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Vorstandsbeben bei Lufthansa – auch CFO Steenbergen geht

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CFO Steenbergen verlässt Lufthansa zum 7. Mai. Foto: Tupungato - stock.adobe.com
CFO Steenbergen verlässt Lufthansa zum 7. Mai. Foto: Tupungato - stock.adobe.com

Diese Nachricht überraschte am gestrigen Donnerstagabend: Die Lufthansa trennt sich von vier Vorstandsmitgliedern, darunter auch von CFO Remco Steenbergen. Er scheidet „im beiderseitigen Einvernehmen“ zum 7. Mai aus dem Vorstand der Airline aus, wie der Aufsichtsrat in seiner gestrigen Sitzung beschlossen hat.

Steenbergen kam zum Jahresbeginn 2021 von Barry Callebaut zur Lufthansa. Während seiner Zeit als Finanzchef für die Lufthansa hat der CFO mehrere Verkäufe begleitet, darunter den des Bordcaterers LSG und des Reise- und Kreditkartendienstleisters Airplus. In seine Amtszeit fällt allerdings auch der abgesagte Teilverkauf der Technik-Sparte. Und auch die Übernahme von ITA ist noch nicht in trockenen Tüchern. Details zu Steenbergens neuer Position sind derzeit noch nicht bekannt.

Das Ressort Konzernfinanzen soll künftig neu besetzt werden, heißt es von der Lufthansa. Doch eine feste Nachfolge für Steenbergen steht bisher noch nicht fest. Daher soll Michael Niggemann, auch verantwortlich für das Ressort „Personal, Logistik und Non-Hub-Verkehre“ sowie Arbeitsdirektor, das Finanzressort kommissarisch führen.

Lufthansa-Vorstände Spohr und Niggemann bleiben

Niggemann ist neben Vorstandschef Carsten Spohr der einzige Manager aus der Führungsriege, der seinen Posten behalten wird. Die drei Vorstandsmitglieder Christina Foerster (Ressort Markenführung und Nachhaltigkeit), Harry Hohmeister (Ressort Globale Märkte und Netzmanagement) und Detlef Kayser (Ressort Flotte und Technologie) sollen zum 30. Juni dieses Jahres ausscheiden.

Die Amtszeiten von Hohmeister und Kayser enden laut der Lufthansa im laufenden Jahr und werden entsprechend nicht verlängert. Foerster scheidet ebenso wie Steenbergen „im beiderseitigen Einvernehmen“ aus dem Vorstand aus.

Lufthansa verkleinert Vorstand auf fünf Mitglieder

Die Lufthansa besetzt jedoch nicht alle Vorstandspositionen wieder, stattdessen verkleinert die Airline das Gremium von sechs auf fünf Mitglieder. Neu in den Vorstand kommt Grazia Vittadini; sie soll ab dem 1. Juli 2024 das Ressort „Technik und IT“ als Chief Technology Officer übernehmen. Darüber hinaus fällt in ihren Beritt künftig auch der Bereich „Sustainability“. Vittadini kommt von Rolls Royce und war vorher auch für Airbus tätig. Ihr Vertrag ist zunächst auf drei Jahre angesetzt.

Die Verantwortung für das Ressort „Globale Märkte und kommerzielle Steuerung Hubs“ übernimmt ebenfalls ab dem 1. Juli Dieter Vranckx, bislang Chef der Tochtergesellschaft Swiss. Auch sein Vertrag wird zunächst drei Jahre laufen, und auch Vranckxs Aufgabenbereich gehören künftig weitere Bereiche an, nämlich „Custoumer Experience“ und „Konzernmarkenführung“. Darüber hinaus übernimmt der Manager von Steenbergen das Mandat des Vizepräsidenten im Swiss-Verwaltungsrat.

Fehlte Teamgeist im Lufthansa-Vorstand?

„Der Vorstand hat hervorragende Arbeit geleistet, um die Lufthansa Group durch die äußerst schwierige Phase der Pandemie zu führen“, betont der Vorsitzende des Aufsichtsrates Karl-Ludwig Kley. Heute stehe das Unternehmen wieder auf einem „wirtschaftlich soliden Fundament“, wofür „allen Vorstandsmitgliedern höchste Anerkennung und Dank“ gebühre. „Insbesondere dankt der Aufsichtsrat den jetzt ausscheidenden Vorstandsmitgliedern für ihren Einsatz, ihre Leistung und ihre große Loyalität“, lässt sich Aufsichtsratschef Kley zitieren.

In den Abschiedsworten findet sich zwischen den Zeilen allerdings auch ein Seitenhieb in Richtung des bestehenden Managements: Die Herausforderungen für die Luftfahrtbranche und die Lufthansa bleiben „weiterhin gewaltig“, daher will die Airline diese „mit neuem Schwung und einem veränderten Team angehen, das noch stärker internationale Erfahrung und vielfältige Perspektiven vereint“, so Kley. Zudem verlange „die Interaktion mit unseren Kunden, Investoren, Partnern, aber auch die Zusammenarbeit innerhalb der Lufthansa Gruppe mehr denn je ein ausgeprägtes Teamverständnis. Auch das versprechen wir uns von unserem neuen Vorstandsteam.“

Darüber hinaus nennt die Airline keine weiteren Gründe für die Umstrukturierung der Führung. Die FAZ berichtet indes von Uneinigkeit und fehlendem Teamgeist beim bisherigen Lufthansa-Vorstand – ein möglicher Anlass für den Radikalumbau.

Streiks, ITA-Einstieg: Lufthansas zahlreiche Herausforderungen

Die Aktionäre reagierten verschnupft auf den Vorstandsumbau. Am heutigen Freitagvormittag rutschte die Aktie mit zeitweise mehr als 4 Prozent ins Minus auf rund 7,20 Euro. Grund für die schlechte Stimmung am Kapitalmarkt dürften aber auch die weiteren Baustellen der Lufthansa sein.

So könnte es bei der Fluglinie bald wieder Streiks geben. Nachdem zuletzt das Bodenpersonal gestreikt hatte, könnte es laut Medienberichten nun mit dem Kabinenpersonal weitergehen. Am Donnerstag hatte die Unabhängige Flugbegleiter Organisation (Ufo) die Tarifverhandlungen mit der Airline für gescheitert erklärt.

Auch in Sachen Zusammenschluss mit der italienischen ITA geht es für die Lufthansa erstmal nicht weiter. Das Ziel war eigentlich, Anfang dieses Jahres mit der Integration von ITA zu beginnen, allerdings verhindern die Wettbewerbshüter der EU weiterhin den geplanten Einstieg der Lufthansa bei den Italienern. Die EU-Kommission hat ein wettbewerbsrechtliches Prüfverfahren in dem Fall angekündigt und nun bis zum 6. Juni Zeit, einen Beschluss zu erlassen. Die Verhandlungen zwischen der Lufthansa und Italien waren bereits im Mai vergangenen Jahres abgeschlossen.