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Family Offices schließen zu Private Equity auf

Family Offices haben im Rennen um mittelständische Übernahmeziele zu den führenden Private-Equity-Häusern aufgeschlossen.
lzf/iStock/GettyImages

Family Offices werden immer mehr, und sie gestalten ihr Direktinvestmentgeschäft immer professioneller. Das zeigt die neueste Ausgabe des FINANCE Midmarket-Private-Equity-Monitors, für den FINANCE im Auftrag der Deutschen Beteiligungs AG (DBAG) im Dezember 50 verschiedene, in Deutschland tätige Private-Equity-Häuser zu Trends im deutschen Mittelstandssegment befragt hat.

Die Rückmeldungen der Panellisten zeigen, dass die Private-Equity-Manager die Family Offices nach den strategischen Käufern als zweitgrößte Konkurrenz außerhalb des Private-Equity-Lagers wahrnehmen. Über 80 Prozent der befragten Beteiligungsmanager gaben an, dass ihnen Family Offices in den vergangenen 12 bis 24 Monaten beim Kampf um mittelständische Übernahmeziele das Leben schwer gemacht hätten.

Bregal macht Druck auf Private Equity

Den größten Druck auf Private-Equity-Häuser übte in den vergangenen Jahren Bregal aus. Das Family Office verwaltet das Vermögen der C&A-Familie Brenninkmeijer und war FINANCE-Recherchen zufolge im vergangenen Jahr mit fünf Buy-outs der aktivste Finanzinvestor bei Mittelstandstransaktionen im Wert zwischen 50 und 250 Millionen Euro.

Die Entwicklung von Bregal und die Angaben der Private-Equity-Manager, wonach sie Family Offices der FINANCE-Umfrage zufolge inzwischen auch häufiger direkt in kompetitiven Auktionen antreffen, legt nahe, dass gleich mehrere Family Offices in den vergangenen Jahren die Lücke zu Buy-out-Häusern verkleinert haben und fast schon auf Augenhöhe agieren.

Private Equity hat noch Vorsprung vor Family Offices

Ein Forschungsteam der WHU Otto Beisheim School of Management hat den Vormarsch der Family Offices ebenfalls untersucht. Ihre Ergebnisse widerlegen gleich eine ganze Reihe gängiger Vorurteile über Family Offices. 

Bei FINANCE-TV berichteten die beiden WHU-Forscher Antonia Schickinger und Philipp Bierl vor einer Woche, dass viele Family Offices beim Leverage überraschenderweise nicht vorsichtiger seien als Private-Equity-Häuser – und das, obwohl die Family Offices Bierl und Schickinger zufolge stärker nach Bauchgefühl und nicht so regelorientiert wie Private-Equity-Häuser investieren.

Dennoch sehen sich die Platzhirsche im deutschen Mittelstands-Private-Equity den Family Offices in Summe weiterhin überlegen – wie die FINANCE-Umfrage zeigt, vor allem bei der schnelleren Transaktionsumsetzung und der Erfahrung im Performance-Management.

WHU-Forscher Antonia Schickinger und Philipp Bierl bei FINANCE-TV

Je 37 Prozent der Befragten sehen bei Finanzinvestoren zudem eine höhere Buy-and-Build-Expertise und die Fähigkeit, höhere Kaufpreise zu bezahlen. „Gegenüber Family Offices können sich Private-Equity-Investoren noch immer entscheidend differenzieren – zum Beispiel über die professionellere Transaktionsabwicklung“, glaubt beispielsweise Torsten Grede, Vorstandschef der DBAG. Grede sieht die Private-Equity-Häuser außerdem im Vorteil, wenn es darum geht, Portfoliounternehmen weiterzuentwickeln.

Nachfolgewelle rollt über den Private-Equity-Midmarket

Diese Kompetenz dürfte angesichts des großen Gedränges am deutschen Private-Equity-Markt künftig noch wichtiger werden, um bei Transaktionen zum Zuge zu kommen. „Mit dem Vordringen der Family Offices wird das Kapitalüberangebot am Private-Equity-Markt noch größer. Umso wichtiger ist es, dass mehr potenzielle Übernahmeziele an den Markt kommen, beispielsweise in dem sich mehr Familienunternehmen und Unternehmensgründer für Private Equity öffnen“, meint Grede.

Gredes Nachfolgehoffnung ist eine Private-Equity-Sehnsucht, die schon lange existiert, bei der sich der Knoten jetzt aber gelöst haben könnte. Nach FINANCE-Recherchen gab es im deutschen Midmarket im vergangenen Jahr 19 Nachfolge-Deals. Niemals zuvor seit Bestehen der FINANCE-Buy-out-Liste waren es mehr.

philipp.habdank[at]finance-magazin.de

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