Die Deutsche Bank muss sich mit einem neuen Großaktionär auseinandersetzen: Der US-Finanzinvestor Cerberus, der in der Bankbranche auch durchaus strategische Beteiligungen hält, hat rund 3 Prozent an dem deutschen Branchenprimus erworben. Das geht aus einer Stimmrechtsmitteilung des Cerberus-Gründers Stephen Feinberg vom gestrigen Mittwoch hervor.
Cerberus wird damit zum viertgrößten Aktionär der Deutschen Bank – neben dem chinesischen Mischkonzern HNA, der über die Wiener Fondsgesellschaft C-Quadrat rund 9,9 Prozent der Anteile hält, sowie dem Vermögensverwalter Blackrock (rund 6,5 Prozent) und dem Emirat Katar, das über zwei Vehikel rund 6 Prozent hält.
Cerberus weitet damit sein Engagement im deutschen Bankenmarkt deutlich aus. Das Investmenthaus hat im Sommer bereits für rund 700 Millionen Euro ein Aktienpaket von 5 Prozent an der Commerzbank erworben. Zudem sind die Amerikaner nach übereinstimmenden Medienberichten auch unter den finalen Bietern für die HSH Nordbank. Vor wenigen Wochen erst hat Cerberus im Rahmen eines milliardenschweren IPOs einen signifikanten Teil seiner Beteiligung an der österreichischen Großbank Bawag abgegeben.
Aktienkurs der Deutschen Bank in den vergangenen fünf Tagen
Neue Fusionsspekulationen um Deutsche Bank
Mit dem Einstieg bei der Deutschen Bank nährt der Investor Spekulationen um einen möglichen Zusammenschluss von Commerzbank und Deutsche Bank, den vielen Experten zwar nicht kurz-, aber mittelfristig für denkbar halten. Über eine solche Fusion soll es Berichten zufolge im Sommer 2016 bereits lose Gespräche gegeben haben. In den vergangenen Monaten standen bei der Commerzbank aber auch andere Fusionsszenarien in Richtung Frankreich und Italien im Fokus.
Was der als aggressiv geltende Finanzinvestor bei der Deutschen Bank tatsächlich vorhat, ist noch nicht bekannt. Allerdings dürfte Cerberus ein aktiver und bestimmter Aktionär sein, der versuchen dürfte, die Strategie des Geldhauses zu beeinflussen. Dies bewerten die restlichen Aktionäre positiv: Die Papiere der Deutschen Bank legen deutlich zu, ebenfalls die Aktien der Commerzbank.
Weiteren Raum für Spekulationen bietet eine Stimmrechtsmitteilung vom Dienstag dieser Woche: Morgan Stanley hat sich über Finanzinstrumente den Zugriff auf insgesamt 7 Prozent der Stimmrechte gesichert – in wessen Auftrag, ist bisher noch unbekannt. Die Mutmaßungen darüber sind uneinheitlich. Einige sehen Cerberus hinter dem Deal, andere vermuten eher einen anderen, noch unbekannten Investor.
Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.