Stada-Chef Hartmut Retzlaff tritt zurück. Wegen einer schweren und voraussichtlich langwierigen Erkrankung müsse Retzlaff sein Amt bis auf Weiteres ruhen lassen, teilte der Pharmakonzern aus dem hessischen Bad Vilbel mit.
Sein Amt übernimmt Matthias Wiedenfels, der bisher die Ressorts Unternehmensentwicklung und zentrale Dienste besetzte. Neben dem Vorstandsvorsitz bekommt Wiedenfels auch die Verantwortung für die Abteilungen Strategie, Kommunikation und Produktion von Retzlaff.
Auch CFO Helmut Kraft übernimmt zusätzliche Ressorts: Marketing und Vertrieb, Einkauf sowie Forschung und Entwicklung sind die Abteilungen, die er von Retzlaff bekommt. Kraft ist seit Anfang 2010 bei Stada. Zuletzt hat er dem Unternehmen im April dieses Jahres am Schuldscheinmarkt 350 Millionen Euro besorgt.
Stada ist in den letzten Wochen unter Druck gekommen. Der Investor Active Ownership ist bei dem MDax-Unternehmen mit gut fünf Prozent eingestiegen. Er hält Stada für unterbewertet und sieht Defizite in der Führung sowie veraltete Strukturen bei den Hessen.
Active Ownership griff Stada-Chef Retzlaff an
Das erste Ziel von Active Ownership bei Stada ist der Aufsichtsrat. Der Aktivist argumentiert, die Besetzung des Gremiums passe nicht zu dem „global agierenden Pharmaunternehmen mit einer internationalen Kundschaft“, das Stada heute sei. Darum hatte AOC Mitte Mai einen Ergänzungsantrag für die Hauptversammlung eingereicht und den Austausch von fünf Aufsichtsräten vorgeschlagen.
Stada hat den Agriff gekontert und will sich nun seinerseits auf die Suche nach drei eigenen Kandidaten für den Aufsichtsrat machen. Der Vorschlag von AOC zum Austausch von Aufsichtsräten habe sich damit erübrigt, teilte Stada mit. Die Hauptversammlung hat CEO Retzlaff von Anfang Juni auf den 26. August verschoben – und wurde dafür von AOC-Mitgründer und Ex-Triton-Investmentmanager Florian Schuhbauer angegriffen.
Jetzt liegt es an Neu-CEO Wiedenfels und CFO Kraft, den Konzern alleine durch den Machtkampf mit AOC zu steuern. Und auch die kolportierten Verhandlungen mit dem Finanzinvestor CVC müssen sie ohne Retzlaff führen. Das „Wall Street Journal“ hatte berichtet, dass der Alt-CEO erste informelle Übernahmegespräche mit dem britischen Investor geführt haben soll, dessen Deutschland-Filiale der Ex-Goldman-Banker Alexander Dibelius leitet.