Die Wirtschaftskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer behauptet sich an der Spitze des Rankings der beliebtesten Arbeitgeber für Juristen. Das zeigt eine Auswertung des Karrieremagazins „Azur“, das jährlich die 100 beliebtesten Arbeitgeber für Juristen ermittelt.
Den Rang einer Kanzlei ermittelt Azur aus insgesamt vier Kriterien: dem Gehalt, der Zufriedenheit der Mitarbeiter, dem Image des jeweiligen Hauses sowie der Zahl der für das kommende Jahr geplanten und in den vergangenen drei Jahren erfolgten Neueinstellungen junger Juristen. Bis zu 100 Punkte können die Kanzleien je Kategorie erzielen, die Gesamtbewertung der Wettbewerber orientiert sich an diesem Maximalwert.
Seinen erneuten Spitzenplatz verdankt Freshfields Bruckhaus Deringer nicht zuletzt der Zahl der Neueinstellungen: 100 Volljuristen und 400 Referendare sind es allein für das laufende Jahr, das gibt den Höchstwert von 100 Punkten beim Ranking-Kriterium „Neueinstellungen“. Dabei zahlt die Kanzlei Berufseinsteigern im ersten Jahr mit 120.000 Euro im Vergleich zu anderen Wettbewerbern nicht die höchsten Gehälter, und auch die Arbeitszeiten liegen mit 55 Wochenstunden über dem von „Azur“ ermittelten Durchschnitt von 52 Stunden. Beim Kriterium „Gehalt“ erzielt Freshfields 83 Punkte – das reicht für einen Platz in den Top 20.
Gehalts-Freeze sorgte bei Freshfields für Unmut
Ganz besonders punktet Freshfields bei jungen Juristen mit internationalem Flair und einer hervorragend bewerteten Ausbildung seiner Associates. Umfrageteilnehmer loben die Fortbildungen sowie den kollegialen Umgang.
Während es bei Neueinstellungen und Gehalt zu vorderen Plätzen reicht, liegt Freshfields dagegen bei dem Kriterium „Zufriedenheit“ mit 62 Punkten nur im Mittelfeld. Ein Problem war dabei offenbar hausgemacht: „Der Gehalts-Freeze bei gleich hoher Arbeitslast war ein Schlag ins Gesicht“, kritisiert ein Teilnehmer.
Um die Rentabilität zu schützen, hatte Freshfields nach Ausbruch der Coronavirus-Pandemie im vergangenen Jahr zunächst entschieden, Gehälter und Boni einzufrieren. Das sorgte für Unmut. Als die befürchteten Geschäftsausbrüche ausblieben, glich die Kanzlei die zunächst eingefrorenen Gehaltserhöhungen im Herbst rückwirkend dann aber wieder aus, berichtet „Azur“.
Vergleichsweise wenig haben die Untersuchungen zur Verwicklung der Kanzlei in den Cum-Ex-Skandal Freshfields‘ Ansehen geschadet. Beim Ranking-Kriterium „Image“ kommt Freshfields auf 68 Punkte, und dieser Wert reicht für eine Platzierung in den Top 5.
Sullivan: Spitzengehalt für maximalen Einsatz
Auf Platz 1 beim Thema Gehalt rangiert die Kanzlei Sullivan & Cromwell, die mit 145.000 Euro Gehalt plus Bonus im ersten Jahr die Konkurrenz hinter sich lässt. Das geht jedoch auf Kosten der wöchentlichen Arbeitszeit, die laut Azur-Umfrage bis zu 60 Stunden erreicht. Da wundert es nicht weiter, dass die Noten für Work-Life-Balance und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf schlecht ausfallen. Auch Ausbildung und Aufstiegsmöglichkeiten sind laut „Azur“-Beurteilung trotz der von Associates gelobten Einbindung in hochrangige Mandate im Vergleich weniger gut. So schafft es Sullivan & Cromwell im Gesamtranking mit Rang 46 nur ins Mittelfeld.
145.000 Euro Gehalt plus Bonus
125.000 Euro Gehalt + 15.000 Euro Einmalzahlung
140.000 Euro Gehalt
140.000 Euro Gehalt
Deutsche Kanzleien bei Work-Life-Balance vorne
Dass ein Spitzengehalt nicht alles ist, zeigen drei kleinere deutsche Häuser: Bei Kunz, AC Tischendorf und Blaum Dettmers Rabstein liegt die Vergütung im ersten Jahr mit durchschnittlich 60.000 bis 80.000 Euro plus Bonus niedriger als bei der deutlich größeren US-Konkurrenz. Auch der Karrierefaktor liegt mit durchschnittlich rund 45 Punkten im Ranking lediglich im Mittelfeld.
Dafür punkten die kleinen Kanzleien mit Work-Life-Balance und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie – und das zahlt sich auf seine Weise ebenfalls aus: Die Associates gehören zu den zufriedensten unter den jungen Juristen und bewerten dieses Kriterium mit 95 Punkten.
Großkanzleien machen Sieg unter sich aus
78,3 Punkte
73,2 Punkte
72,9 Punkte
71,3 Punkte
Das Rennen im Gesamtranking machen jedoch die Großkanzleien unter sich aus. Auf Spitzenreiter Freshfields folgen CMS Hasche Sigle, Hogan Lovells und Baker & McKenzie. Dabei punkten Hogan Lovells und Baker & McKenzie mit einer höheren Zufriedenheit ihrer Associates: Sie liegt in beiden Häusern bei 73 Punkten, deutlich höher als bei Spitzenreiter Freshfields (62) und CMS (68).
Ähnlich wie bei Freshfields verdankt auch CMS seine gute Platzierung den hohen Neueinstellungen (Wert 99).
Thomas Holzamer ist Redakteur bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Banken-Sektor, speziell das Firmenkundengeschäft. Er hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Thomas Holzamer mehr als 12 Jahre in den Redaktionen der Mediengruppe Offenbach-Post, zunächst als verantwortlicher Redakteur für Sonderpublikationen, später im Lokalen.