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NordLB will Kreditvermittlung ausbauen

Die NordLB meldet wegen des Coronavirus die ersten Covenant-Brüche.
Ulrich Reinecke/NordLB

Die NordLB hat ein weiteres hartes Restrukturierungsjahr hinter sich, das der Landesbank den nächsten Vorsteuerverlust eingebrockt hat. Dieses Mal waren es 30 Millionen Euro, was sich jedoch deutlich besser liest als die 2,1 Milliarden Euro aus dem Vorjahr, als die Bank reinen Tisch machte und umfangreiche Abschreibungen auf das Schiffsportfolio vornahm.

2019 fielen wieder hohe Kosten für die Restrukturierung an, mit 459 Millionen Euro waren es mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Mit 341 Millionen Euro ist dabei der wesentliche Anteil auf Personalrückstellungen entfallen. Bis 2023 will die Bank ihre Mitarbeiterzahl von derzeit rund 5.300 auf 2.800 bis 3.000 Stellen senken. Mit den 341 Millionen Euro seien die Kosten dafür nun bilanziell fast komplett verarbeitet, teilte die Bank mit. 

NordLB ist operativ profitabel

Operativ war die NordLB 2019 profitabel. Die operative Eigenkapitalrendite lag der Bank zufolge bei 6,5 Prozent, was im aktuellen deutschen Bankenmarkt ordentlich ist. Das Firmenkundengeschäft, das für 31 Prozent der risikogewichteten Aktiva (RWA) steht, steuerte vor Steuern 119 Millionen Euro zum Gewinn bei. Das Neugeschäftsvolumen lag der Bank zu Folge wie im Vorjahr bei rund 6 Milliarden Euro.

Nur der Gewinnbeitrag des Gewerbeimmobiliensegments war höher und betrug 136 Millionen Euro. Dieses steht aber auch nur für 14 Prozent der Gesamt-RWA der Landesbank und ist damit deutlich kapitaleffizienter als das Firmenkundengeschäft.

Der restliche Gewinn verteilt sich auf die Bereiche Privat- und Geschäftskunden (57 Millionen), Markets (35 Millionen), Energie- und Infrastruktur (71 Millionen) und Flugzeuge (44 Millionen). Der Bereich Verbund brachte einen Verlust von 15 Millionen ein. Das Schiffssegment trug 196 Millionen zum Gewinn bei.

Die Schiffe sind hier allerdings auszuklammern, da die NordLB dieses Geschäft komplett zurückfährt. Ende 2019 lag das Volumen finanzierter Schiffe nur noch bei 4,6 Milliarden Euro und hat sich gegenüber dem Vorjahr mehr als halbiert (10,3 Milliarden Euro). Zum Vergleich: 2011 lag das Volumen noch bei 19,5 Milliarden Euro.

NordLB profitiert von Sondereffekten

Im ersten Quartal 2019 sei ein großes Schiffsportfolio verkauft worden, weshalb auch der Provisionsüberschuss gegenüber dem Vorjahr um 36 Prozent auf 71 Millionen Euro gestiegen sei, berichtete die Bank während der telefonisch abgehaltenen Bilanzpressekonferenz.

Bewertungseffekte hätten sich zudem positiv auf den Zinsüberschuss ausgewirkt, der trotzdem um rund 17 Prozent auf rund 1 Milliarde Euro gesunken ist. Das sonstige betriebliche Ergebnis habe zudem vom Verkauf der Beteiligung an der Toto Lotto Gesellschaft profitiert. Der Ergebnisbeitrag habe hier 124 Millionen Euro ausgemacht.

Bei der Risikovorsorge konnte die Bank unter dem Strich 29 Millionen Euro auflösen. Allerdings nur, weil die NordLB ihr Schiffsportfolio dramatisch reduziert hat, wodurch allein Risikovorsorgeposten über 160 Millionen Euro aufgelöst werden konnten. Im Firmenkundengeschäft dagegen lag die Risikovorsorge 2019 bei 77 Millionen Euro, die sich auf mehrere Unternehmen aus verschiedenen Branchen verteilt, wie die Bank berichtet.

Im Bereich Energie- und Infrastruktur wurden 53 Millionen Euro zurückgestellt. Die Quote notleidender Kredite am Gesamtportfolio liegt der Bank zufolge bei 0,6 Prozent – bei 2 Prozent, wenn man die Schiffe mit berücksichtigt. 

NordLB will sich als Kreditvermittler positionieren

Die NordLB will sich künftig auf fünf Geschäftsfelder konzentrieren: Spezialfinanzierungen, Markets, Firmenkunden, Privat- und Geschäftskunden samt Verbundgeschäft und Immobilien. Die Bank möchte hierbei vor allem das Kredit- mit dem Kapitalmarktgeschäft enger verzahnen. Um das Ertragswachstum vom Bilanzwachstum zu entkoppeln, will die NordLB Investoren Direktinvestments in Kredite ermöglichen. Die NordLB fungiert dabei als Vermittler und verfolgt mit diesem Ansatz zwei Ziele: das Bilanzwachstum begrenzen und keine zu großen Einzelengagements eingehen. 

Durch diesen Ansatz will die Bank ihren Provisionsüberschuss nach oben treiben. Dieser werde der Bank zufolge auch in diesem Jahr noch durch die Restrukturierung belastet sein, soll sich danach aber in etwa verdoppeln, was dann rund 140 Millionen Euro wären. Unter anderem dadurch will die Bank trotz weiterer Schrumpfkur ihre operativen Erträge stabil halten. Diese lagen 2017 noch bei rund 2,4 Milliarden Euro, waren 2018 allerdings auf 1 Milliarde eingebrochen. 2019 konnten sie der Bank zufolge wieder auf 1,4 Milliarden Euro zulegen. Dieses Niveau soll bis 2024 gehalten werden.

NordLB hat erste Covenant-Brüche wegen Corona

Ob dies gelingt, hängt auch mit den Folgen des Coronavirus zusammen, dessen genaue wirtschaftliche Schäden bisher noch nicht zu beziffern sind. Eine Gewinnprognose für das Gesamtjahr 2020 wollte die NordLB deswegen nicht abgeben.

Die Bank spürt jedoch schon erste Auswirkungen bei den Kunden. So habe es bereits Covenant-Brüche gegeben. Allerdings sei bisher noch keine Risikovorsorge wegen Corona gebildet worden, was darauf hindeutet, dass die finanzierenden Banken in den betroffenen Fällen eine Lösung für den Firmenkunden gefunden haben und die Eintrübungen bei der Qualität dieser Kredite nicht als dauerhaft eingeschätzt werden.

Die NordLB berichtet aber davon, dass ihre Kunden bereits mehr Liquidität nachfragen und um Tilgungsstundungen beziehungsweise –streckungen bitten. Die Bank machte auch deutlich, dass es zu einer Rating-Migration kommen könnte und es auch Kreditnehmer geben werde, die in schweres Fahrwasser geraten würden.

In welchem Ausmaß dies geschieht, dürfte auch davon abhängen, wie schnell die vor kurzem von der Bundesregierung in Aussicht gestellten Hilfskredite bei den Unternehmen ankommen. Die NordLB machte deutlich, dass sie hier nur eine Durchleitefunktion an die Sparkassen habe, die die Kredite letztendlich auszahlen. Die Zahlungsunfähigkeit von Vapiano hat gezeigt, dass es dabei auf jeden Tag ankommt. 

Info

Wie die anderen Banken 2019 im Corporate Banking abgeschnitten haben, erfahren Sie auf der FINANCE-Themenseite zum Firmenkundengeschäft.