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HVB-Stellenabbau: Unicredit verschont offenbar Firmenkundengeschäft

Die Unicredit-Tochter Hypovereinsbank kommt offenbar glimpflich davon.
Hypovereinsbank

Frederico Ghizzoni, der Chef der italienischen Großbank Unicredit, greift bei der Bank rigoros durch: Wie er gestern Abend bei der Vorstellung der neuen Mehrjahresstrategie verkündete, sollen in den kommenden Jahren 18.200 von den insgesamt 129.000 Arbeitsplätzen bei der Unicredit wegfallen. Gerüchte um einen möglichen Umbau der Bankengruppe kursierten schon seit Monaten, im August verkündete Ghizzoni, dass eine „aggressive Restrukturierung der österreichischen und deutschen Tätigkeiten“ bevorsteht.

Jetzt hat er die Details präsentiert, und die Firmenkunden der deutschen Tochter HypoVereinsbank können offenbar erst einmal aufatmen: In diesem Bereich soll es keinen Abbau geben, erklärte die Bank. Zwar werden bei der HVB innerhalb der kommenden drei Jahre insgesamt 1.200 Stellen abgebaut, diese betreffen allerdings nur den Bereich Verwaltung, wie die Bank gegenüber FINANCE sagte. „Angesichts struktureller Marktveränderungen müssen wir uns in den Verwaltungsbereichen schlanker und effektiver aufstellen“, lässt sich Theodor Weimer, Sprecher des Vorstands, in einer offiziellen Mitteilung des Geldinstituts zitieren.

Zusätzlich will die Bank noch den Abbau von 800 Stellen zu Ende bringen, mit dem sie bereits Ende 2014 begonnen hat. Dieser Stellenabbau betrifft lediglich das Privatkundengeschäft und beinhaltet vor allem die Schließung von Filialen.

HVB will Marktanteil im Firmenkundengeschäft ausbauen

Anstatt auch hier zu streichen, plant die Unicredit eigenen Angaben zufolge, den Marktanteil im deutschen Firmenkundengeschäft zu steigern. Einfach wird das nicht: „Das Firmenkundengeschäft ist unverändert hart umkämpft, und das bei überschaubarem Finanzierungsbedarf der Unternehmen“, sagte HVB-Firmenkundenchef Lutz Diederichs im August gegenüber FINANCE. Wachstumsmöglichkeiten sah Diederichs zu diesem Zeitpunkt im Außenhandel, bei komplexen Finanzierungsthemen, bei alternativen Kapitalanlagen sowie bei Hedging-Produkten.

Eine wichtige Rolle bei den Wachstumsplänen soll offenbar auch die Digitalisierung spielen: In die digitale Entwicklung des Bankgeschäfts der Bankengruppe Unicredit will Ghizzoni 1,2 Milliarden Euro investieren.

Firmenkundengeschäft der HVB entwickelte sich zuletzt gut

Das Firmenkundengeschäft der HVB dürfte nicht zuletzt auch deswegen jetzt glimpflich davongekommen sein, weil sich der Bereich zuletzt gut entwickelt hat, wie die heute vorgelegten Zahlen aus dem 3. Quartal zeigen. Der Bereich Corporate & Investment Banking erhöhte in den ersten neun Monaten sein Ergebnis vor Steuern um 4 auf 353 Millionen Euro. Das operative Ergebnis nach Kreditvorsorge stieg um 48,1 Prozent auf 385 Millionen Euro, die operativen Erträge stiegen um 10,8 Prozent auf 1,51 Milliarden Euro.

Der Geschäftsbereich Commercial Banking, in dem sowohl das Privatkunden- als auch das Firmenkundengeschäft gebündelt sind, entwickelte sich allerdings etwas schlechter: Dort ist das Ergebnis vor Steuern um 13 auf 299 Millionen Euro gesunken. Ursachen dafür waren die Investitionen in die Modernisierung des Privatkundengeschäfts sowie die im Vergleich zum Vorjahr höhere EU-Bankenabgabe. Ihre Ertragsbasis schützen will die HVB unter anderem durch den nun präzisierten Stellenabbau.

Bis Ende 2018 strebt die Bank eine Aufwands-Ertrags-Relation (CIR) von höchstens 65 Prozent an – bislang liegt sie bei 77,1 Prozent.

Schwerer Schlag für die Bank Austria

Deutlich stärker als die HVB treffen die Einsparungen die österreichische Tochter der Unicredit, die Bank Austria: Bis Ende kommenden Jahres soll das Privatkundengeschäft restrukturiert oder aufgegeben werden. Betroffen sind mehr als 3.500 Mitarbeiter. Außerdem wird die Holding für das Osteuropageschäft, die in Wien angesiedelt ist, aufgegeben. Das Geschäft wird künftig aus Italien heraus gemanagt.

Die Unicredit ist nicht die einzige Bank, die aktuell den Rotstift ansetzt, um in Zeiten niedriger Marktzinsen profitabel zu bleiben. Im März kündigte beispielsweise die Royal Bank of Scotland an, in Deutschland massiv kürzer treten zu wollen. Das Firmenkundengeschäft verschonen die Banken jedoch meistens. Deutsche Firmenkunden, darunter auch der Mittelstand, sind sehr begehrt.  

julia.schmitt[at]finance-magazin.de

Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.