist bislang, ob auch Unternehmen bei Greensill exponiert sind, die ja gleichermaßen von Negativzinsen betroffen sind, wie kürzlich eine Umfrage der FINANCE-Schwesterpublikation „DerTreasurer“ zeigte. Greensill sei „keine seriöse Verbindung, für die man Counterparty Limits vergibt“ kommentiert ein Treasurer eines großen Mittelständlers, der anonym bleiben will. Für das Vorgehen der Kämmerer hat er wenig Verständnis. Man prüfe „Haftungsthemen und die Teilnahme am Sicherungswerk“ genau, bevor man Geld überweise. Auch aus dem Treasurer-Verband VDT heißt es, dass „kein Treasurer“ sich dazu gemeldet habe. Womöglich werden Fälle unter den Teppich gekehrt, aus Scham vor der Bekenntnis. Greensill und der Fall Taulia Neben den kommunalen Finanzern wurde auch ein Spezialbereich aus dem Corporate Finance, der eigentlich als grundsolide galt, von dem Skandal durchgerüttelt: Supply Chain Finance (SCF). Durch die Coronakrise ist die Nachfrage nach Lieferantenfinanzierung in den vergangenen Monaten stark gewachsen. War das Feld früher von Banken dominiert, machen sich inzwischen auch Fintech-Plattformen breit. Ein Anbieter, der nachweislich mit Greensill kooperiert hat, ist Taulia. Die US-Firma zählt neben DB Schenker renommierte Unternehmen wie Lidl und Coca-Cola zu ihren Kunden. Supply Chain Finance Bei Supply Chain Finance (SCF) bieten Abnehmer ihren Kunden Zwischenfinanzierungen an, die von Banken und Finanzdienstleistern dargestellt werden. Durch das Aufkommen von spezialisierten SCF-Plattformen wird die Lieferantenfinanzierung von einzelnen Banken abgekoppelt, verschiedene Investoren und Geldhäuser, die nicht direkt in einer Kundenbeziehung mit den Abnehmern stehen, springen ein. Das Fintech Taulia nutzte Gelder von Greensill Capital als Refinanzierungsquelle. Taulia betonte im März auf Anfrage von „DerTreasurer“, Greensill sei nur einer von „mehreren Finanzierungpartnern“ gewesen. Taulia habe ein exklusives Kurzfrist-Arrangement mit der in London ansässigen Muttergesellschaft Greensill Capital gehabt, das aber bereits im Jahr 2019 geendet habe. Greensill Capital hatte gemeinsam mit Credit Suisse milliardenschwere Fonds aufgelegt. Als die Vorwürfe aufkamen, löste die Schweizer Bank die Geldtöpfe eilig auf. Greensill Capital ging ebenfalls im März in die Insolvenz. So weit bekannt, war Taulia das einzige SCF-Fintech, das mit Greensill in größerem Ausmaß verbandelt war. Die Verunsicherung im SCF-Markt war nach Bekanntwerden der Schieflage dennoch groß – und strahlte auch auf andere derartige Plattformen ab. Fintechs wie CRX Markets, Cflox, Crossinx und Traxpay beteuerten flugs, keinerlei Verbindungen zu Greensill zu haben. „Ich habe mit vielen besorgten Kunden gesprochen“, sagt der Manager eines Fintechs. Man wolle sich schnellstmöglich von etwaigen unlauteren Geschäften distanzieren. Der Rauch hat sich mittlerweile etwas gelegt. Rund um Taulia gab es offenbar keine Ausfälle aufgrund der Greensill-Pleite. Die Kunden der Plattform sind überwiegend im Investmentgrade geratet und konnten ihre Rechnungen problemlos begleichen. Zudem sprangen Taulia schnell namhafte Banken zur Seite: Ein von JP Morgan angeführtes Konsortium um Unicredit, UBS und die spanische BBVA stellte noch im März 6 Milliarden US-Dollar Funding zur Verfügung. Die Rolle der Wirtschaftsprüfer von Ebner Stolz Das junge Feld der Supply Chain Fintechs muss um seinen Ruf kämpfen, Kommunen und andere Anleger stehen vor großen Verlusten. Hätte es so weit kommen müssen? Oder hätte der Skandal verhindert oder zumindest früher aufgedeckt werden können? Damit rückt neben der Bafin auch der Abschlussprüfer der Bremer Greensill Bank in den Fokus. Die mittelständische Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Ebner Stolz hatte die Bank seit 2013 geprüft und alle Bilanzen uneingeschränkt testiert – auch den letzten veröffentlichen Geschäftsbericht aus dem Jahr 2019. Nun wird zunehmend Kritik an dem Next-Ten-Haus Ebner Stolz laut. Auch die Bafin, selbst bei Greensill in der Schusslinie, scheint Versäumnisse bei den Abschlussprüfern zu sehen: Die Aufseher sollen „erhebliche Zweifel“ daran haben, dass die Prüfung der Bremer Bank korrekt abgelaufen sei, berichtete vor kurzem etwa ein Insider gegenüber der „Wirtschaftswoche“. Daher soll die Bafin die Prüferaufsicht APAS damit beauftragt haben, die Arbeit von Ebner Stolz genauer zu untersuchen. Inzwischen will der Prüfer einem „Bloomberg“-Bericht offenbar selbst sein Testat für Jahresabschlüsse zurückziehen – für welche Geschäftsjahre, ist nicht bekannt. Auf FINANCE-Anfrage gab Ebner Stolz an, dass man sich wegen der Verschwiegenheitspflicht aktuell grundsätzlich nicht zum Fall Greensill äußere. „Viele Parteien, die Geld verloren haben, prüfen jetzt, ob der Abschlussprüfer in Haftung genommen werden kann“, berichtet Martin Kühler, Rechtsanwalt bei den Anlegerkanzlei Tilp, die auch schon im Fall Wirecard aktiv ist. „Die Hürden für einen Haftungsanspruch sind recht hoch. Der springende Punkt dabei ist: Inwiefern ist der Wirtschaftsprüfer möglichen Verdachtsmomenten nicht ausreichend nachgegangen?“ Was hat Ebner Stolz bei Greensill geprüft? Picture Alliance/Empics/Danny Lawson Sanjeev Gupta und Liberty Steel: der Schattenmann im Greensill-Skandal Während es bei Wirecard schon seit über zehn Jahren Hinweise seitens Shortsellern, Journalisten oder Whistleblowern auf Unregelmäßigkeiten gab, ist die Lage bei der Greensill Bank weniger eindeutig. Doch auch bei der Privatbank gab es in der Vergangenheit Entwicklungen, die hätten stutzig machen können. Der Verdacht, dass mit den Zahlen etwas faul sein könnte – insbesondere mit den Forderungen gegenüber der Gupta-Gruppe –, kommt nicht aus völlig heiterem Himmel. Gupta gilt schon länger als undurchsichtig. 2018 schlitterte der Schweizer Vermögensverwalter GAM in eine Krise, nachdem er Handelsverbriefungen gekauft hatte, die mit Gupta in Verbindung standen. Greensill Capital fungierte als Mittler. Im Zuge dessen offenbarten sich die engen Verstrickungen zwischen Greensill und Gupta, auch berichtete die „Financial Times“ damals erstmals von Klumpenrisiken. Diese ergaben sich daraus, dass Verbriefungen von Greensill in großem Umfang in Bezug zur Gupta-Gruppe standen. 2020 begann auch die Bafin, sich intensiver mit ausländischen Aufsichtsbehörden über die Verbindungen zwischen Greensill und Gupta auszutauschen, berichtet das Fachportal „Finanz-Szene“. Anfang März des vergangenen Jahres habe die Bank zudem Auflagen erhalten, ihr Exposure gegenüber der Gupta-Gruppe zu limitieren. Ebner Stolz prüfte die Greensill-Forderungen genau Das uneingeschränkte Testat stellte Ebner Stolz allerdings erst am 25. März 2020 aus – die Prüfer hätten die jüngsten Entwicklungen also bei ihrer Entscheidung berücksichtigen müssen. Hatte Ebner Stolz diese Risiken im Blick? Auch dazu äußern sich die Prüfer wegen der Verschwiegenheitspflicht nicht. Rudimentäre Hinweise darauf, was Ebner Stolz geprüft hat, liefert nur der Bestätigungsvermerk im Geschäftsbericht 2019. Darin finden sich die sogenannten Key Audit Matters, also jene Inhalte, die sich die Prüfer bei ihrer Arbeit besonders intensiv angesehen hatten. Dort fällt direkt auf: Ausgerechnet die „Werthaltigkeit der Kundenforderungen“, also jener Posten, der Greensill 2021 letztlich das Genick gebrochen hat, gehörte zu den Prüfungsschwerpunkten. 2019 war das Volumen der Forderungen massiv in die Höhe geschossen, von knapp 500 Millionen Euro im Vorjahr auf rund 2,8 Milliarden Euro. Ein Grund für Ebner Stolz, die Werthaltigkeit der Forderungen genauer unter die Lupe zu nehmen, immerhin stellen sie „einen wesentlichen Teil der Bilanzsumme der Bank dar“, erklärten die Prüfer. Sie untersuchten, wie die Prozesse sind, mit denen die Forderungen verbucht werden, darunter auch die IT-Systeme. Zudem beurteilten die Wirtschaftsprüfer stichprobenartig die Werthaltigkeit der Forderungen, indem sie unter anderem die „wirtschaftlichen Verhältnisse der Kreditnehmer gewürdigt“ haben. Fazit: „Wir konnten uns davon überzeugen, dass die eingerichteten Prozesse und Kontrollen grundsätzlich angemessen und geeignet sind, um die Werthaltigkeit der Forderungen zu gewährleisten.“ Waren die bilanzierten Forderungen 2019 womöglich tatsächlich noch korrekt? Oder hatten die Prüfer zwar den richtigen Riecher für die aufgeblähte Bilanzposition, aber keine Beweise für Manipulationen finden können? „Falls einem Prüfer professionell gefälschte Unterlagen vorgelegt werden, kann es durchaus sein, dass er keinen Fehler findet“, gibt Bilanzierungsexpertin Carola Rinker zu bedenken. „Da es bei Greensill schon im Vorfeld vereinzelt Hinweise auf Probleme gab und die Position auffällig hoch war, sollte ein Prüfer natürlich besonders genau hinsehen und womöglich sogar eine forensische Prüfung einleiten.“ Ebner Stolz sah Probleme im Kernbankensystem FINANCE-Themenseite Next Ten Der Wirtschaftsprüfermarkt ist im Umbruch – das beeinflusst auch die Next Ten, das Verfolgerfeld der Big Four. Die neuesten Entwicklungen können Sie hier nachlesen. Mehr zum Thema Dass Ebner Stolz Forensiker einbezogen hätte, geht aus dem Bestätigungsvermerk nicht hervor. Doch noch etwas erregt Aufmerksamkeit: Ein weiterer Prüfungsschwerpunkt beschäftigt sich mit der „Integrität und Ordnungsmäßigkeit der rechnungslegungsrelevanten Daten“. So berichtet Ebner Stolz, dass es 2019 im Betrieb des Kernbankensystems beim Auslagerungspartner Fiducia „fehlende oder mangelnde Berechtigungskonzepte und Prozessschwächen bei der Funktionstrennung und der Umsetzung minimaler Berechtigungsvergaben“ gab. „Eine solche Formulierung deutet darauf hin, dass es Personen gab, die viele verschiedene Zugriffsrechte gleichzeitig hatten“, erklärt Patrick Müller von Mr01Analytics. Der Experte hat sich auf forensische Datenanalyse und die Aufdeckung von IT-Betrug spezialisiert. Grundsätzlich sei das nicht ungewöhnlich – jedes Unternehmen hat Systemadministratoren und sogenannte Key-User, die im Notfall oder zur Einzelkorrektur auf alles zugreifen können müssen. „Dabei ist es aber wichtig, dass diese außergewöhnlichen Zugriffe ganz genau geregelt und protokolliert werden, damit nachvollzogen werden kann, wer was wann und wie gemacht hat – und genau dabei gab es offenbar Versäumnisse“, meint der Forensiker und bezieht sich dabei auf die Formulierung im Bestätigungsvermerk, dass es Schwächen bei der „Aufzeichnung von hochprivilegierten Tätigkeiten“ gab. Schwächen im System von Greensill: Nur Zufall? Dass das ein größeres Problem werden könnte, hat auch Ebner Stolz erkannt: „Die festgestellten Schwächen können zu einer fehlenden Integrität der in der Rechnungslegung verarbeiteten Daten führen und damit die Ordnungsmäßigkeit der Rechnungslegung kompromittieren, wenn unsachgemäß Veränderungen in den Datenbeständen vorgenommen werden.“ Um die Integrität der Daten sicherzustellen, haben die Wirtschaftsprüfer Interviews mit den Mitarbeitern bei Fiducia geführt, einzelne Zugriffe anhand von Log-Daten nachvollzogen oder die Gesamtliste der Anfragen im Ticketsystem von Greensill mit der Liste bei Fiducia verglichen – vieles stichprobenartig. Fazit der Prüfer: Es hätten sich keine Hinweise ergeben, dass die Daten im Jahr 2019 kompromittiert worden seien. Auffällig ist so ein größeres Problem bei einem externen Dienstleister dennoch – ausgerechnet in dem Jahr, in dem die angekauften Forderungen in die Höhe geschossen sind. Ob es einen Zusammenhang zwischen dem Skandal und den Schwächen im System gibt, oder ob es purer Zufall ist – unklar. FISG soll Bilanzskandale verhindern Je genauer man bei Greensill hinschaut, desto mehr Fragen kommen auf. Neben dem augenscheinlichen Versagen der deutschen Aufsicht bei der Greensill Bank hat der Fall Greensill auf internationaler Ebene aber auch eine politische Dimension: Da wären etwa australische und britische Politiker wie der ehemalige britische Premierminister David Cameron, die für Greensill kräftig Lobbyismus betrieben haben. In den USA werden dem Greensill-Kunden Bluestone enge Verbindungen zum Lager von Ex-Präsident Donald Trump nachgesagt. Bluestone-Besitzer ist die Familie des republikanischen Gouverneurs Jim Justice. FISG Mit dem Gesetz zur Stärkung der Finanzmarktintegrität (FISG) sollen Bilanzskandale wie bei Wirecard und Greensill künftig verhindert werden. Mit Maßnahmen wie häufige Rotation, höhere Haftung oder Trennung von Prüfung und Beratung sollen Prüfer strenger reguliert werden. Seit Ende vergangenen Jahres liegt ein Entwurf vor, der im Juli 2021 in Kraft treten soll. Problematisch an dem Fall Greensill ist insbesondere, dass die zuständigen Stellen in Deutschland nach Steinhoff, Wirecard & Co. erneut Finanzrisiken nicht erkannt und Aufsichts- und Prüfmechanismen nicht funktioniert haben. Die Skandale der jüngeren Vergangenheit erschüttern das Vertrauen in das deutsche und internationale Finanzsystem. Mit dem Gesetz zur Stärkung der Finanzmarktintegrität (FISG) liegt ein Entwurf zu Stärkung der Sicherheitskontrollen zumindest für Deutschland vor. Doch der erhält derzeit noch viel Gegenwind – zu Unrecht, will man ein neues Greensill vermeiden. redaktion[at]finance-magazin.de

KNDS plant Börsengang und holt Ex-Renk-CFO an Bord

So könnte Private Equity das Fremdbesitzverbot bei Kanzleien umgehen

CFO-News: Vontobel, SMT Scharf, Die Bayerische

Eterna stellt Insolvenzantrag

Greensill: Das lief bei Prüfern, Aufsicht und Partnern falsch

Aktuelle Artikel

So könnte Private Equity das Fremdbesitzverbot bei Kanzleien umgehen

Eterna stellt Insolvenzantrag

FINANCE Daily

Weitere Inhalte zum Thema

KNDS plant Börsengang und holt Ex-Renk-CFO an Bord

So könnte Private Equity das Fremdbesitzverbot bei Kanzleien umgehen

CFO-News: Vontobel, SMT Scharf, Die Bayerische

FINANCE Multiples-Blog

Multiples im E-Commerce: KI und faire Preise locken Investoren

Die neuen Multiples für November 2025 sind da!

Zu Hohenlohe will mit PE-Geld den Beratungsmarkt aufmischen

Nachrichten

Themen

Unternehmen

FINANCE TV

FINANCE Köpfe

FINANCE Podcast

FINANCE Magazin

FINANCE Multiples

Research

Events

Newsletter

Abonnements

Mediadaten

Redaktion

Stellenmarkt

Partner

Kontakt