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Schwere Mängel bei der Credit Suisse im Fall Greensill

Die Schweizer Finanzmarktaufsicht hat das Verfahren gegen die Credit Suisse um den Fall Greensill abgeschlossen. Foto: Lucia - stock.adobe.com
Die Schweizer Finanzmarktaufsicht hat das Verfahren gegen die Credit Suisse um den Fall Greensill abgeschlossen. Foto: Lucia - stock.adobe.com

Die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma hat das Verfahren gegen die Credit Suisse im Zusammenhang mit der Zusammenarbeit mit Greensill abgeschlossen. Nun erhebt die Aufsicht schwere Vorwürfe gegen die Großbank im Hinblick auf ihren Umgang mit Greensill.

Wie die Finma mitteilte, habe die Credit Suisse „in schwerer Weise“ mit Blick auf das Risikomanagement und eine angemessene Betriebsorganisation gegen aufsichtsrechtliche Pflichten verstoßen.

Credit Suisse: Wenig Wissen über Greensill-Fonds

Konkret ging es um vier Fonds, die im Zusammenhang mit Gesellschaften von Lex Greensill standen. Die Aufsicht wirft der Bank vor, sich zu sehr auf Greensill verlassen zu haben und die Prozesse zu wenig kritisch hinterfragt zu haben. Die Credit Suisse hätte „insgesamt wenig Wissen und Kontrolle über die konkreten Forderungen“ der Greensill-Fonds gehabt.

Bei kritischen Nachfragen von außen habe die Bank auf Mitarbeiter zurückgegriffen, die „selbst für die Geschäftsbeziehung mit Greensill zuständig und daher nicht unabhängig waren“. Auch Greensill selbst sei als Ressource für Antworten auf solche Nachfragen genutzt worden. Deshalb habe das Geldinstitut teilweise „falsche und zu positive“ Angaben zum Auswahlverfahren der Forderungen sowie zum „Exposure der Fonds gegenüber bestimmten Schuldnern“ gemacht.

Das Ergebnis der Untersuchung, die 2021 gestartet wurde: Die Credit-Suisse-Gruppe habe in den Jahren der Zusammenarbeit mit Greensill die aufsichtsrechtliche Pflicht schwer verletzt, Risiken angemessen zu erfassen, zu begrenzen und zu überwachen. Auch als Asset Managerin sei sie aufsichtsrechtlichen Pflichten nicht ausreichend nachgekommen. Insgesamt stellt die Finma eine schwere Verletzung von Schweizer Aufsichtsrecht fest.

Finma schickt Prüfbeauftragten zur Credit Suisse

Auf die festgestellten Mängel hat die Finma der Credit Suisse nun korrigierende Maßnahmen verordnet, um das Riskmanagement und die Governance künftig besser aufzustellen. So ist die Credit Suisse nun verpflichtet, ihre wesentlichen Geschäftsbeziehungen nach Risiko zu bewerten. Konkret bedeutet das für die Bankengruppe, dass sie auf der Ebene der Geschäftsleitung periodisch die wichtigsten rund 500 Geschäftsbeziehungen namentlich auf Risiken mit Blick auf Gegenparteien überprüfen soll.

Darüber hinaus muss die Bank die Verantwortlichkeitsbereiche der rund 600 höchsten Manager in einem sogenannten Verantwortlichkeitsdokument festhalten. Falls diese ihren Bereich nicht so organisieren und führen, dass Fehlverhalten möglichst verhindert wird, „müssen sie von der Bank sanktioniert werden, beispielsweise mit einer Kürzung der variablen Entschädigung“. Ein Prüfbeauftragter der Finma wird die Einhaltung der Maßnahmen innerhalb der Credit Suisse im Blick behalten.

Neben Maßnahmen gegen die Großbank hat die Finma außerdem vier Enforcementverfahren gegen vier ehemalige Mitarbeiter der Bank eröffnet. Um wen es sich bei den Mitarbeitern namentlich handelt, gab die Finma nicht bekannt.

Credit Suisse begrüßt Verfahrensende

Die Insolvenz der Greensill-Bank traf die Großbank schwer. Greensill Capital, die britisch-australische Mutter der Greensill Bank, hat in großem Still Lieferantenfinanzierungen vorgenommen, auch über Fondskonstruktionen mit der Credit Suisse.

Nachdem die Credit Suisse im März 2021 vier Greensill-Fonds über rund 10 Milliarden US-Dollar schließen musste, hatte die Bank bereits selbst Maßnahmen ergriffen, wie die Governance-Strukturen zu überarbeiten und die Kontrollprozess bei Genehmigungen und Überwachungen von Fonds zu stärken.

Die Bank begrüßte heute das Ende des Verfahrens und verwies auf die Maßnahmen, die seit der Schließung der Supply Chain Funds getroffen wurden. Viele davon seien aus der unabhängigen Untersuchung durch Deloitte / Walder Wyss hervorgegangen.

Die Bank konzentriere sich weiter darauf, „die Rückzahlungen an die Anlegerinnen und Anleger der Fonds zu maximieren“, betonte zudem Credit-Suisse-CEO Ulrich Körner, der in dem Verfahrensende „einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur endgültigen Bewältigung der Supply-Chain-Finance-Funds-Angelegenheit“ sieht. Die Bank konnte bislang 7,4 Milliarden Euro, also 74 Prozent des Nettoinventarwerts, sichern.

Jasmin Rehne ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die Themen Controlling, Gehalt und Personal. Sie hat in Marburg Sprache und Kommunikation studiert. Neben ihrem Studium arbeitete Jasmin Rehne bereits als studentische Hilfskraft bei FINANCE.