Einen Tag vor der Hauptversammlung des Dax-Konzerns ThyssenKrupp bahnt sich ein Zusammenstoß zwischen dem Vorstand und dem schwedischen Großaktionär Cevian an.
Schon zum dritten Mal innerhalb dieser Woche erhöht Lars Förberg, Chef des aktivistischen Investors Cevian, den Druck auf ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger und Finanzchef Guido Kerkhoff – diesmal massiv und mit harten Worten: „Die Struktur von ThyssenKrupp mit fünf Sparten, die nicht zueinander passen, und mit einem Wasserkopf an Verwaltung ist einzig ein Ergebnis der Geschichte des Konzerns. Es gibt da keine Synergien“, tobt Förberg in einem Interview für die heutige Ausgabe der „Börsen-Zeitung“.

ThyssenKrupp
Cevian wettert gegen ThyssenKrupp
Rhetorische Eskalation von Cevian-Chef Lars Förberg
FINANCE-Köpfe
Der Begriff „Wasserkopf“ für die Zentralverwaltung in Essen ist eine rhetorische Eskalation. Derart hart hatte Cevian die vermeintliche Ineffizienz des Stahl- und Industriegüterkonzerns bislang noch nicht öffentlich angeprangert.
Neu ist auch, dass Förberg keinen Hehl mehr daraus macht, dass das von ihm gegründete Investmenthaus Cevian das traditionsreiche Konglomerat zerschlagen will.
Lediglich bei der Wahl der Mittel zeigt er sich offen: „Ob das am besten durch Joint Ventures, Spin-offs oder den Börsengang einer Tochter zu erreichen ist, müssen Aufsichtsrat und Vorstand gemeinsam entscheiden.“
Cevian hält nach neuesten Meldungen 18 Prozent an ThyssenKrupp und ist damit der zweitgrößte Aktionär hinter der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, die auf 21 Prozent kommt. Anders als Cevian unterstützt die Stiftung jedoch den Kurs des Managements.
Mit dem Cevian-Partner Jens Tischendorf sind die Schweden auch im Aufsichtsrat präsent, wo diverse bekannte Manager die Kapitalseite vertreten, unter anderem Ex-Telekom-Chef Rene Obermann, Ex-Henkel-CFO Lothar Steinebach und die Deutschlandchefin der HSBC, Carola von Schmettow.
Machtkampf treibt Aktienkurs von ThyssenKrupp
Sanierung von ThyssenKrupp kam 2017 deutlich voran
Schon einem Interview in der aktuellen Ausgabe der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ war vor wenigen Tagen zu entnehmen, dass Förberg die Geduld verliert. „Das Management hat sich vor fünf Jahren klare Ziele gesetzt, erreicht aber weiterhin nur die Hälfte der Zielmarge. Das ist eindeutig zu wenig.“ Der Frage, ob er den Rücktritt von Konzernchef Hiesinger verlangt, wich er aus und erklärte lediglich: „Wenn eine Strategie nicht die angestrebten Ergebnisse bringt, muss man sie ändern.“
Die ThyssenKrupp-Führung hingegen argumentiert, dass die Aufräumarbeiten bereits weit vorangekommen seien – und zwar in einer Weise, die den Betriebsfrieden erhalte. So hat ThyssenKrupp im abgelaufenen Jahr die letzten noch verbliebenen Teile des Milliardengrabs „Steel America“ erfolgreich abgestoßen. Das europäische Stahlgeschäft soll in ein Joint Venture mit dem Konkurrenten Tata Steel eingebracht werden. Davon versprechen sich Hiesinger und CFO Kerkhoff hohe Kostensenkungen.
Kapitalerhöhung konnte Cevians Einfluss nicht dämpfen
Zudem gelang es Kerkhoff Ende September, eine Kapitalerhöhung über 1,4 Milliarden Euro zu platzieren und damit die lange Zeit stark angespannte Bilanz zu entlasten. Den Einfluss Cevians konnte Kerkhoff mit diesem Schachzug allerdings nicht zurückdrängen.
Die Fortschritte bei der Sanierung und die Aussichten auf eine mögliche Zerschlagung haben den Aktienkurs von ThyssenKrupp in den vergangenen Monaten auf rund 25 Euro getrieben – den höchsten Stand seit 2011. Cevian war im Herbst 2013 bei Kursen von knapp unter 20 Euro eingestiegen.
michael.hedtstueck[at]finance-magazin.de