Der Technologiekonzern Siemens bekommt im Laufe des Geschäftsjahres 2026 eine neue Finanzchefin: Veronika Bienert, bislang CEO der Finanzierungssparte Siemens Financial Services (SFS), tritt in die Fußstapfen des langjährigen CFOs Ralf Thomas an. Das beschloss der Siemens-Aufsichtsrat am Mittwoch. Vorstandsmitglied der Siemens AG war Bienert bereits, allerdings zuständig für die Bereiche SFS, Siemens Real Estate und Global Business Services. Ihre Nachfolge an der Spitze von SFS tritt zum 1. Januar 2026 Kevin Zander an.

Bienerts neuer Vertrag als CFO läuft im April 2026 an und ist auf fünf Jahre ausgelegt, ein konkreter Termin für die Übergabe der Funktion steht bislang nicht fest. Der Aufsichtsratsvorsitzende Jim Hagemann Snabe bezeichnete sie in einer Mitteilung als „erfahrene, international profilierte und bestens vernetzte Finanzexpertin“.
Bienert ist seit 1993 bei Siemens
Bienert ist seit 1993 bei dem Technologiekonzern beschäftigt, damals startete sie mit einer Stammhauslehre. Nach verschiedenen Stationen, auch im Ausland wurde sie 2016 CFO bei SFS, 2021 rückte sie an die Spitze der Serviceeinheit. Seit Oktober 2024 ist Bienert Vorstandsmitglied der Siemens AG.
Neben der neuen CFO verlängerte der Aufsichtsrat auch den Vertrag von Peter Körte um fünf Jahre. Er ist bei Siemens aktuell bereits Chief Technology Officer und Chief Strategy Officer und in diesen Vorstandsrollen für die strategische Ausrichtung und die Entwicklung des KI-Portfolios von Siemens zuständig.
Ralf Thomas bleibt Aufsichtsratschef bei Healthineers

Der aktuelle CFO Ralf Thomas war mehr als zehn Jahre Finanzvorstand bei Siemens, sein aktueller Vertrag läuft im Dezember 2026 aus. Bei der Siemens-Tochter Healthineers bleibt er über seine Funktion als CFO hinaus Vorsitzender des Aufsichtsrats.
Mit diesen Personalien entschied der Aufsichtsrat der Siemens AG auch, die Mehrheit an der Tochter Siemens Healthineers abzugeben und deren Geschäft zu entkonsolidieren. Die frühere Medizintechniksparte ist seit 2018 als eigenständiges Unternehmen an der Börse, das Münchener Mutterhaus hält aber einen Mehrheitsanteil von 67 Prozent.
Siemens will Healthineers-Anteile an Aktionäre abgeben
Diesen Anteil will Siemens mittelfristig „auf eine Finanzbeteiligung“ reduzieren. In einem ersten Schritt ist geplant, 30 Prozent der Anteile an Siemens Healthineers an die Aktionäre der Siemens AG weiterzureichen – „vorzugsweise in Form einer Direktabspaltung“. Damit würde der direkte Anteil der Muttergesellschaft auf 37 Prozent sinken.
Ziel der Neustrukturierung ist es, Siemens stärker auf sein Technologiegeschäft zu konzentrieren. Siemens-CEO Roland Busch erklärte in einer Mitteilung, diese Strategie sehe einen „Fokus auf beschleunigtem, profitablerem Wachstum unserer digitalen Geschäfte, vernetzter und softwaredefinierter Hardware sowie industrieller KI“ vor. Davon sollten auch die Aktionäre langfristig profitieren, die bestehende Dividendenpolitik behalte das Unternehmen bei.
Der letztjährige CFO des Jahres, Ralf Thomas, hob in der Mitteilung die Folgen der Entkonsolidierung hervor: Sie „erhöht die Transparenz, reduziert Komplexität für den Kapitalmarkt und vereinfacht Governance-Strukturen“ für den Konzern.
Siemens Healthineers erreicht höheren Streubesitz
Siemens Healthineers kommt durch die Abgabe der Anteile durch die Muttergesellschaft auf einen deutlich höheren Streubesitz. Denn die Aktien sollen an die bestehenden Siemens-Aktionäre gehen. Regulatorische Klärungen und die Zustimmung durch die Hauptversammlungen beider Unternehmen stehen allerdings noch aus.
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Am Donnerstag meldete die Siemens AG außerdem Zahlen für das Geschäftsjahr 2025, das am 30. September endete. Das Unternehmen bezifferte den Umsatz auf rund 78,9 Milliarden Euro, ein Plus von 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Davon entfielen 23,4 Milliarden auf Siemens Healthineers, der Umsatz der Tochter legte um 5 Prozent zu. Mittelfristig plant Siemens mit einem Umsatzwachstum zwischen 6 und 9 Prozent jährlich. Den Auftragsbestand gab der Konzern mit 88,4 Milliarden Euro an, bei Siemens Healthineers waren es 26,1 Milliarden Euro.
Der Gewinn des Gesamtkonzerns belief sich nach Steuern auf 10,4 Milliarden Euro – nach Angaben des Unternehmens zum dritten Mal in Folge ein Höchststand. Die Dividende wollen Vorstand und Aufsichtsrat auf 5,35 Euro pro Aktie erhöhen, im Vorjahr waren es 5,20 Euro.
Raphael Arnold ist Redakteur bei FINANCE. Er studierte in Gießen und Alexandria (Ägypten) Geschichte, Geografie und Arabisch. Schon vor und während des Studiums schrieb er für verschiedene Tageszeitungen. Bei den Nürnberger Nachrichten absolvierte er ein Volontariat und arbeitete im Anschluss in deren Wirtschaftsredaktion. Danach war er über 13 Jahre für den US-Investment News Service OTR Global als Researcher und Projektmanager tätig. Beim Juve Verlag verantwortete er bis Oktober 2024 knapp acht Jahre lang die Österreich-Publikationen.
