Stefan Kirsten hat es geschafft: Er ist wieder zurück in der höchsten CFO-Liga. Seit heute notiert die Aktie des Immobilienkonzerns Vonovia (vormals Deutsche Annington), wo er seit 2011 für die Finanzen verantwortlich ist, im Dax. Dort ersetzen die Bochumer den Chemiekonzern Lanxess.
Stefan Kirsten war schon einmal Dax-CFO
Damit gelingt dem Top-Manager nach fast zehn Jahren der Sprung zurück in Deutschlands wichtigsten Index. Kirsten startete seine CFO-Karriere im Jahr 2000 bei der Metro-Gruppe. Seinen ersten Auftritt im Dax hatte er als Finanzvorstand des Industriekonzerns ThyssenKrupp bereits zwei Jahre später. Dort hatte er 2002 als damals erst 41-Jähriger die Finanzen übernommen. Im Herbst 2006 war jedoch wieder Schluss bei dem Industriekonzern.
Medien berichteten seinerzeit, dass Kirsten, der seine Karriere in den Achtzigern bei der Wirtschaftsprüfung Arthur Andersen startete, es auf den Chefsessel von Ekkehard Schulz abgesehen hatte.
Seine CEO-Träume erfüllte er sich 2007 bei dem Handels- und Immobilienkonzerns Majid Al Futtaim Group in den Vereinigten Arabischen Emirate. Dort hielt es ihn jedoch nicht einmal zwei Jahre.
Nach Stationen in der Managementberatung bei SCCO International und der portugiesischen Unternehmensgruppe Jeronimo Martins verschlug es den mittlerweile international erfahrenen Manager im Januar 2011 als CFO zur Deutschen Annington.
Milliardenschwere Verbriefung restrukturiert
Gleich zu Beginn musste Stefan Kirsten bei dem Immobilienunternehmen finanzierungsseitig aktiv werden. Kurz nach seinem Dienstantritt stand die Restrukturierung der 2006 geschlossenen sogenannten Grand-Verbriefung an, die mit einem Emissionsvolumen von 5,8 Milliarden Euro damals die größte Immobilienverbriefung Europas war.
Im Herbst 2013 schloss Kirsten mit seinem Team diese umfangreiche Refinanzierung ab. Im Sommer 2013 gelang dem Unternehmen zudem der Gang auf das Börsenparkett, aber erst im zweiten Anlauf. Die Deutsche Annington nahm durch den IPO 575 Millionen Euro ein – deutlich weniger als ursprünglich angepeilt.
Deutsche Annington fusioniert mit Gagfah
Im Winter 2014 machte CFO Stefan Kirsten den wohl entscheidenden Schritt, um sich mit dem Bochumer Konzern in die Pole Position für einen Platz im Dax zu bringen. Die Deutsche Annington kündigte die Übernahme des Konkurrenten Gagfah an.
Durch den M&A-Deal ist ein Immobilienriese mit einem Bestand aus 350.000 Wohnungen sowie einem Portfoliowert von 21 Milliarden Euro entstanden. Auf einen Schlag wurde die Deutsche Annington zum zweitgrößten börsennotierten Immobilienunternehmen in Kontinentaleuropa und ein ernstzunehmender Kandidat für den Dax. Die Marktkapitalisierung lag am vergangenen Freitag bei beinahe 14 Milliarden Euro. Auch nach der Gagfah-Übernahme baute der Immobilienkonzern seine Position weiter aus und übernahm kürzlich die Süddeutsche Wohnen (Südewo) von Patrizia Immobilien.
Gagfah-CFO Gerald Klinck übernimmt die interne Rolle
Stefan Kirsten blieb nach der Gagfah-Übernahme CFO des fusionierten Unternehmens, das seit September unter dem Namen Vonovia firmiert. Dabei hätte es in Gagfah-CFO Gerald Klinck eine Alternative gegeben. Auch er hatte der Gagfah in den vorangegangen Jahren bei einer schwierigen Refinanzierung geholfen. Klinck zog stattdessen als Chief Controlling Officer in den Vorstand ein und kümmert sich seitdem um die internen CFO-Themen, während Kirsten die externe Kommunikation übernimmt.
Eine Rolle, die dem redefreudigen Kirsten durchaus gefallen dürfte. Mit der Rückkehr in den Dax steht ihm nun wieder die ganz große Bühne offen. Kirsten ist zurück in der ersten Liga der Deutschen CFOs.
jakob.eich[at]finance-magazin.de
Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.