Wenige Wochen nach dem Abgang von Siegfried Hofreiter bei der insolventen KTG Agrar verlässt nun auch sein Vertrauter Thomas Berger die Unternehmensgruppe. Der Chef der Biogastochter KTG Energie und der Aufsichtsrat hätten sich in „beiderseitigem Einvernehmen“ auf eine Trennung geeinigt, teilte das Unternehmen heute mit. Eine Begründung für Bergers Rückzug wurde nicht gegeben. Bis auf weiteres hat KTG Energie damit nur noch einen Vorstand: Christian Heck, als COO für das operative Geschäft tätig, übernimmt das Ruder.
Der Kapitalmarkt reagierte negativ auf diese Nachricht: Der Aktienkurs von KTG Energie fiel um 2,5 Prozent auf 3,42 Euro. Der Kurs der 50 Millionen Euro schweren Mittelstandsanleihe brach gar um 20 Prozent ein und notiert nur noch bei 44 Prozent des Nennwertes. Der Mini-Bond wird mit 7,25 Prozent verzinst und läuft noch bis September 2018.
KTG Energie hängt finanziell an der insolventen KTG Agrar
Berger war seit 2008 gemeinsam mit Hofreiter im Vorstand der KTG Agrar tätig, ein Jahr später beauftragte Hofreiter den promovierten Juristen mit dem Aufbau des Biogasgeschäfts, das zum wichtigsten Absatzkanal des Agrarbereichs von KTG werden sollte. im Zuge des Börsengangs der Biogas-Tochter rückte Berger dort auf den Chefsessel. KTG Agrar hält nach wie vor 52 Prozent an KTG Energie. Der Agrarkonzern musste vor gut einem Monat Insolvenz anmelden.
Berger hatte stets betont, die Pleite treffe die Tochter nicht direkt. Im Gegensatz zu KTG Agrar liefen die Geschäfte von KTG Energie zuletzt noch gut: Im abgelaufenen Geschäftsjahr stiegen der Umsatz um 26 Prozent auf 88,9 Millionen Euro und das Ebitda um 13,6 Prozent auf 25 Millionen Euro. Neuere Zahlen, die zeigen könnten, ob KTG Energie tatsächlich so abgeschirmt ist gegen den Untergang des Mutterkonzerns, liegen allerdings noch nicht vor.
Thomas Berger versuchte, die engen Bande zu KTG Agrar zu lockern
Die Investoren sorgen sich wegen der engen Geschäfts- und Finanzbeziehungen zu KTG Agrar: KTG Energie schuldet der Mutter ein Darlehen in Höhe von 33 Millionen Euro, das aber angeblich erst ab 2021 fällig wird. Überdies bürgt die insolvente Mutter bei jeder dritten Biogasanlage von KTG Energie für die Finanzierung. Außerdem ist KTG Agrar der wichtigste Inputlieferant von KTG Energie. Ob die Biogasanlagen wie geplant laufen und ob außer Berger noch weitere Schlüsselpersonen die Firma verlassen haben, ist nicht bekannt.
Ausgerechnet Berger hatte damit begonnen, die engen Bande zwischen Mutterkonzern und Biogastochter zu lösen, um ein unabhängiges Fortbestehen von KTG Energie zu sichern. Berger erklärte vor wenigen Wochen, man habe Finanzierungsgespräche mit Lieferanten, Banken und Kreditversicherern aufgenommen. Diese Gespräche muss nun Alleinvorstand Heck fortsetzen. Ein Update zum Stand der Dinge gab KTG Energie anlässlich des Vorstandswechsels nicht.
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