Der Schrotthändler Scholz löst seine Familienbande endgültig auf. Wie das Unternehmen mitteilte, hat sich der neue chinesische Eigentümer Chiho-Tiande mit sofortiger Wirkung von dem bisherigen Geschäftsführer Oliver Scholz getrennt. Die Abberufung erfolgte laut der Pressemitteilung „aus wichtigem Grund“. Auf Nachfrage von FINANCE wollte das Unternehmen diesen Grund nicht näher erläutern.
Ein Zerwürfnis mit den neuen Eigentümer des einst von der Scholz-Familie gegründeten Unternehmens ist jedoch naheliegend: Neben seiner Abberufung als CEO wurde Oliver Scholz auch fristlos gekündigt. Das Unternehmen verzichtete zudem auf jegliche Dank- und Grußformel.
Dem Vernehmen nach soll Oliver Scholz Probleme damit gehabt haben, sich in seiner neuen Rolle innerhalb der geänderten Eigentümerstruktur zurechtzufinden. Beobachter hatten bereits nach der Übernahme durch die Chinesen mit einem Wechsel an der Führungsspitze gerechnet. Insofern kommt die Abberufung von Scholz nicht völlig überraschend.
Scholz-CTO Martin Billhardt wird als Nachfolger gehandelt
Die Suche nach einem Nachfolger läuft. Es steht noch nicht fest, ob Chiho-Tiande eine interne oder externe Nachfolgeregelung anstrebt.Vorübergehend wird Scholz durch das verbleibende Management geführt. Dieses besteht aus Henry Quin (Co-CEO), Jochen Fischer (CFO) und Kai Lohmann (COO) sowie dem ehemaligen PNE-Wind-CEO Martin Billhardt (CTO). Billhardt war erst vor wenigen Monaten zu Scholz gestoßen und verantwortet den laufenden Transformationsprozess. Billhardt wird als ein möglicher Nachfolger von Oliver Scholz gehandelt.
Das Familienunternehmen in fünfter Generation war in Schieflage geraten, da während der immer noch anhaltenden Branchenkrise viel zu hohe Schulden (1 Milliarde Euro) auf Scholz lasteten. Vor einem Jahr kündigte Scholz an, seine Schulden – darunter eine 182,5 Millionen Euro schwere Mittelstandsanleihe – restrukturieren zu müssen.
Chiho-Tiande hat bei Scholz-Übernahme KKR ausgestochen
Zunächst galt der US-Finanzinvestor KKR als Favorit für eine Scholz-Übernahme. Doch Mitte vergangenen Jahres wurden die Amerikaner von Chiho-Tiande ausgestochen. Die Chinesen übernahmen in einem ersten Schritt mit einem deutlichen Abschlag die Schulden von Scholz.
Im September 2016 musste die Scholz-Familie dann ihre Anteile für den symbolischen Wert von 1 Euro an Chiho-Tiande abgeben, wodurch die Chinesen auch das Eigenkapital kontrollierten. Die Chinesen wollen bei Scholz nun das Handelsgeschäft ausbauen und die Margen erhöhen, um den unprofitablen Schrotthändler wieder in die Gewinnzone zu führen. Diesen Weg soll nun ein neuer CEO vorantreiben.
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