Die Deutsche Pfandbriefbank (Pbb) hat Post von Petrus Advisers erhalten – und zwar keine freundliche: Der Hedgefonds, der mit knapp unter 3 Prozent an der Bank beteiligt ist, hat am gestrigen Dienstag einen öffentlichen Brief an die Münchener geschrieben und kritisiert in diesem mit deutlichen Worten die „signifikanten strategischen Schwächen“ sowie die „fehlende Vision“ des Instituts. Daraus resultiere die aktuelle niedrige Bewertung der Pfandbriefbank, deren Marktkapitalisierung sich aktuell auf gut 1,1 Milliarden Euro beläuft.
Petrus kritisiert Profitabilität der Pfandbriefbank
Das sind die Kritikpunkte des aktivistischen Investors im Detail: Der erste betrifft die Profitabilität der Bank. Seit dem Börsengang des Instituts im Jahr 2015 ist es den Münchenern aus Sicht von Petrus nicht gelungen, die Kapitalkosten zu verdienen. Diese schätzt Petrus auf mindestens 10 bis 11 Prozent („Return on Equity“, RoE), aktuell steht die Deutsche Pfandbriefbank bei 5,2 Prozent – „mit fallender Tendenz im Vergleich zum Vorjahr und Vorquartal“, wie Petrus betont.
Der Hedgefonds erlaubt sich zusätzlich einen Seitenhieb in Richtung Konkurrenz: Die Aareal Bank – aus Sicht des Investors „der beste Maßstab“ für die Pfandbriefbank – habe ihren RoE innerhalb eines Jahres nahezu verdoppelt von 4,8 auf 9,5 Prozent (vom dritten Quartal 2021 zum dritten Quartal 2022). Bei der Pfandbriefbank ist der Wert hingegen von 7,4 auf 5,2 Prozent gesunken. Ein Funken Eigenlob lässt sich daraus auch ablesen, denn bei der Aareal Bank hatte Petrus als engagierter Hedgefonds ebenfalls lange Zeit nicht locker gelassen.
Kann die Pbb dem Marktumfeld standhalten?
Hinzu komme, dass die Pfandbriefbank bislang noch kaum Wert für Aktionäre generiert hat. Den annualisierten Total Shareholder Return beziffert der aktivistische Investor auf 2,1 Prozent. „Trotz dieser offensichtlichen Verfehlung vernünftiger Leistungsziele haben Sie keine klaren mittel- bis langfristigen RoE-Ziele definiert“, ärgert sich der Hedgefonds. Dies mache die Münchener zu einer Ausnahme zu fast allen gelisteten europäischen Banken.
Der zweite große Kritikpunkt betrifft die Geschäftsaktivitäten der Bank. Petrus moniert, dass der Vorstand um CEO und CFO Andreas Arndt die Pfandbriefbank „zu weiterem Wachstum des Kreditbuches verdammt hat“, was die risikogewichteten Aktiva weiter steigen lässt und für weitere Kapitalbindung sorgt. „Sie zerstören damit absichtlich jedes Jahr Wert, indem Sie weiteres Kapital unter den Kapitalkosten einsetzen. Aus Sicht von Vernunft und Nachhaltigkeit ist Ihr Handeln einfach nur sinnlos“, heißt es in dem Brief des Hedgefonds, der „diese Form des Handelns“ nicht mehr akzeptabel findet.
„Aus Sicht von Vernunft und Nachhaltigkeit ist Ihr Handeln einfach nur sinnlos“
Petrus Advisers an das Pbb-Management
Petrus‘ Sorge: Das derzeitige Marktumfeld mit steigenden Zinsen könnte „operativ weitere negative Ergebnisentwicklungen“ nach sich ziehen. Zudem profitiere das Geschäftsmodell der Münchener nicht von einem allgemein höheren Zinsniveau. Stattdessen würde die Pfandbriefbank mit einem Ende des TLTRO-Finanzierungsprogramms der EZB sogar 42 Millionen Euro pro Jahr verlieren. Der aktivistische Investor befürchtet, dass das Management nicht in der Lage ist, diese negativen Entwicklungen mit höheren Zinsmargen im Neugeschäft auszugleichen – ohne dass sich dadurch das Risikoprofil verschlechtert.
Pfandbriefbank soll mehr grüne Immobilien finanzieren
Auch das Thema ist ESG ist Petrus ein Dorn im Auge. Zum Ende des dritten Quartals 2022 waren lediglich 4 Prozent des Immobilienkreditvolumens als sogenanntes Green Lending ausgezeichnet – zu wenig für den Hedgefonds. Kritisch sieht Petrus darüber hinaus, dass die Vorstandsgehälter (noch) nicht an Nachhaltigkeitsziele gekoppelt sind. „Wir befürchten eine weitere Nachhaltigkeitsproblematik“, so der Aktivist.
Die Bank habe als Reaktion auf Petrus‘ Bedenken die hohe Kapitalausstattung sowie die „hohe waltende Vorsicht“ des Managements hervorgehoben, so der Investor. Für Petrus beides Tugenden, jedoch dürfe „risikoadäquates wirtschaftliches Handeln nicht dafür missbraucht werden, fehlende Managementinitiative und -disziplin zu übertünchen“. „Der Kapitalmarkt duldet kein eichhörnchenartiges Ansammeln von Überreserven“, schimpft Petrus.
Petrus stellt Pfandbriefbank–Abwicklung in den Raum
Petrus verknüpft die Kritik an der Deutschen Pfandbriefbank sogleich mit der Forderungen nach einer umfassenden strategischen Prüfung mehrerer Aspekte. So sei die Nettozinsmarge bei Wettbewerbern wie der Aareal Bank in den vergangenen Quartalen gestiegen, bei der Pfandbriefbank hingegen stagniere sie und liege auch sonst unter dem Niveau des Wiesbadener Instituts.
Außerdem sollten die Münchener Asset-light-Geschäft integrieren, um die Rendite zu erhöhen – sowie beim Thema ESG nachrüsten, da die gewerbliche Immobilienindustrie einen enormen Beitrag zur Energiewende leisten müsse. Auch erscheint Petrus die anvisierte Cost-Income-Ratio von derzeit 45 bis 47 Prozent mit Blick auf das konzentrierte Kreditbuch zu hoch. Um die Kapitalquoten zu verbessern, schlägt Petrus außerdem vor, ein Aktienrückkaufprogramm einzuleiten.
„Können Sie jungen und motivierten Mitarbeitern eine attraktive Karriere bieten und damit die nachhaltige Zukunft der Bank sichern?“
Petrus Advisers
Auch beim Thema Personal sieht Petrus Verbesserungspotential. Der Altersdurchschnitt der Mitarbeiter der Deutschen Pfandbriefbank steige von Jahr zu Jahr, dem Hedgefonds stellt sich daher die Frage, ob die Münchener „jungen und motivierten Mitarbeitern eine attraktive Karriere bieten können“, um die nachhaltige Zukunft der Bank zu sichern. Ergreift das Management keine Maßnahmen, um den Status Quo zu verändern, würde laut Petrus ein Verkauf des Unternehmens oder gar eine Abwicklung „deutlich mehr Wert schaffen“.
Pbb-Aktionäre sind von Petrus‘ Vorstoß unbeeindruckt
Die Deutsche Pfandbriefbank lässt die Kritik nicht unkommentiert auf sich sitzen und betont, als „eine führende europäische Spezialbank für die gewerbliche Immobilienfinanzierung“ verfolge sie das Ziel, nachhaltigen Geschäftserfolg zu generieren und den Wert für alle Aktionäre und Stakeholder zu steigern. Man habe seit dem IPO eine „starke operative Performance und eine starke Bilanz“, die durchschnittliche Dividendenrendite von 7,5 Prozent liege „deutlich über dem Marktdurchschnitt“.
Darüber hinaus plant die Pfandbriefbank, im Kerngeschäft organisch weiter zu wachsen, sich weiter zu digitalisieren und die Strategie zur Effizienzsteigerung umsetzen. Außerdem sollen bis 2025 30 Prozent der finanzierten Immobilien grün sein. Weitere Details zu den strategischen Initiativen wollen die Münchener am 9. März bei der Veröffentlichung der Jahreszahlen präsentieren. Bis dahin – und auch darüber hinaus – will die Bank „weiterhin einen aktiven und offenen Dialog“ mit Petrus führen und „begrüßt konstruktive Impulse, die einen Beitrag zu dem gemeinsamen Ziel leisten“.
Auf die Aktie des Unternehmens hat der Brief von Petrus bislang kaum Auswirkungen. Das Papier notiert am heutigen Mittwochnachmittag relativ stabil bei rund 8,50 Euro, zeitweise rangierte die Aktie sogar im Plus. Seit dem Börsengang hat die Aktie allerdings über ein Viertel an Wert vernichtet. Innerhalb des vergangenen Jahres beträgt der Wertverlust mehr als 23 Prozent.
Olivia Harder ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Private-Equity- und M&A-Geschäft. Sie hat Philosophie, Politikwissenschaften, Soziologie und Geographie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert, wo sie auch einen Lehrauftrag innehatte. Vor FINANCE arbeitete Olivia Harder in den Redaktionen mehrerer Wochen- und Tageszeitungen, unter anderem beim Gießener Anzeiger.