Abschied in Essen: Der erst seit etwas mehr als einem Jahr amtierende ThyssenKrupp-Finanzvorstand Johannes Dietsch verlässt den Traditionskonzern bereits wieder. Wie der Stahlriese nun mitteilte, wolle Dietsch sein Vorstandsmandat auf eigenen Wunsch mit Wirkung zum 31. März 2020 niederlegen. Damit hat Dietsch bereits am Dienstag kommender Woche seinen letzten Arbeitstag bei dem Stahlkonzern. Ursprünglich lief sein Vertrag noch bis zum 31. Januar 2022.
Sein Nachfolger kommt aus den eigenen Reihen: Klaus Keysberg sitzt bereits seit Oktober 2019 im Vorstand und verantwortet dort bislang die Werkstoff-Sparte „Materials Services“, den Bereich Steel Europe sowie die Regionen Nordamerika, West-, Zentral- und Osteuropa sowie die Gemeinschaft unabhängiger Staaten. Der promovierte Diplom-Kaufmann Keysberg wird die Rolle als CFO zusätzlich einnehmen. Infolgedessen verkleinert sich der ThyssenKrupp-Vorstand von vier auf drei Posten.
Nachfolger Keysberg bringt CFO-Erfahrung mit
Der designierte CFO Keysberg ist seit 1996 bei ThyssenKrupp und war unter anderem CFO der ThyssenKrupp-Bilstein-Gruppe, Finanzchef der Einheit „Industrial Services“ bei Thyssenkrupp Services sowie kaufmännischer Geschäftsführer von ThyssenKrupp Xervon.
Von 2011 bis 2018 war Keysberg Vorstandsmitglied bei ThyssenKrupp Materials Services. Er startete dort als Chief Operating Officer und verantwortete von 2014 an als CFO die Bereiche Finanzen und Controlling, IT, Purchasing und Compliance. Zuletzt war er bis Ende September 2019 Finanzvorstand der Business Area „Materials Services“.
Den CEO-Posten bei ThyssenKrupp wird Martina Merz weiter bekleiden. Die ehemalige Bosch-Managerin tauschte im September 2019 nach der Trennung von Guido Kerkhoff ihren Aufsichtsratsvorsitz gegen den CEO-Posten. Eigentlich war die Übergangslösung nur für ein Jahr angedacht. Nun soll sie den Job für weitere drei Jahre übernehmen.
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Dietsch konnte Cash-Drain nicht stoppen
Der nun scheidende CFO Dietsch, der im Februar 2019 als Verstärkung für den vom Finanzchef um CEO beförderten Guido Kerkhoff an Bord kam, konnte während seiner Amtszeit den Cash-Drain bei ThyssenKrupp nicht stoppen. Zunächst sah es so aus, dass die Aufspaltung der Stahlikone sein größtes Projekt werden würde, stattdessen lag der Fokus auf M&A: Bei dem Verkauf der Aufzugsparte erzielte ThyssenKrupp einen guten Preis. So legte das Konsortium um die Finanzinvestoren Advent und Cinven sowie er RAG-Stiftung 17,2 Milliarden Euro auf den Tisch, was deutlich über den Markterwartungen von 15 Milliarden Euro lag.
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Über die konkrete Mittelverwendung wollen die Essener erst im Mai entscheiden – dann bereits ohne Dietsch. Dann dürfte sich auch zeigen, welche Geschäftsbereiche weiterentwickelt, in eine Partnerschaft gebracht oder aber verkauft werden. Anfang März wandte sich der scheidende CFO noch in einem Brief an die Belegschaft. In dem von der Nachrichtenagentur Reuters zitierten Memo äußerte er sich zuversichtlich, dass der Konzern „solide“ finanziert sein werde, da im Zuge des Verkaufs der Aufzugsparte die Finanzschulden deutlich reduziert und ein Großteil der Pensionsverpflichtungen ausfinanziert werden könnten.
Dietsch wechselte von Bayer zu ThyssenKrupp
Für Dietsch war der Verkauf nicht der einzige Mega-Deal seiner Karriere. Vor seinem Gastspiel in der Stahlbranche machte er Karriere bei dem Pharmakonzern Bayer, wo er sich von einem Industriekaufmann-Azubi bis zum Konzern-CFO hocharbeitete. In dieser Funktion verantwortete er die milliardenschwere Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto, die dem Konzern jedoch im Nachhinein auch erhebliche Probleme verursachte.
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Alles über den scheidenden ThyssenKrupp-Vorstand Johannes Dietsch erfahren Sie auf seinem FINANCE-Köpfe-Profil.
Mehr zur Krise beim Essener Industriekonzern erfahren Sie unserer Themenseite zu ThyssenKrupp.
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