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Goldman und Rothschild sollen Commerzbank vor Übernahme schützen

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Die Commerzbank wappnet sich offenbar für eine mögliche Übernahme aus dem Ausland.
Julia Schwager/Commerzbank

Die Commerzbank hat laut Medienberichten die beiden Investmentbanken Goldman Sachs und Rothschild engagiert und befeuert damit die seit Wochen anhaltenden Gerüchte um einen möglichen Verkauf des Geldinstituts. Mit der Hilfe der Übernahmeberater will sich die Commerzbank laut Informationen der „Financial Times“ nun offenbar vor einem Verkauf ins Ausland schützen. Die Commerzbank selbst wollte die Medienberichte auf eine FINANCE-Anfrage nicht kommentieren.

Der Bericht der „Financial Times“ besagt aber auch, dass Goldman Sachs und Rothschild angeben, dass sie lediglich als generelle Berater für die Commerzbank tätig seien. Darüber hinaus würden die beiden Investmentbanken keine Angaben machen. Rothschild wollte sich zu den aktuellen Entwicklungen auf eine FINANCE-Anfrage nicht äußern. Jedoch erscheint es nicht als abwegig, dass die Bank sich für eine eventuell bevorstehende Übernahmeschlacht wappnen will.

Die Interessenten: BNP Paribas, Crédit Agricole, Unicredit

Zu den bisher bekannten Interessenten für die Commerzbank zählen aktuell drei ausländische Banken. Aus Frankreich meldeten die Crédit Agricole und die BNP Paribas Interesse an, wobei letztere Rückendeckung vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron erhielt, der eine Übernahme der Commerzbank durch die BNP öffentlich befürwortete. Die französische Großbank plant, ihr Firmenkundengeschäft in Deutschland auszubauen, und könnte diesen Prozess mit einer Übernahme der Commerzbank beschleunigen.

Crédit-Agricole-Chef Philippe Brassac hatte vor wenigen Wochen in einem Interview mit dem „Handelsblatt“ bestätigt, dass seine Bank einen Erwerb der Commerzbank prüfen würde, wenn sie zum Verkauf stünde. Frankreichs zweitgrößte Bank will ihr Privatkundengeschäft erweitern und sich als Universalbank auf dem deutschen Markt etablieren.

Die italienische Unicredit hatte zeitweise ebenfalls um die Commerzbank gebuhlt. Ob die Italiener tatsächlich ernstes Interesse haben, ist unklar. Der Vizechef der Bank, Vincenzo Calandra Buonaura, hatte die Spekulationen im Oktober noch als „Unfug“ bezeichnet. Ganz abwegig sind die Vermutungen jedoch möglicherweise nicht, denn offenbar hat die Unicredit bereits vor der Bundestagswahl im September bei der Bundesregierung in Bezug auf eine Commerzbank-Übernahme vorgefühlt. Das berichtet das „Handelsblatt“ unter Berufung auf Finanzkreise.

Das Interesse an der Commerzbank lässt den Aktienkurs steigen

Unklarheit über Staatsbeteiligung an Commerzbank

Weiterhin unklar ist, was aus dem Commerzbank-Anteil wird, den der deutsche Staat hält das sind immerhin 15,6 Prozent. Da die Regierungsbildung nach der Bundestagswahl im September noch in vollem Gange ist, lässt sich noch nicht abschätzen, ob die neue Regierung sich von den Anteilen trennen wird. Jedoch kommen erste Signale aus Berlin, die darauf hindeuten, dass der Staat seine Beteiligungen generell reduzieren will. So zum Beispiel bei der Telekom, wo der Bund und die KfW Aktien im Wert von 24 Milliarden Euro halten, oder bei der Deutschen Post, wo sich der Wert der Anteile auf 10 Milliarden Euro beläuft. 

Im Zuge der Finanzkrise war die Bundesregierung bei der in Bedrängnis geratenen Commerzbank eingestiegen, um sie vor einer Pleite zu bewahren. Aktuell erscheint eine Veräußerung der Staatsbeteiligung aber eher unwahrscheinlich, da unter dem Strich ein Verlustgeschäft dabei herauskäme. Der Einstiegskurs des Staates beläuft sich auf 26 Euro pro Aktie. Aktuell steht der Kurs bei 11,70 Euro.

andreas.mehring[at]finance-magazin.de