Der Energiekonzern Uniper trennt sich von Unternehmenschef Klaus Schäfer und Finanzvorstand Christopher Delbrück. Mit beiden Managern habe man sich „einvernehmlich“ auf ein Ausscheiden Ende August verständigt, wie die Düsseldorfer am späten Dienstagabend mitteilten.
Mit dem Abgang der Uniper-Führungsspitze ist der Weg nun frei für eine Zusammenarbeit mit dem Versorger Fortum. Der finnische Großaktionär, der im Januar 2018 bei der früheren E.on-Tochter eingestiegen war, hatte seine Beteiligung an Uniper erst vor wenigen Tagen auf 49,99 Prozent erhöht. Schäfer und Delbrück hatten jedoch stets für die Unabhängigkeit der Düsseldorfer gekämpft und Fortums Avancen als „feindlichen Vorstoß“ bezeichnet.
Eine Zusammenarbeit zwischen Fortum und Uniper schien daher unter dem alten Management kaum möglich – woraus auch CFO Delbrück in seinem gestern veröffentlichten Abschiedsstatement keinen Hehl machte: „Ich habe immer klar Position bezogen, wo und wie ich die Zukunft von Uniper sehe. Ich respektiere das Anliegen unseres größten Aktionärs nach einer strategischen Kooperation. Dies ist nicht mein Weg.“
Uniper und Fortum wollen enger zusammenarbeiten
Es ist jedoch der Weg von Uniper-Aufsichtsratschef Bernhard Reutersberg. Der neue starke Mann bei dem Energiekonzern kündigte einen Neuanfang der Beziehungen zwischen Uniper und Fortum an: „Es wird Zeit, entschlossen die nächsten Schritte anzugehen und sich aufeinander zu zu bewegen.“
Er sei sich mit den Fortum-Verantwortlichen einig darüber, dass ein „Weiter so“ nicht möglich sei. Dafür stehe – auch angesichts der Veränderungen in der Energiebranche – für beide Unternehmen zu viel auf dem Spiel. Auch Fortum-Chef Pekka Lundmark hatte kürzlich die Annäherung der beiden Konzerne als unzureichend kritisiert.
Übernimmt Fortum Uniper doch noch?
Angesichts dieser Äußerungen rücken auch Spekulationen wieder in den Fokus, wonach die Finnen doch noch die Mehrheit an Uniper übernehmen könnten. Bislang ist dies ein an einem Veto der russischen Aufsichtsbehörden gescheitert. Uniper betreibt dort mehrere Kraftwerke, wozu auch eine als strategisch wichtig betrachtete Anlage zur Trinkwasseraufbereitung gehört. Zweiter Großaktionär der Düsseldorfer ist der Hedgefonds Elliott des amerikanischen Investors Paul Singer. Er hält inzwischen mehr als 17 Prozent der Aktien.
Bei Uniper gibt man sich gelassen: Wie eine strategische Partnerschaft zwischen Uniper und Fortum aussehen könnte, soll nun eine Arbeitsgruppe erarbeiten, heißt es von Seiten des Unternehmens. Die verbliebenen beiden Vorstände – der für das operative Geschäft zuständige Eckhardt Rümmler sowie Chief Commercial Officer Keith Martin – sollen die Vorschläge erarbeiten. „Wir wissen heute noch nicht, was am Ende rauskommt. Aber wir starten jetzt“, erklärte Aufsichtsratschef Reutersberg. Eine Nachfolge für CFO Delbrück und den CEO Schäfer hat das Unternehmen noch nicht benannt.
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CFO Delbrück muss sich neu orientieren
Für CFO Christopher Delbrück geht mit dem Abschied von Uniper indes nicht nur ein nervenaufreibender Abwehrkampf endgültig zu Ende. Für den 52-Jährigen endet auch ein langes berufliches Kapitel: Delbrück war 2002 zu E.on gekommen und übernahm in den Folgejahren CFO-Posten bei verschiedenen Tochtergesellschaften des Dax-Konzerns.
Anfang 2016 wurde der Diplom-Volkswirt dann zum Finanzchef der damaligen E.on-Kraftwerkstochter Uniper ernannt, die er im September 2016 gemeinsam mit CEO Schäfer an die Börse führte – wo sich das zunächst als Resterampe verschriene Geschäft gut entwickelte. Im vergangenen Sommer übernahm Delbrück wegen einer Krebserkrankung von Schäfer übergangsweise auch die Ressorts Kommunikation und Politik. Jetzt wird sich Delbrück eine neue Herausforderung suchen müssen.