Wichtiger Schritt für die Lufthansa: Die angeschlagene Fluggesellschaft hat über eine Anleihe 1,6 Milliarden Euro am Kapitalmarkt aufgenommen. 750 Millionen Euro entfallen dabei auf eine vierjährige Tranche, die mit 2,875 Prozent pro Jahr verzinst wird. Die restlichen 850 Millionen Euro laufen über sieben Jahre und haben einen Kupon von 3,75 Prozent pro Jahr.
Lufthansa tilgt 1 Milliarde Euro aus KfW-Darlehen
Mit der Transaktion kommt die Lufthansa ihrem Ziel, das im vergangenen Sommer festgezurrte staatliche Rettungspaket über insgesamt 9 Milliarden Euro abzulösen, ein gutes Stück näher: „Die heute erfolgreich platzierte Anleihe ermöglicht uns die Rückzahlung des gesamten KfW-Darlehens“, sagt der seit Jahresbeginn amtierende Lufthansa-CFORemco Steenbergen. Das Darlehen beläuft sich auf insgesamt 3 Milliarden Euro, 1 Milliarde Euro davon hatte die Lufthansa zuletzt in Anspruch genommen.
Diesen Betrag zahlt die Lufthansa nun zurück. Dazu ist sie allerdings auch verpflichtet: Denn die Airline hat nun sämtliche in diesem Jahr fälligen Finanzverbindlichkeiten langfristig refinanziert. Die Aufnahme darüberhinausgehender Finanzmittel muss der MDax-Konzern zur Tilgung des KfW-Kredits einsetzen, so ist es vertraglich vereinbart.
Finanzchef Steenbergen dämpfte jedoch zugleich die Erwartungen auf ein schnelles Ende der staatlichen Hilfe bei der Lufthansa: Es sei wahrscheinlich, dass weitere Elemente des Stabilisierungspakets in Anspruch genommen würden, die derzeit ungenutzt sind, erklärte der CFO. „In welchem Umfang wir dies tun werden, hängt vom weiteren Verlauf der Pandemie ab.“
Stand Ende September hatte die Lufthansa insgesamt 2,7 Milliarden Euro aus dem staatlichen Rettungspaket in Anspruch genommen: Neben der 1 Milliarde Euro aus dem KfW-Kredit umfassen die gezogenen Mittel 1 Milliarde Euro aus der stillen Beteiligung des Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) sowie 300 Millionen Euro aus der Kapitalerhöhung für den Einstieg des Bundes. Hinzu kommen Staatshilfen in Österreich über 350 Millionen Euro.
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Dritte Kapitalmarkttransaktion in drei Monaten
Dennoch ist die Transaktion für die Lufthansa aus drei Gründen ein Erfolg: Erstens konnte der Konzern bereits zum dritten Mal innerhalb von drei Monaten unter Beweis stellen, dass er trotz der aktuellen Krise in der Lage ist, Geld bei privaten Investoren einzutreiben. Bereits im vergangenen November hatte die Kranich-Airline innerhalb weniger Tage eine Wandelanleihe über 600 Millionen Euro und einen Corporate Bond über 1 Milliarde Euro am Markt platziert.
Das Finanzteam dürfte dabei allerdings auch davon profitiert haben, dass das Unternehmen aus Investorensicht wegen der Beteiligung des deutschen Staates in Höhe von 20 Prozent als sicheres Investment gilt. Die Ratingagentur Scope stuft die Bonität der Lufthansa mit BBB- sogar noch im Investmentgrade-Bereich ein. Standard & Poor‘s (BB-) und Moody’s (Ba2) sind allerdings skeptischer. Der Ausblick auf alle drei Ratings ist negativ.
Lufthansa senkt Finanzierungskosten
Zweitens kann die Lufthansa mit der Transaktion ihre Finanzierungskosten senken, wie CFO Steenbergen betont. Die Kreditlinie der KfW wird mit einem variablen, vom Rating abhängenden Zinssatz innerhalb der Spanne von 2,75 bis 4,75 Prozent verzinst. Zuletzt lag der Zins einem Lufthansa-Sprecher zufolge bei 3,75 Prozent – was auf dem Niveau der siebenjährigen Tranche der nun platzierten Anleihe liegt. Allerdings hat der KfW-Kredit nur eine Laufzeit von drei Jahren. Die vierjährige Tranche ist dagegen sogar noch günstiger. Die Ersparnis dürfte also einen mittleren bis hohen einstelligen Millionenbetrag pro Jahr ausmachen.
Noch wichtiger ist allerdings, dass die Lufthansa mit der Transaktion drittens ihre Beinfreiheit erweitert: So kann die Airline mit der Rückzahlung des KfW-Kredits wieder frei über die zur Besicherung des Kredits verpfändeten Flugzeuge verfügen, wie das Unternehmen erklärte. Der KfW-Kredit ist mit Anteilen an Tochtergesellschaften besichert, die 327 Flugzeuge besitzen. Bezogen auf die Zahl der Flugzeuge ist derzeit also mehr als 40 Prozent der Flotte in einem Share Pledge gebunden – was auch die Möglichkeit einschränkt, über Flugzeugfinanzierungen und Leasing Cash aufzunehmen.
desiree.buchholz[at]finance-magazin.de
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Desirée Buchholz ist Redakteurin bei FINANCE und Leitende Redakteurin der Schwesterpublikation DerTreasurer. Seit 2014 moderiert sie beim Web-TV-Sender FINANCE-TV. Desirée Buchholz hat einen Masterabschluss im Fach International Business and Economics und schrieb während des Studiums als freie Journalistin unter anderem für das Handelsblatt sowie die Wirtschaftsmedien von Gruner + Jahr.