Die Übernahme von Scout24 durch die Private-Equity-Häuser Hellman & Friedman und Blackstone ist geplatzt. Das gab Scout24 heute bekannt. Die Voraussetzung für eine Transaktion – eine Mindestannahmeschwelle von 50 Prozent plus eine Aktie – wurde nicht erreicht.
Eigentlich war die Annahmefrist bereits am Donnerstag abgelaufen, doch von den Parteien war nichts über das Ergebnis zu hören. Wie heute erst bekannt wurde, scheiterte der Deal an fehlenden 7,2 Prozent. Mit einer Offerte von 46 Euro je Aktie in bar und damit einem Dealvolumen von 5,7 Milliarden Euro hätte es die teuerste Übernahme eines deutschen Unternehmens durch Private Equity werden können. Damit bleibt die Übernahme von Stada durch Bain und Cinven aus dem Jahr 2017 mit einem Volumen von 5,6 Milliarden Euro der Rekordhalter.
Bereits vergangene Woche hatte sich angedeutet, dass die Finanzinvestoren nicht genügend Aktien angedient bekommen – allerdings warten die meisten großen Investoren bis zum letzten Tag, ehe sie ihre Papiere verkaufen. Dennoch hat es nicht gereicht.
Gibt es eine zweite Chance für eine Übernahme?
Die Chancen, dass die PE-Investoren nochmal mit einem neuen Angebot nachlegen und den Einstieg bei Scout24 doch noch retten, sind gering. Für Hellman & Friedman und Blackstone sei ein weiterer Anlauf innerhalb der nächsten zwölf Monate ausgeschlossen, hatten die Investoren bereits im Vorfeld klar betont. Eine Hintertür hatten die Investoren zwar offengelassen: Falls ein anderer Bieter drohen würde, mitzumischen, könnten sie ihre Meinung nochmal ändern. Allerdings ist seit Ende 2018 – als Morgan Stanley begonnen hatte, das Interesse an Scout24 auszuloten – kein weiteres Angebot eingegangen.
Auch eine Angebotserhöhung hatten sie ausgeschlossen. Bis zum Schluss dürften wohl Hedgefonds und Aktionäre darauf gepokert haben, dass die Investoren den Kaufpreis doch noch einmal erhöhen würden.
Scout24 zeigt gibt sich optimistisch
Mit den neuen Mehrheitseigentümern wäre Scout24 wieder in vertraute Hände zurückgegangen – die Investoren führten den Betreiber von Immobilienscout24 und Autoscout24 erst im Herbst 2015 an die Börse. Die letzten Aktien an Scout24 hatten die PE-Häuser im vergangenem Jahr verkauft.
Der Scout24-Vorstand zeigt sich angesichts des gescheiterten Deals optimistisch: „Wir verstehen diese Entscheidung als Vertrauensbeweis in die erfolgreiche Zukunft und das Management von Scout24. Wir werden uns weiter auf unsere Wachstumsstrategie und die eigenständige Weiterentwicklung von Scout24 konzentrieren“, sagt CEO Tobias Hartmann.
CFO Christian Gisy zeigte erst kürzlich Interesse an Teilen von Classifieds, der Kleinanzeigen-Sparte von Ebay. Der Anzeigenbetreiber hat seit einiger Zeit auf Angriff geschaltet und sicherte sich extra eine M&A-Hunting-Linie über 500 Millionen Euro.
FINANCE-Köpfe
Aktienkurs sinkt mit geplatzter Übernahme
Die gescheiterte Übernahme überträgt sich auch auf die Stimmung der Aktionäre: Der Kurs brach deutlich ein. Die Aktie des MDax notierten Unternehmen fiel heute zeitweise um mehr als 7 Prozent. Gegen Nachmittag stand die Aktie bei 43,42 Euro. Dabei zeigte sich der Kurs nach Bekanntgabe des Angebots im Februar noch positiv und bewegte sich in Nähe des Gebotspreises von 46 Euro pro Aktie.
Im Zuge der Bekanntgabe des gescheiterten Deals bekräftigte Scout24 seine Prognose. Nachdem das Unternehmen 2018 einen Umsatz von 149 Millionen Euro erwirtschaftet hat, soll das Umsatzwachstum bei 15 bis 17 Prozent im laufende Geschäftsjahr sein. Die Ebitda-Marge soll auf 52 bis 54 Prozent steigen. Im ersten Quartal lag die Ebitda-Marge bei 47,7 Prozent.
Sarah Backhaus ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Sie hat Journalismus an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln studiert. Sarah Backhaus arbeitete während ihres Studiums unter anderem für Onlinemagazine von Gruner + Jahr und schrieb als freie Journalisten für die Handelszeitung, faz.net und Impulse.