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Debt-Investor Muzinich wirbt um Familienunternehmen

Besser als die Bank? Kirsten Bode will für den Private-Debt-Investor Muzinich die CFOs deutscher Familienunternehmen knacken.
Muzinich

Ein halbes Jahr nach der Verpflichtung des Ex-EY-Beraters Jan Reichenbach als Chef des neu gegründeten Frankfurter Büros schärft der britische Finanzinvestor Muzinich seine Deutschlandstrategie. Im Fokus des Debt-Investors stehen kleinere Mittelständler und dabei vor allem deutsche Familienunternehmen, sagte Kirsten Bode, Co-Chefin des paneuropäischen Private-Debt-Teams von Muzinich, bei einem Besuch in der FINANCE-Redaktion.

„Unser Ziel ist es, pro Jahr in Deutschland zwei bis drei Investments zu tätigen“, erklärte Bode. Gelänge dies, würde Muzinich quasi aus dem Stand heraus einer der aktivsten Anbieter von Private Debt in Deutschland werden. Derzeit suchen allerdings fast 50 Private-Debt-Provider nach Deals in Deutschland – die meisten von ihnen jedoch bei größeren Mittelständlern und im Umfeld von Private-Equity-Transaktionen. Sie alle zusammen schaffen es derzeit in Deutschland aber nur auf einige Dutzend Deals pro Jahr.

Muzinich will fast 1 Milliarde in Europas Mittelstand investieren

Bode und Reichenbach versuchen, dem harten Wettbewerb zu entgehen, indem sie ihre Investments auf die Marktnische der Smallcap-Unternehmen konzentrieren. Dort sieht Kirsten Bode „in Deutschland eigentlich nur zwei bis drei Wettbewerber“. Muzinich zielt auf Unternehmen ab, die einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 5 bis höchstens 30 Millionen Euro erzielen. In einer ähnlichen Größenordnung bewegen sich auch die Ticketgrößen der Muzinich-Finanzierungen.

In Deutschland investiert Muzinich aus einem pan-europäischen Kreditfonds, der in diesem Frühjahr bei 180 Millionen Euro ein First Closing erfahren hat. Das endgültige Ziel sind Bode zufolge 450 bis 500 Millionen Euro. Diese Marke soll spätestens Mitte nächsten Jahres erreicht werden.

Neben diesem Fonds verfügt Muzinich in Europa noch über insgesamt vier weitere regionale Geldtöpfe, die ausschließlich in Ländern wie Italien, Spanien, Frankreich und Großbritannien investieren. In den zurückliegenden zweieinhalb Jahren hat Muzinich aus diesen Fonds schon über 25 Transaktionen getätigt. Zur Verfügung stehen Muzinich aktuell Mittel von kumuliert über 900 Millionen Euro. Den Großteil der insgesamt 32 Milliarden US-Dollar, die Muzinich verwaltet, investiert der Finanzinvestor in Highyield-Anleihen – das Stammgeschäft des 1988 gegründeten Investmenthauses.  

Muzinich macht einen Bogen um hohe Leverages

Bemerkenswert offen macht Bode den deutschen Familienunternehmern Avancen: „Für sie wollen wir ein wichtiger Finanzierungspartner in Situationen werden, die Banken kaum oder nur sehr ungern finanzieren“, wirbt Bode. Dazu zählt sie größere M&A-Deals oder Sprunginvestitionen, aber auch geplante hohe Dividendenausschüttungen an die Eigentümer, welche die Verschuldung stark nach oben treiben würden. Zu aggressiv will aber auch Muzinich dabei nicht vorgehen: „Wir haben kein einziges Unternehmen im Portfolio, das einen Leverage von mehr als 5x Ebitda hat“, sagt Bode. „Wir bewegen uns am liebsten im Bereich von 3x bis 4x Ebitda.“

Und auch diese Kreditlinien bestehen bei Muzinich nicht ausschließlich aus besichertem Senior Debt, sondern zum Teil auch aus Mezzanine- und sogar Eigenkapitalkomponenten. Strukturiert werden die Finanzierungen in der Regel debt-fonds-üblich, sprich in einer Unitranche-Struktur. Dahinter verbirgt sich eine einzige Kreditlinie, die verschiedene Besicherungen, Strukturen und Zinssätze in sich vereint. Derartige Unitranches werden oft endfällig strukturiert – ein Lockmittel der Debt-Fonds für CFOs, die den Cashflow der nächsten Jahre in das Geschäft und nicht in die Rückführung von Krediten stecken wollen.

Muzinich und Pemberton wollen aus Private-Equity-Nische ausbrechen

Doch auch Muzinich wird es nicht leicht fallen, den mit Bankkrediten gut versorgten deutschen Mittelstand zu knacken. Zwar zielen auch zahlreiche andere Private-Debt-Fonds auf Corporate-Finanzierungen ab, beispielsweise der britische Muzinich-Konkurrent Pemberton. Doch nach wie vor entstehen nahezu alle Private-Debt-Investments in Deutschland als Übernahmefinanzierungen für Private-Equity-Transaktionen. „Private Debt wird es definitiv gelingen, aus der Private-Equity-Nische auszubrechen“, sagte zwar Pemberton-Deutschlandchef Jürgen Breuer vorige Woche im Interview mit FINANCE-TV – aber noch sind die Anzeichen dafür schwach.

Auch Bode leugnet nicht, dass Muzinich kämpfen muss: „Unser Ziel ist eine 50/50-Mischung aus Corporate- und Private-Equity-Finanzierungen. Im Dealflow sehen wir das auch. Aber weil viele Gespräche mit Familienunternehmen am Ende doch nicht zum Ziel führen, liegen wir in unserem Portfolio aktuell bei einer Verteilung von etwa 70 zu 30 zu Gunsten von Private-Equity-Finanzierungen.“

Muzinich-Managerin Bode: „Kreditmarge von über 550 Basispunkten“

Dies könnte auch an den Konditionen liegen. Die Zielrendite des paneuropäischen Muzinich-Fonds beziffert Bode mit 7 bis 10 Prozent. Entsprechend hochpreisig sind die Unitranches des Hauses: „Wir machen keine Finanzierungen unter einer Marge von 550 Basispunkten“, stellt Bode klar.

Viele deutsche Mittelständler sind solche Zinsniveaus nicht mehr gewöhnt. Pemberton-Manager Breuer glaubt trotzdem nicht, dass die Debt-Fonds zu teuer sein. Er kritisiert stattdessen die Kreditstrategien der Banken: „Der Bankenmarkt mispricet die Kredite“, warf Breuer seinen Kontrahenten im FINANCE-TV-Interview vor.       

Info

Neue Player, neue Deals: Alles Wichtige zum Finanzierungstrend Private Debt finden Sie hier auf der FINANCE-Themenseite zu Private Debt.