Bei SLM Solutions spitzt sich die Krise weiter zu. Wie das Unternehmen erst heute mit der Veröffentlichung der Zahlen für das Geschäftsjahr 2019 bekannt gab, hat CFO Frank Hülsmann den 3D-Druckerhersteller bereits Anfang März schon wieder verlassen.
Hülsmann sei aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten. Er hatte den CFO-Posten erst im Januar übernommen, nachdem SLM Solutions rund ein Jahr lang nach einem Nachfolger für Uwe Bögershausen gesucht hat. Nun übernimmt erst einmal CEO Meddah Hadjar das Finanzressort, bis ein neuer CFO gefunden ist.
SLM Solutions kommt nicht aus der Krise
Der plötzliche CFO-Abgang trifft das Unternehmen zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt. Der 3D-Druckerhersteller steckt schon seit mehreren Jahren in einer Krise. Zum einen entwickelt sich der 3D-Druckermarkt nicht so schnell wie noch beim Börsengang 2014 erwartet. Zum anderen scheiterte 2016 die Übernahme durch den US-Mischkonzern General Electric, der stattdessen den deutschen SLM-Konkurrenten Concept Laser und dessen schwedischen Wettbewerber Arcam übernahm. Seitdem kommt das Unternehmen auf keinen grünen Zweig – und nun steht auch noch die Corona-Krise bevor.
Wie kritisch die Lage ist, zeigen die vorgelegten 2019er-Zahlen. Der Umsatz des 3D-Druckerherstellers ist gegenüber dem Vorjahr um über 30 Prozent auf 49 Millionen Euro gesunken. Der Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) hat sich von 7 auf 26 Millionen Euro beinahe vervierfacht. Beide Kennzahlen sind unter Plan verlaufen, berichtet SLM – dabei hatte das Unternehmen bereits im Sommer 2019 die Prognose anpassen müssen.
Vor allem zu Beginn des Jahres 2019 sei der Auftragsbestand „sehr niedrig“ gewesen, weshalb auch die Gesamtleistung „ohne eine tragfähige Produkt- und Verkaufsstrategie“ insbesondere in der ersten Jahreshälfte „sehr unbefriedigend“ gewesen sei, so SLM. Die Gesamtleistung setzt sich aus den Umsatzerlösen, Bestandserhöhungen und anderen aktivierten Eigenleistungen zusammen.
Dünnes Liquiditätspolster gegen Corona
Einen zarten Hoffnungsschimmer lieferte zumindest das vierte Quartal: Zum Jahresende stand das Auftragsbuch bei 35 Millionen Euro. Allein im letzten Jahresviertel habe SLM Auftragseingänge im Wert von knapp 30 Millionen Euro erhalten. Zudem sei das Working Capital um 37,7 Prozent auf 38,4 Millionen Euro gesunken.
Ebenfalls positiv ist, dass SLM die Produktkosten leicht senken konnte, unter anderem durch Designänderungen sowie einer verbesserten Beschaffungsstrategie begleitet von einer Optimierung der Einkaufskonditionen. Diese Maßnahmen werden in der nächsten Zeit weiterverfolgt, heißt es. Die Personalkosten stiegen 2019 allerdings unter anderem durch Neueinstellungen deutlich an.
Unter dem Strich verbuchte SLM im Geschäftsjahr 2019 einen Verlust von rund 47,1 Millionen Euro nach einem Vorjahresverlust von 13,4 Millionen Euro. Die Eigenkapitalquote schrumpfte dadurch von 46,5 auf 32,6 Prozent. Die liquiden Mittel liegen mit 25,5 Millionen Euro zwar etwa auf Vorjahresniveau – doch gerade angesichts der Corona-Krise ist das nur ein dünnes Reservepolster.
SLM Solutions prüft Kapitalerhöhung und Wandelanleihe
Das sieht offenbar auch CEO Meddah Hadjar so, demzufolge SLM nun „verschiedene Optionen zur Stärkung der Kapitalbasis“ prüfe, um eine „ausreichende Kapitalausstattung zur Finanzierung der Wachstums- und Entwicklungsvorhaben von SLM Solutions zu gewährleisten“ und um für eine wegen der Corona-Krise „möglicherweise temporär eingeschränkte Nachfragesituation gerüstet zu sein“.
Einem Unternehmenssprecher zufolge liegt die Priorität derzeit auf einer erneuten Kapitalerhöhung oder der Emission einer weiteren Wandelanleihe. Alle anderen Möglichkeiten stünden zunächst dahinter zurück, weshalb beispielsweise Corona-bedinge KfW-Hilfen derzeit noch nicht beantragt seien.
SLM hatte seine Aktionäre bereits vor einem Jahr angepumpt. Der Großaktionär Elliott hatte seine Anteile erst vor einem Jahr im Rahmen einer Kapitalerhöhung auf knapp 30 Prozent aufgestockt. Der Hedgefonds Ena Opportunity hatte sich ebenfalls an der Kapitalerhöhung beteiligt und hält rund 20 Prozent. Der Asset-Manager Invesco (Oppenheimer Funds) und Hans-Joachim Ihde sind mit jeweils gut 10 Prozent beteiligt.
Coronavirus belastet Aktie von SLM Solutions
Das größte Vertrauen scheinen die bestehenden Investoren SLM Solutions derzeit jedoch nicht zu schenken. Der Aktienkurs gab heute im Verlauf des Vormittags um über 8 Prozent auf 6,40 Euro nach. Und auch die bereits ausstehende rund 60 Millionen Euro schwere Wandelanleihe notiert nur bei rund 70 Prozent ihres Nennwertes.
SLM Solutions gibt für 2020 keine Prognose
Die Situation scheint ernst für SLM. Dem Unternehmen zufolge dürfte es zu „stärkeren Verwerfungen im Geschäft von SLM Solutions führen“, sofern sich die Corona-Krise verschärfen sollte. Derzeit werde das operative Geschäft normal fortgeführt, allerdings mit einer „spürbaren Verzögerung beim Auftragseingang“. Außerdem hat SLM die Mitarbeiter des Lübecker Standortes bis Mitte April in die Betriebsferien geschickt.
Die Prognose für 2020 hat das Unternehmen bereits zurückgenommen. Diese sah allerdings auch ohne Corona bereits einen operativen Verlust (Ebitda) im höheren einstelligen Millionenbereich vor. Der Prognose war ein Umsatzwachstum im mittleren zweistelligen Prozentbereich bezogen auf das Jahr 2019 unterstellt.
Info
Beim Börsengang wurde der 3D-Druckerhersteller SLM Solutions noch für seine Zukunftstechnologie gefeiert. Doch inzwischen steckt das Unternehmen in der Krise fest. Bleiben Sie auf dem Laufenden mit unserer Themenseite zu SLM Solutions.