Mit Supply Chain Finance Liquidität freisetzen
Die Lieferkettenfinanzierung hilft Unternehmen dabei, das Working Capital zu optimieren und Liquidität freizusetzen. Auch Lieferanten profitieren davon, weil ihre Finanzierungskosten sinken. Gerade in Krisenzeiten – wie zuletzt in der Corona-Pandemie – wirkt Supply Chain Finance unterstützend. Alle Infos dazu finden Sie auf dieser Themenseite.
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Definition: Was ist Supply Chain Finance?
Supply Chain Finance (SCF) beschreibt, wie Lieferketten finanziert werden. Das Ziel dabei ist es, dass Unternehmen Liquidität in der Lieferkette freisetzen. Das gelingt, in dem ihre Verbindlichkeiten gegenüber Lieferanten durch eine Bank oder Fintech zwischenfinanziert werden. Die Supply Chain Finance ergänzt das Supply Chain Management (SCM), das sich vor allem den logistischen Prozessen der Lieferkette widmet.
Dabei berücksichtigt Supply-Chain-Finanzierung sowohl die Lieferanten- als auch die Abnehmerseite. Dazu können verschiedene SCF-Instrumente aufgesetzt werden.
Supply Chain Finance in Deutschland: Die Instrumente
Dynamic Discounting
Der CFO und seine Finanzabteilungen können im Rahmen der Lieferkettenfinanzierung verschiedene Instrumente nutzen. Zu den häufigsten SCF-Konzepten gehört unter anderem das Dynamic Discounting. Beim Dynamic Discounting zahlen Unternehmen aus ihrem eigenen Kapitalbestand frühzeitig Rechnungen, um im Gegenzug von den Lieferanten höhere Skonti eingeräumt zu bekommen. Je früher gezahlt wird, desto höher der Preisnachlass. Da Unternehmen hierbei keine externe Finanzierung von einem anderen Anbieter einholen, wird Dynamic Discouting von manchen Quellen nicht als SCF im engeren Sinne geführt.
Reverse Factoring
Ein weiteres klassisches SCF-Instrument ist das Reverse Factoring. Dabei zahlt nicht das Unternehmen selbst, sondern ein Zwischenfinanzierer (Bank oder Investor) vorzeitig den Lieferanten. Wie viel das Unternehmen dafür dem Zwischenfinanzierer bezahlen muss, hängt von der Bonität des Unternehmens ab. Durch Reverse Factoring können Unternehmen selbst ihr Working Capital verbessern und Liquidität zunächst einbehalten, da sie die tatsächlichen Zahlungsziele verlängern können.
Verbriefung
Die Verbriefung ist eine Unterform des Reverse Factorings. Dabei werden offene Rechnungen eines Unternehmens gegenüber vielen Lieferanten gebündelt, woraus dann ein handelbares Wertpapier (Asset Backed Security, ABS) entsteht. Die Laufzeit des Papiers richtet sich nach dem Zahlungsziel der Lieferanten.
Das sind die Anbieter von Supply Chain Finance
Um Supply Chain Finance umzusetzen, ziehen Unternehmen einen Anbieter Dienstleister hinzu. Das kann zum einen die Bank sein, die bei der Finanzierung hilft. Zum anderen gibt es Plattformlösungen, die von Supply Chain Finance Fintechs angeboten werden. Auch hier können Banken oder Investoren als Zwischenfinanzierer hinzugezogen werden. Das Fintech übernimmt dann gegen eine zusätzliche Gebühr administrativen Aufgaben.
Unterschiede bei den SCF-Plattformlösungen der Fintechs gibt es bei der Zusammenarbeit der Bank. Viele Fintechs arbeiten mittlerweile eng mit Banken zusammen und sind eine Partnerschaft eingegangen. So stieg etwa die Deutsche Bank bei dem Fintech Traxpay ein. Auch bei den SCF-Fintechs Taulia, C2FO und Cflox sind Banken als Miteigentümer an Bord. Das Fintech CRX Markets ist eine bankenunabhängige Plattform.
Vorteile von Supply Chain Finance
Supply Chain Finance bietet Unternehmen viele Vorteile. Die Lieferkette und Lieferantenanbindung wird durch SCF stabilisiert. Fällt beispielsweise ein Lieferant wegen Liquiditätsengpässen aus, kann dieser vom Unternehmen mit Liquidität unterstützt werden. Das soll auch die Loyalität der Lieferanten fördern.
Ein weiterer Vorteil ist, dass in der Regel Zahlungsziele verlängert werden können, die das Working Capital verbessern. Die Lieferanten akzeptieren das, weil sie das Geld vorher von den Zwischenfinanzierern erhalten. Das wiederum führt auch dazu, dass einige Finanzkennzahlen im Bereich Working Capital verbessert werden können, zum Beispiel Days Payables Outstanding (DPO) oder Cash Conversion Cycle (CCC).
Ebenfalls profitieren Unternehmen bei der Supply Chain Finance davon, dass viele Geschäftsprozesse automatisiert werden. Die Einführung eines SCF-Programms geht oft mit der Implementierung einer digitalen Plattform einher. Dadurch können Unternehmen ihren Purchase-to-Pay-Prozess automatisieren.
Nachteile von Supply Chain Finance
Vor allem im Mittelstand ist die Einführung von SCF allerdings noch zu teuer und aufwendig. Sie Mittelständler finanzieren dann eher über Eigenmittel oder Kreditlinien.
Der Ruf der Supply Chain Finance wurde außerdem die Greensill-Pleite angeratzt. Greensill Die Bank hatte sowohl existente Rechnungen zwischenfinanziert als auch künftige Forderungen, die nur prognostiziert waren – die Existenz konnte nicht nachgewiesen werden, Greensill musste Insolvenz anmelden. Der Fall könnte dazu führen, dass sich nun die Regulierung von SCF verändert. So könnte es etwa, strengere Regeln geben, die bestimmen, was unter Lieferantenfinanzierung fällt.