Die Berliner Startup-Schmiede Rocket Internet hat mit der heißen Phase des lange erwarteten Börsendebüts begonnen: Die Zeichnungsfrist für die 32,9 Millionen Aktien hat heute Morgen begonnen – und innerhalb von nur 90 Minuten war der IPO bereits überzeichnet, wie ein Sprecher des Unternehmens gegenüber FINANCE bestätigte. Ein Blick auf das Orderbuch zeige, dass die Investoren bereit seien, die Aktien zu einem Preis am oberen Ende der Spanne zu erwerben, heißt es bei Rocket Internet. Die Preisspanne je Aktie liegt zwischen 35,50 Euro bis 42,50 Euro.
Damit wird Rocket Internet sein Ziel, mit dem Börsengang bis zu 1,6 Milliarden Euro einzunehmen, wohl erreichen. Das Unternehmen hatte im Vorfeld angekündigt, sich eine Greenshoe-Option vorzubehalten. In diesem Fall wird den Konsortialbanken das Recht einräumt, nachträglich zusätzliche Wertpapiere zum Emissionspreis auszugeben. Bei vollständiger Ausübung dieser Option läge die Marktkapitalisierung bei über 6 Milliarden Euro.
Einen Großteil der IPO-Erlöse will die Internetbeteiligungsgesellschaft für die Gründung neuer Unternehmen und für Investitionen in bestehende Engagements verwenden. Die Erstnotierung an der Frankfurter Wertpapierbörse ist für den 9. Oktober 2014 geplant. Rocket Internet plant zunächst die Aufnahme in den Entry Standard, innerhalb von 18 bis 24 Monaten will es dann in den General oder Prime Standard wechseln.Erst dann wäre auch eine Aufnahme in den TecDax möglich.
IPO: Rocket Internet mit zwei neue Ankerinvestoren
Bereits vor Beginn der Zeichnungsfrist hatte Rocket Internet die Hälfte des angestrebten Erlöses in der Tasche: Ankerinvestoren hatten sich dazu verpflichtet, Aktien im Wert von insgesamt 582,5 Millionen Euro zu erwerben. Ein von Baillie Gifford & Co. gemanagter Investmentfonds investiert demnach mindestens 350 Millionen Euro, J.P. Morgan Securities 100 Millionen Euro.
Die neuen Aktien, die nun platziert werden, entsprechen 24 Prozent des Unternehmensanteils. Die bestehenden Investoren von Rocket Internet verkaufen bei dem Börsengang dagegen keine Anteile. Sie haben sich dazu verpflichtet, ihre Beteiligung mindestens zwölf Monate über den IPO hinaus zu halten.
Roland Berger und Ex-Eon CFO Schipporeit im Aufsichtsrat
Mit gut 52 Prozent sind die Samwer-Brüder die Haupteigner der Beteiligungsgesellschaft. Sie sind auch mit rund 16 Prozent an dem Modehändler Zalando beteiligt, wo ebenfalls gerade die Zeichnungsfrist für den zum 1. Oktober geplanten Börsengang läuft.
Weitere große Anteilseigner sind die schwedische Beteiligungsgesellschaft AB Kinnevik und Holtzbrinck Ventures. Außerdem hatte der philippinische Investor PLDT erst Anfang August für 333 Millionen Euro 10 Prozent an Rocket Internet übernommen. Das Internetunternehmen United Internet erwarb eine gute Woche später für 435 Millionen Euro eine 10,7-Prozent-Beteiligung an dem Berliner Unternehmen.
Mit der IPO-Ankündigung hat Rocket Internet auch seinen neuen Aufsichtsrat bekanntgegeben. In dem neunköpfigen Kontrollgremium sitzt – wie sich bereits angedeutet hatte – das Beraterurgestein Roland Berger. Auch der ehemalige Eon-CFO Erhard Schipporeit sowie der CEO von United Internet, Ralph Dommermuth, werden Rocket Internet künftig als Aufsichtsräte überwachen.