Der Recycler Alba kommt auf seinem Weg zum Befreiungsschlag offenbar voran. Die im Frühjahr angekündigte Suche nach einem strategischen Investor wird laut einem Bericht des Handelsblatts konkreter. Mittlerweile gebe es vier Interessenten, die in Verhandlungen für einen Einstieg in das Familienunternehmen stehen. Drei davon kommen aus China, der vierte Investor sei ebenfalls aus dem asiatischen Raum.
Interessenten aus den USA seien hingegen inzwischen nicht mehr an den Gesprächen beteiligt, berichtet die Zeitung unter Berufung auf Finanzkreise. Die Anleihegläubiger des Unternehmens nehmen die Nachricht positiv auf. Der Kurs des 2011 begebenen Bonds klettert wieder auf über 95 Prozent.
Im Oktober 2014, als das Ausmaß der finanziellen Krise des Konzerns bekannt wurde, war der Kurs auf 70 Prozent eingebrochen. Standard & Poor’s bewertet die Alba Gruppe seither mit B, die Anleihe steht sogar bei einem spekulativen CCC+. Wie FINANCE bereits in seiner März/April-Ausgabe berichtete, erinnerte die Lage sehr an den Schrottrecycler Scholz, der sich in ähnlicher Lage einen strategischen Investor an Bord holte, ebenfalls aus Asien. Nachdem Alba wenig später bekannt gab, dass sie sich für neue Investoren öffnen wollen, erholte sich der Anleihekurs wieder auf nahezu par. Auch die zunehmend besorgten Banken stellten offenbar einen weiteren Kreditrahmen über 164 Millionen Euro bis Oktober 2017 zur Verfügung.
Seit März hat Alba allerdings konkrete Aussagen zu einem Abschluss vermissen lassen. Vermutlich auch wegen der Börsenturbulenzen in China hatte der Anleihekurs Ende August wieder nachgegeben: Alba setzt besonders auf das Reich der Mitte als neuen Wachstumsmarkt.
Rothschild sucht für Alba nach Investoren
Alba wird nach Handelsblatt-Informationen derzeit zwischen 1,25 und 1,5 Milliarden Euro bewertet. Ein Verkauf von 49 Prozent des Unternehmens könnte nach Abzug der Schulden einen Erlös von bis zu 500 Millionen Euro in die Kasse spülen, heißt es. Wie hoch der Anteil tatsächlich sein wird, der verkauft wird, ist allerdings nicht bekannt. Auch über den Zeitplan gibt es unterschiedliche Angaben.
Unter Berufung auf Finanzkreise berichtet die Zeitung, dass die Verhandlungen sogar schon im Oktober zu einem Ergebnis führen könnten. Als Knackpunkt gelte die Eigentümerstruktur des Unternehmens, da die Brüder Axel und Eric Schweitzer weiter die Mehrheit halten wollen. Auch die Investition der asiatischen Interessenten über eine Untergesellschaft sei eine Option.
Auf Anfrage von FINANCE lässt sich Alba-CFO Markus Guthoff lediglich in einem kurzen Statement zitieren: „Der Prozess läuft vollkommen plangemäß. Wie bereits im April angekündigt, gehen wir aufgrund der Komplexität und des uns entgegengebrachten Interesses davon aus, dass es bis mindestens Frühjahr 2016 dauert, den richtigen Partner auszuwählen, der die Strategie und Werte der Gruppe teilt.“ Derzeit liefen vertiefende Gespräche „mit einer Handvoll ausgewählter potentieller Investoren“. Den M&A-Prozess begleitet die Investmentbank Rothschild. Auch Scholz befindet sich gerade auf Investorensuche.
Alba strafft Portfolio
Neben der Suche nach einem strategischen Investor trennt sich das Unternehmen aktuell auch von einzelnen Unternehmensteilen. Im März hatte die Gruppe einen Standort in Salzhausen verkauft. Weitere Verkäufe dürften folgen.
Das Unternehmen will sich stärker auf den asiatischen Markt ausrichten, besonders China steht im Fokus. Alba will in den nächsten Jahren acht neue Recycling-Center in China bauen. Im April hatte das Entsorgungsunternehmen bekannt gegeben, dass es in Hongkong den größten Einzelauftrag der Firmengeschichte erhalten habe. Das Unternehmen übernimmt die Sammlung und das Recycling von Elektroschrott in der Metropole.
Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.