Knapp vier Monate nach dem personellen Kehraus bei Ceconomy haben die Düsseldorfer wieder eine reguläre Führungsspitze benannt: Der frühere Chef der Werkstattkette A.T.U, Jörn Werner, wird ab Anfang März den CEO-Posten bei Ceconomy übernehmen. Neue Finanzchefin wird Karin Sonnenmoser.
Die 49-Jährige löst damit den früheren Lanxess-CFOBernhard Düttmann ab, der das Finanzressort des Elektronikhändlers seit Anfang des Jahres interimistisch leitet. Düttmann sitzt seit einiger Zeit im Aufsichtsrat der Media-Saturn-Mutter und war kurzfristig eingesprungen, nachdem der damalige CFO Mark Frese sein Amt früher niedergelegt hatte als ursprünglich geplant.
Dass Frese die Düsseldorfer verlassen würde, war bereits seit Oktober klar. Damals hatte der SDax-Konzern seine Investoren innerhalb weniger Wochen mit zwei Gewinnwarnungen geschockt. Zunächst war jedoch geplant, dass Frese bleibt, bis Ceconomy den CFO-Posten neu besetzt hat. Ceconomy-Aufsichtsratschef Jürgen Fitschen wollte das Machtvakuum an der Spitze nicht zu groß werden lassen, schließlich hatte auch Konzernchef Pieter Haas im Oktober seinen Hut nehmen müssen.
Karin Sonnenmoser verließ Zumtobel nach Machtkampf
Mit Karin Sonnenmoser hat der SDax-Konzern nun eine neue Finanzchefin gefunden. Sie war zuletzt CFO des Leuchtenherstellers Zumtobel, hatte die Österreicher jedoch nach einem monatelangen Machtkampf zwischen Vorstand und Teilen des Aufsichtsrates im vergangenen März verlassen.
Hintergrund war ein Zerwürfnis mit der Gründerfamilie: Zahlreiche Zumtobel-Führungskräfte hatten die Zumtobel-Familie kritisiert, weil sie sich zu stark ins Tagesgeschäft einmische, obwohl sie nur noch Drittel des börsennotierten Konzerns hält. Zumtobel-CEO Ulrich Schumacher und später auch seine Finanzchefin Sonnenmoser verließen das Unternehmen schließlich. Sonnenmosers eigentlich bis 2020 laufender Vertrag sei im „gegenseitigen Einverständnis“ um zwei Jahre verkürzt worden, hieß es damals.
Die 49-Jährige war seit 2014 Finanzchefin bei Zumtobel, zuvor war sie viele Jahre im Volkswagen-Konzern tätig. Zuletzt hatte Sonnenmoser – ebenso wie der neue Ceconomy-Chef Werner – lediglich Aufsichtsratsposten inne, so dass beide nun recht kurzfristig für den Vorstand des Elektronikhändlers zur Verfügung stehen.
Ceconomy hat Vertrauen am Kapitalmarkt verspielt
Dass sich die neue Führungsspitze von Ceconomy schnell findet, ist auch dringend notwendig. Denn der Elektronikhändler steht unter massivem Druck: Im Geschäftsjahr 2017/2018 ist der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 494 Millionen Euro auf 399 Millionen Euro eingebrochen. Selbst wenn man die Ergebnisbeiträge des 2017 getätigten Zukaufs Fnac Darty in Höhe von 21 Millionen Euro berücksichtigt, ist der Trend klar negativ.
Zumindest kurzfristig rechnen die Düsseldorfer auch nicht mit Verbesserungen: Der Umsatz werde im Geschäftsjahr 2018/2019 nur leicht wachsen, das Ebit sogar voraussichtlich leicht zurückgehen, prognostizierte Ceconomy im Dezember. 2019 werde ein Jahr des Umbruchs.
FINANCE-Köpfe
Diesen Umbruch sollen nun CEO Werner, der vor seiner Zeit bei A.T.U bereits die strategische Neuausrichtung der Elektronik-Handelskette Conrad verantwortete, und CFO Sonnenmoser gestalten. Während Werner vor allem seine Expertise bei der digitalen Transformation von Ceconomy einbringen soll, ist Finanzchefin Sonnenmoser in Sachen Investorenkommunikation und Controlling gefragt.
„Eine der wesentlichen Aufgaben der kommenden Monate wird es sein, die finanzielle Steuerung des Unternehmens weiter zu optimieren und verloren gegangenes Vertrauen, nicht zuletzt im Kapitalmarkt, wiederaufzubauen“, sagte die neue CFO.
Die ersten Signale des Marktes waren positiv, die Ceconomy-Investoren begrüßten die Benennung der neuen Führungsspitze: Nachdem die Aktie des SDax-Konzern im vergangenen Jahr 75 Prozent an Wert verlor, kletterte sie am heutigen Vormittag um 2,5 Prozent auf 4,10 Euro.