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Delivery Hero wechselt kurzfristig CFO aus 

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Delivery Hero ernennt Marie-Anne Popp nach dem Weggang von Emmanuel Thomassin zur Interims-CFO. Fotos: Delivery Hero, Max Threlfall
Delivery Hero ernennt Marie-Anne Popp nach dem Weggang von Emmanuel Thomassin zur Interims-CFO. Fotos: Delivery Hero, Max Threlfall

Marie-Anne Popp wird zum 1. Juli Interims-CFO von Delivery Hero. Die Finanzmanagerin, die seit September 2023 bei dem Berliner Lieferspezialisten tätig ist, löst CFO Emmanuel Thomassin ab, der im März angekündigt hatte, Delivery Hero im September nach mehr als zehn Jahren zu verlassen. Er wird im Oktober beim Londoner Zahlungsdienstleister Wise als CFO starten. 

Thomassin werde mit sofortiger Wirkung aus dem Vorstand ausscheiden, teilte Delivery Hero nun am heutigen Freitag mit. Er soll jedoch bis Ende September noch als Berater für den MDax-Konzern tätig sein. Dass es nun zu einer Interimslösung kommt, begründet Delivery Hero auf Nachfrage von FINANCE mit einem „strengen Verfahren, um die richtige Person für die Stelle zu finden“.

Marie-Anne Popp steigt innerhalb des Finanzressorts auf  

Die designierte Interims-CFO Marie-Anne Popp ist seit September 2023 bei Delivery Hero und leitet dort als Senior Vice President Finance zentrale Funktionen im Finanzbereich. Ihre Zuständigkeiten umfassen Accounting, Finanzplanung und ‑analyse (FP&A), Controlling, Finance Systems, Steuern und Procurement.  

Ihre Rolle als interimistische CFO umfasst kein Vorstandsmandat. Sie wird direkt an CEO Niklas Östberg berichten. Das bedeutet, dass sich der Vorstand von Delivery Hero vorerst auf zwei Mitglieder verkleinert. Neben CEO Östberg gehört auch Pieter-Jan Vandepitte als Chief Operating Officer dem Gremium an.

Popp hat bereits Erfahrung als CFO  

Bevor Popp zu Delivery Hero wechselte, war sie gut zweieinhalb Jahre bei Adidas und dort zuletzt als SVP Corporate Finance & Strategic Programs aktiv. Auch zehn Jahre bei General Electric stehen in ihrer Vita. Dort war sie unter anderem CFO für die Wachstumsmärkte. Popp besitzt einen Master of Business Administration der Harvard Business School und einen Master of Economics der ESCP Business School. 

Bei Delivery Hero sei sie maßgeblich an der Optimierung der Finanzprozesse und beim Aufbau effektiver Systeme zur Unterstützung des Wachstums und der Effizienz beteiligt gewesen, teilt das Unternehmen mit. Langweile dürfte sie in der Tat nicht haben: Die Lieferplattform hat zahlreiche Baustellen.  

Delivery Heros langer Weg in Richtung Gewinnzone 

Eine davon ist der Weg in die Gewinnzone. Statt wie in der Vergangenheit weiter um jeden Preis zu wachsen, ist bei Delivery Hero mittlerweile eine größere Finanzdisziplin angesagt, denn das Unternehmen will und muss sein Geschäft nachhaltig profitabel bekommen. Zuletzt wurden diverse Maßnahmen angestoßen, darunter eine Straffung der Organisation, ein Personalabbau, die Einstellung einzelner Aktivitäten und eine verbesserte Kostenstruktur, unter anderem durch separat in Rechnung gestellte Liefer- und Servicegebühren.  

Delivery Hero erzielte dadurch zwar finanzielle Fortschritte, doch auch 2023 wurde Geld verbrannt: Der operative Cashflow bewegte sich mit rund 20 Millionen Euro im Minus, fiel aber längst nicht so massiv aus, wie noch im Vorjahr – mit einem Minus von rund 689 Millionen Euro. Unter Strich stand für 2023 ein satter Verlust von 2,3 Milliarden Euro in den Büchern.  

Delivery Hero verschafft sich neuen finanziellen Spielraum

Vor seinem Abgang wurden unter Thomassins Regie noch einige finanzielle Weichen gestellt. Neben der Verlängerung und Erhöhung bestehender Kreditfazilitäten wurden Wandelschuldverschreibungen, die 2025 und 2026 fällig werden, teilweise zurückgekauft.  

Finanziellen Spielraum verschaffen auch zwei Deals mit Uber. Der US-Dienst will das Foodpanda-Geschäft in Taiwan für 950 Millionen US-Dollar (umgerechnet rund 880 Millionen Euro) übernehmen und neben dem M&A-Deal auch direkt bei Delivery Hero einsteigen. Dafür kauft Uber neu ausgegebene Stückaktien von Delivery Hero in Höhe von 278 Millionen Euro und hält dann knapp 3 Prozent des Grundkapitals.

Lena Scherer ist Redakteurin bei FINANCE. Sie hat Publizistik, Anglistik und Komparatistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz studiert und nebenbei für verschiedene Redaktionen gearbeitet. Bevor sie zu FINANCE kam, war sie mehr als acht Jahre lang beim Branchen-Fachdienst buchreport aktiv, zuletzt als Co-Chefredakteurin. Dort hat sie unter anderem Marktanalysen vorgenommen sowie die Bereiche Fachinformation, Recht/Wirtschaft/Steuern und Digitales betreut.