Offiziell aus privaten Gründen verlässt Finanzchef Michael Meeske, dessen Familie in Hamburg lebt, nach drei Jahren den 1. FC Nürnberg. Ab November wird er neuer CFO des VfL Wolfsburg. Dies bestätigten beide Klubs am heutigen Mittwoch.
Nach Angaben der Bild-Zeitung erhält der 1. FC Nürnberg für den 46-Jährigen, dessen Vertrag eigentlich noch bis Mitte 2020 gelaufen wäre, eine Ablösesumme von 300.000 Euro. Meeske, der noch bis Oktober in Nürnberg weiter arbeiten wird, war im September 2015 vom FC St. Pauli zu den Franken gewechselt.
VfL Wolfsburg buhlte schon länger um Meeske
Meeskes Abschied kommt nicht überraschend: Bereits im Frühjahr hatten die „Wölfe“ ihr Interesse gezeigt und einen unterschriftsreifen Vertrag vorgelegt. Im Juli berichtete die Bild-Zeitung, dass sich der VfL und Meeske auf einen Wechsel geeinigt hätten. Damals erteilte Meeske Medienberichten zufolge auch Avancen des Hamburger SV eine Absage. In Wolfsburg tritt der 46-Jährige in die Fußstapfen des 66-jährigen Finanzgeschäftsführers Wolfgang Hotze, der in den Ruhestand gehen wird. Meeskes Vertrag bei den Wolfsburgern läuft bis 2021.
Im Hintergrund zieht beim VfL Wolfsburg die Fäden VW-CFO Frank Witter, der im April den lange amtierenden VW-Manager Francisco Javier García Sanz als Aufsichtsratschef der Wölfe abgelöst hatte.
1. FC Nürnberg bekommt Finanzprobleme in den Griff
Der Aufsichtsratschef der Nürnberger, Thomas Grethlein, bedauert Meeskes Weggang: „Er war der richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt.“ Tatsächlich trat Meeske vor drei Jahren eine äußerst schwierige Aufgabe an. Dem 1. FC Nürnberg machen seit Jahren hohe Schulden zu schaffen, akute Fälligkeiten brachten den „Klub“ zu Meeskes Start an den Rand des Abgrunds. Der Verein steckte hartnäckig in der Zweiten Liga fest und verlor überdies Groß-Sponsoren wie Grundig, Wöhrl oder die PSD Bank.
Laut Bild-Zeitung betrugen die Schulden im Jahr 2017 noch 20,8 Millionen Euro. In einem Interview mit der Zeitung Ende Mai diesen Jahres erklärte Meeske, dass der Verein zum damaligen Zeitpunkt noch Bankverbindlichkeiten von 13 Millionen Euro gehabt habe, für die es einen sehr langfristigen Tilgungsplan gebe.
Von der Höhe oder der Laufzeitenstruktur der Verbindlichkeiten scheint inzwischen keine akute Gefahr mehr auszugehen. Der Bundesligaaufstieg im Sommer sorgt für zusätzlichen Rückenwind bei der Konsolidierung der Finanzlage. Erstmals seit Jahren erhielt der 1. FC Nürnberg die Lizenz für die laufende Spielzeit ohne Auflagen.
Was Meeske nicht zu Ende führen wird, ist die geplante Auslagerung der Profiabteilung in eine Kapitalgesellschaft, für die sich der Finanzchef einsetzt. Die meisten deutschen Profiklubs operieren inzwischen in dieser Struktur. Sie ermöglicht es, Anteile an externe Investoren zu verkaufen und so die finanzielle Basis zu stärken.
„Meeske war der richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt.“
Niels Rossow wird Meeskes Nachfolger
Neuer Finanzchef der Franken wird Niels Rossow, der am 1. Oktober einsteigt. Bis zu seinem Vertragsende am 31. Oktober soll Meeske den neuen CFO noch einarbeiten.
Rossow wird die Verantwortung für die Bereiche Finanzen, Verwaltung, Marketing und Kommunikation übernehmen. Er wird die Ausgliederung der Profiabteilung weiter vorantreiben und muss mit entscheiden, ob der Klub tatsächlich wie angedacht 2021 sein Trainingsgelände verkaufen soll.
Rossow stammt aus Nürnberg und bezeichnet sich als großen Anhänger des Klubs. Seit 16 Jahren arbeitet der 41-Jährige für Adidas. Zuletzt verantwortete er das Geschäft des Dax-Konzerns in den US-Metropolen New York und Los Angeles.
ann-sophie.crecelius[at]frankfurt-bm.com