Aus zwei mach eins: Nach fast 20 Jahren endet die Börsengeschichte der Baumarktkette Hornbach. Mit einem öffentlichen Erwerbsangebot will die SDax-notierte Mutter-Holding die Aktien aus dem Streubesitz zurückkaufen, um ein Delisting der Tochter einzuleiten. Bis zum 22. Februar können Anleger ihre Aktien zu einem Preis von 47,50 Euro andienen. „Noch im Februar soll der Hammer fallen, das ist der Plan“, erklärt Finanzchefin Karin Dohm im Gespräch mit FINANCE.
Der Deal ist aus Anlegersicht lukrativ: Das Angebot der Holding um Familienoberhaupt und CEO Albrecht Hornbach kratzt am All-Time-High der Aktie von etwas über 48 Euro und entspricht einer Prämie von fast 30 Prozent auf den Durchschnittskurs der vergangenen sechs Monate bis Mitte Dezember, als Hornbach das Angebot unterbreitet hat.
Hornbach-CFO: „Wir graben uns selbst das Wasser ab“
Dohm glaubt, dass sie den Großteil der Investoren für den strategischen Rückzug vom Kapitalmarkt gewinnen wird. „Unsere Entscheidung spiegelt das Echo der Hornbach-Investoren wieder. Auch sie sehen keinen Sinn in einem Doppel-Listing“, erklärt die CFO. Beide Unternehmen fußen auf dem gleichen Geschäftsmodell. „Die Aktien graben sich also gegenseitig das Wasser ab, und das belastet die Bewertung.“
Zudem ist die Liquidität des Baumarkt-Papiers sehr begrenzt, nur knapp 26 Prozent Freefloat befinden sich am Markt, der Rest gehört bereits der Familienholding. Das macht die Aktie für manche Investoren unattraktiv, weil sie ihren Anlageappetit auf größere Positionen nicht stillen können. „Wir haben bereits die Kontrollmehrheit, das Delisting wird daher in jedem Fall stattfinden“, erklärt Dohm. Die Aktiengesellschaft bleibt aber bestehen. Sollte es Anleger geben, die ihre Aktien nicht andienen, bleiben sie Miteigentümer, können ihre Aktien aber nicht mehr öffentlich handeln. „Viele Anleger sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ihnen wollen wir auf Holding-Ebene entsprechende Aktienprogramme anbieten“, betont Dohm. Ein Squeeze-out, für das Hornbach 95 Prozent der Baumarkt-Anteile halten müsste, ist derzeit nicht geplant.
„Noch im Februar soll der Hammer fallen.“
Hornbach-CFO Karin Dohm über das Delisting der Baumarkt-Tochter.
„Wir wollen mit diesen Ineffizienzen der aktuellen Unternehmensstruktur aufräumen und die Kapitalmarktpräsenz von Hornbach als Einheit stärken“, betont die Finanzchefin. Der Mehrwert – die internationale Expansion mit Kapitalmarktmitteln zu fördern – habe heute, wo Hornbach zu den führenden europäischen Baumärkten zählt, schlichtweg nicht mehr das Gewicht wie noch vor 20 Jahren.
Mit Dohm als CFO, die erst vor knapp einem Jahr von der Deutschen Bank zum Neustädter Familienunternehmen kam, wurde das Delisting-Angebot zwar konkret aufgesetzt, der Gedanke ist aber schon vor ihrer Zeit gereift: Bereits 2015, als die Hornbach-Holding sich in eine KGaA umwandelte und den Hornbach-Familien als Komplementären der Obergesellschaft das alleinige Sagen zuschrieb. Der Rückzug der zweiten Aktie von dem Börsenparkett hätte genauso gut auch schon früher stattfinden können, glaubt Dohm.
Warum genau die Familie gewartet hat, weiß die Managerin nicht. Sicher ist nur, spätestens die Corona-Pandemie hat die Pläne auf Eis gelegt. Auch wenn Baumärkte am Ende als Profiteure aus der Krise hervorgegangen sind, waren auch ihre Läden zeitweise geschlossen und die Sorgen über die Handelsbranche insgesamt groß. In diesem Umfeld wäre es nicht klug gewesen, große Umstrukturierungen anzugehen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu verunsichern und Finanzierungsgespräche mit Banken zu führen, erklärt Dohm. Gleichwohl wäre das Börsenumfeld aus Käufersicht deutlich günstiger gewesen: Die Horbach-Baumarkt-Aktie, die sich die Familienholding jetzt 47,50 Euro kosten lässt, war im Frühjahr 2020 kurzzeitig für knapp 14 Euro zu haben.
Karin Dohm will am Investmentgrade festhalten
Jetzt muss Hornbach für den Rückkauf der Aktien rund 400 Millionen Euro auf den Tisch legen, inklusive Beraterkosten und Gebühren. Beraten werden Holding-Mutter und Baumarkt-Tochter von Gleiss Lutz, Hogan Lowells, Brunswick und Rothschild. Finanzieren will Dohm den Kaufpreis zunächst über eine Brückenfinanzierung durch die Deutsche Bank und die Commerzbank. Anschließend soll die Finanzierung langfristig durch Fremd- oder Eigenkapitalinstrumente abgelöst werden. Dabei will die CFO das Standard & Poor’s-Investmengrade-Rating von BB+ aber nicht aus den Augen verlieren.
An der Management-Struktur soll sich durch den Abschied vom Kapitalmarkt nichts ändern: Dohm bleibt Doppel-CFO der Holding und der Baumärkte. „Eine schöne Tradition“, findet die Managerin. Immerhin ist sie damit die einzige Person, die in beiden Unternehmen im Vorstand sitzt.
melanie.ehmann[at]finance-magazin.de
Melanie Ehmann ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen am M&A- und Private-Equity-Markt. Sie hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Melanie Ehmann sechs Jahre in der Redaktion des Platow Verlags, zunächst als Volontärin, später als Wirtschaftsjournalistin im Platow Brief und den Sonderpublikationen.