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Johannes Linden ist CFO des Jahres 2025 

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Johannes Linden ist CFO des Jahres 2025. Foto: F.A.Z. Business Media GmbH/Dirk Beichert BusinessPhoto
Johannes Linden ist CFO des Jahres 2025. Foto: F.A.Z. Business Media GmbH/Dirk Beichert BusinessPhoto

Nun steht er fest, der „CFO des Jahres“ für 2025. Den begehrten Award verlieh FINANCE bei der feierlichen Galaveranstaltung der 21. Structured FINANCE am gestrigen Mittwochabend an einen besonderen Preisträger. Dieser kommt dieses Jahr nicht aus einem Großkonzern, sondern aus dem Mittelstand: Ausgezeichnet wurde Johannes Linden, Co-CEO und CFO des Stromnetzzulieferers Pfisterer.  

IPO-Erfolg 2025: Börsengang gegen den Trend 

Denn Linden wagte im Frühjahr 2025, was viele andere scheuten: Er führte Pfisterer als erstes deutsches Unternehmen in diesem Jahr an die Börse. Das Timing wirkte denkbar ungünstig. Starke Kursschwankungen im Vorfeld ließen einige Unternehmen wie den Ersatzteilehändler Autodoc ihre Pläne absagen. Doch Linden setzte sein Vorhaben um. 

Der Schritt an den Kapitalmarkt war für Pfisterer und CFO Linden strategisch notwendig: Das Unternehmen will die Wachstumschancen im Markt nutzen, muss dafür aber einen dreistelligen Millionenbetrag in Kapazitätsaufbau und Entwicklung investieren. Der Preis dafür: aus der Deckung des familiengeprägten Mittelstands heraustreten.  

Lindens Begründung für den Börsengang trotz widriger Umstände klingt überzeugend: „Man geht nur einmal an die Börse, und dabei kann man schon viel Vertrauen zerstören. Man bekommt keine zweite Chance, um einen guten ersten Eindruck zu machen.“ Sein pragmatisches Argument: „Die politische Unsicherheit wird uns alle weiter begleiten. In sechs Monaten wären wir wahrscheinlich vor der gleichen Situation gestanden.“ 

Hidden Champion: Pfisterer verdoppelt Aktienkurs 

Das mehr als 100 Jahre alte Familienunternehmen Pfisterer ist im Bereich der Energieübertragung und -verteilung aktiv. Technisch geht es um das Isolieren und Verbinden elektrischer Leiter in Stromnetzen. Mit gut 1.200 Mitarbeitern erwirtschaftete der weltweit tätige Mittelständler 2024 knapp 400 Millionen Euro Umsatz. 

Für die geplanten Investitionen erschien Linden der Kapitalmarkt auf dem Wachstumskurs als bester Weg. Der CFO entwickelte eine Equity Story, die sich als belastbar erwies: Als Hidden Champion in einer winzigen Nische eines großen Marktes positioniert, hat sich der Aktienkurs seit dem IPO nahezu verdreifacht. Am heutigen Donnerstag liegt er bei 72,70 Euro.  

„Das ist eine herausragende Leistung, speziell in diesem schwierigen Umfeld, das durch geopolitische Konflikte und Zolldiskussionen geprägt ist“, begründet FINANCE-Chefredakteur Markus Dentz die Auszeichnung. „Besonders erwähnenswert ist die bisherige Börsenperformance von Pfisterer, von der viele andere nur träumen können”. 

Vom Shanghai-IPO zu Pfisterer: Lindens Karriere 

Dass der Finanzchef den Mut hatte, gegen den Markttrend zu agieren, passt zu seinem Werdegang. Seit knapp drei Jahren ist Linden als CFO und Co-CEO bei Pfisterer tätig. Das Unternehmen hatte er sich bewusst ausgesucht – eine „coole, unterschätzte Firma, aus der sich was machen lässt“, beschreibt er seinen Arbeitgeber.  

Der Wechsel zu Pfisterer war für Linden eine Rückkehr nach Deutschland. Zuvor hatte er als Deutscher eine außergewöhnliche Position inne: Er war CEO der chinesischen PIA Automation Holding in Ningbo. 2017 war er nach China gegangen – mit einem klaren Ziel vor Augen: ein Börsengang. Dieses Vorhaben setzte er erfolgreich um. Mit dem IPO in Shanghai sammelte er jene Erfahrung, die später für Pfisterer entscheidend werden sollte. Die Jahre in Fernost prägten nicht nur seine Expertise im Bereich Kapitalmarkt, sondern auch seinen Blick auf internationale Märkte. 

Zuvor hatte Linden verschiedene Managementpositionen im technologieorientierten produzierenden Mittelstand durchlaufen. Seine Laufbahn begann nach dem Studium zum Maschinenbau- und Wirtschaftsingenieur.   

Wachstumsziel: Umsatz verdoppeln 

Trotz des Börsenerfolgs bleibt Linden diszipliniert: Das eingeworbene Kapital soll schrittweise investiert werden, so der CFO. Mit dem IPO hat das Unternehmen auch den Spielraum für die nötigen Investitionen, um seinen Wachstumskurs zu beschleunigen und die gestiegenen Anforderungen seiner Kunden zu erfüllen. Parallel dazu fokussiert sich der Finanzchef auf die Organisationsentwicklung, insbesondere die Verstärkung der zweiten Führungsebene. Mittelfristig plant Linden eine Umsatzverdoppelung bei weiter steigenden Margen – Richtung 20 Prozent. 

Johannes Linden reiht sich als CFO des Jahres neben namhaften Finanzvorständen ein. So wurde im vergangenen Jahr Siemens-CFO Ralf Thomas ausgezeichnet, der nach mehr als 30 Jahren im Unternehmen im Frühjahr 2026 in den Ruhestand gehen wird. Preisträger des Jahres 2023 war EnBW- CFO Thomas Kusterer.