Nun ist es offiziell: Die Deutsche Lufthansa verlängert vorzeitig den Vertrag ihres CFOs Ulrik Svensson. Das gab das Unternehmen in einer Pressemeldung bekannt. Der 57-jährige Schwede soll demnach bis zum 31. Dezember 2022 CFO der Airline bleiben.
Während Vertragsverlängerungen in der Regel nicht für viel Aufsehen sorgen, war es in diesem Fall anders: In den vergangenen Monaten gab es einige Verwirrung um den Verbleib des Finanzchefs. Im November hatte das „Manager Magazin“ unter Berufung auf Unternehmenskreise noch berichtet, Svensson werde die Lufthansa Ende 2020 verlassen und mit Auslaufen seines Vertrages in die Heimat zurückkehren.
Nur wenig später steuerte Lufthansa vehement dagegen und erklärte, Svensson habe nie überlegt, den Konzern zu verlassen. Auch das Manager Magazin sprach daraufhin von Entspannung bei Lufthansa, behauptete aber weiterhin, dass der Schwede „nach einer langen und aufreibenden Karriere das Ende seines Berufslebens ins Auge fasst“. Das Magazin mutmaßt, dass der CFO nicht die volle Amtszeit ausschöpfen wird.
CFO Ulrik Svensson kam von Finanzinvestor
Svensson leitet seit Anfang 2017 die Finanzen der Airline. Seine langjährige Vorgängerin Simone Menne hatte das Dax-Unternehmen im August 2016 verlassen. Nach ihrem Ausscheiden leitete Lufthansa-Chef Carsten Spohr für mehrere Monate das Finanzressort, bis Svensson den CFO-Posten übernahm.
Lufthansa warb seinen jetzigen CFO damals von dem schwedischen Finanzinvestor Melker Schörling ab. Bei dem börsennotierten Investor war Svensson elf Jahre lang Vorstandschef. Vor seiner Zeit als Chef von Melker Schörling verantwortete er die Finanzen der Schweizer Fluggesellschaft Swiss, die inzwischen zum Lufthansa-Konzern gehört. Svensson war auch zum Zeitpunkt seiner Berufung schon kein Unbekannter bei der deutschen Airline.
FINANCE-Köpfe
Das Hin und Her um den Finanzchef hatte die Lufthansa belastet, denn sein Weggang wäre ein herber Verlust gewesen. Svensson genießt gerade am Kapitalmarkt einen guten Ruf. Als er 2017 sein Amt antrat, war der Aktienkurs der Airline volatil, Leerverkäufer hielten 7 Prozent der Anteile. Auch abseits des Kapitalmarktes sah es damals für Lufthansa aufgrund von Tarifkonflikten, steigenden Kerosinpreisen und einer veralteten Flugzeugflotte nicht gut aus.
Aufwärtstrend in den Lufthansa-Geschäftszahlen
Wirklich rosig ist die Lage immer noch nicht, auch zwei Jahre nach Svenssons Amtsantritt drücken steigende Kerosinpreise auf die Finanzen der Lufthansa. Doch vieles hat sich verbessert. Der Aktienkurs entwickelte sich positiv und erreichte Ende 2017 ein Allzeithoch von über 30 Euro. 2018 sackte die Aktie allerdings wieder etwas ab, unter anderem wegen teurer Flugausfälle und der Integration von Air Berlin.
Trotzdem flog die Lufthansa im vergangenen Jahr den zweithöchsten Gewinn ihrer Geschichte ein, dies zeigen heute veröffentlichte Geschäftszahlen für 2018. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag mit etwa 2,8 Milliarden Euro nur rund 4 Prozent niedriger als im Rekordjahr 2017.
Ihren Umsatz steigerte die Lufthansa um 6 Prozent auf 35,8 Milliarden Euro. Zudem investiert CFO Svensson in die Modernisierung der Flotte: Die Lufthansa hat 40 neue Langstrecken-Jets der Typen Boeing 787-9 Dreamliner und Airbus A350-900 geordert, was den Konzern einen mittleren bis hohen einstelligen Milliardenbetrag kosten dürfte. Von 2022 bis 2027 werden die neuen Maschinen ausgeliefert. Die Kurzstreckenflotte hat die Lufthansa bereits durch den Kauf zahlreicher A320-Neo-Jets modernisiert.
In das neu angelaufene Geschäftsjahr geht der Konzern vorsichtig und mit einer weiten Prognosespanne hinein: Den operativen Gewinn prognostiziert die Airline mit 2,4 bis 3 Milliarden Euro. Dies lässt einen weiteren Gewinnrückgang möglich erscheinen.
Info
Mehr über den Karriereweg des Lufthansa-CFOs lesen Sie im Profil von Ulrik Svensson bei FINANCE-Köpfe.
Gewinnwarnungen, ein Streik nach dem nächsten, ein groß angelegter Konzernumbau – und jetzt auch noch das Coronavirus: Die Lufthansa ist im Krisenmodus. Wie die größte deutsche Airline um die Wende ringt, lesen Sie auf unserer Themenseite zur Lufthansa.