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Esprit-CFO Tang übernimmt entscheidende Rolle

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Thomas Tang, der erst im letzten Monat als CFO zu Esprit wechselte, ging sicherlich davon aus, dass seine ersten Wochen etwas ruhiger sein würden. Doch nach dem gemeinsamen Rücktritt von CEO Ronald van der Vis und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Hans-Joachim Körber fiel der Börsenwert des Unternehmens um 20 Prozent. Tang war plötzlich ins kalte Wasser geworfen worden. Nach Analysteneinschätzungen wird der 56-Jährige eine Schlüsselrolle bei der Umstrukturierung des Unternehmens einnehmen. „Es ist jetzt wichtig, dass das Unternehmen, trotz des Managementverlustes, seine neue Strategie weiterfährt“, sagt Robert Jakobsen, Aktienanalyst bei der dänischen Jyske Bank.

Offenbar hatte Esprit große Schwierigkeiten damit, einen geeigneten Experten zu finden. Lange wollte niemand die Verantwortung für die Finanzabteilung des angeschlagenen Unternehmens übernehmen. Für Tang wird die Absicherung der Finanzierung der neuen Markenstrategie die dringendste Aufgabe sein. Im September 2011 gab Esprit zu, „seine Seele verloren zu haben“ und enthüllte Pläne, wie das Unternehmen bis 2015 umstrukturiert werden soll. Das Unternehmen will viele Geschäfte renovieren, Läden in Nordamerika verkaufen und seine Präsenz in Asien erhöhen. Tang wird bei diesen Entscheidungen eine Schlüsselrolle zu spielen. So bringt er nicht nur finanzielles Knowhow mit, sondern er kennt zusätzlich die asiatische Geschäftskultur sehr gut. Bevor Tang zu Esprit wechselte, war er als CFO bei Tsim Sha Tsui Properties, einem potentiellen Blue Chip- Unternehmen Sino Land und Sino Hotels tätig.

Jakobsen glaubt, dass Esprit mit Tang auf dem richtigen Weg ist. „Angesichts der aktuellen Marktsituation in Europa hat sich das Unternehmen gut entwickelt.“ Er erwartet, dass der Umsatz und das Ergebnis vor Steuern und Zinsen spätesten 2014 wieder wachsen wird. Im Berichtsjahr 2010-11 sank das Ergebnis von Esprit vor Steuern und Zinsen im Vergleich zu 2009-10 um 82 Prozent.

In den letzten Jahren hat Esprit mehr und mehr Marktanteile an die Wettbewerber, zum Beispiel die spanische Inditex, zu der die Marken Zara und Pull & Bear gehören, verloren. 2011 verlor Esprit seinen Status als drittgrößte Modekette in Asien und fiel auf die sechste Position. Das geschäftliche Fiasko ging mit einer Neuordnung im Management einher. Bevor Tang zum Unternehmen stieß war der CFO-Posten seit Dezember unbesetzt, als Chew Fook Aun aus persönlichen Gründen zurück trat. Unter anderem hatte er eine Aversion gegen die häufigen Reisen nach Europa. Esprit ist in ganz Europa präsent und erzielt in Deutschland über 43 Prozent des Umsatzes. Tang ist wie sein Vorgänger ein Chinese.

Während sich Esprit nun auf der Suche nach einem Nachfolger für van der Vis befindet, wird Körbers Position durch Raymond oder Ching Fai besetzt werden. Ching Fai sitzt zurzeit im Aufsichtsrat des Unternehmens.

redaktion[at]finance-magazin.de