Zwei Private-Equity-Investoren wollen vom Ausbau des deutschen Glasfasernetzes profitieren. Der schwedische Finanzinvestor EQT und der kanadische Pensionsfonds Omers übernehmen die Deutsche Glasfaser von KKR, wie die beteiligten Parteien am heutigen Montagvormittag mitteilten.
Anschließend soll das Unternehmen aus dem nordrhein-westfälischen Borken mit dem Wettbewerber Inexio zusammengelegt werden. Den saarländischen Kabelnetzbetreiber hatte EQT im vergangenen Herbst für rund 1 Milliarde Euro von den PE-Investoren Warburg Pincus und DBAG übernommen.
An dem fusionierten Unternehmen wird EQT 51 Prozent halten, bei Omers liegen die verbleibenden 49 Prozent. Bereits im zweiten Quartal soll die Transaktion über die Bühne gehen.
Deutsche Glasfaser ist 2,8 Milliarden Euro wert
Angaben zum Kaufpreis machten die beteiligten Parteien nicht. Dem Vernehmen nach soll es KKR jedoch gelungen sein, die Deutsche Glasfaser für einen Unternehmenswert von 2,8 Milliarden Euro loszuschlagen. Das ist deutlich mehr als die zuvor kolportierte Spanne von 1,5 bis 2 Milliarden Euro. Das dürfte einem dreistelligen Ebitda-Multiple entsprechen.
Diese extrem stolze Bewertung – die Deutsche Glasfaser erwirtschaftete 2018 einen Umsatz von gerade einmal 64 Millionen Euro, Zahlen zum Gewinn veröffentlicht das Unternehmen nicht – dürfte vor allem eine Wette auf die Zukunft sein: Zum einen hat es sich die Bundesregierung zum Ziel gesetzt, in Deutschland ein flächendeckendes Gigabit-Netz aufzubauen. Darin steckt Wachstumspotential für die Deutsche Glasfaser.
Zum anderen erfolgt der Anschluss der Netze mit Zeitverzögerung, weshalb sich die hohen Investitionen der jüngeren Vergangenheit auch erst mit Zeitverzögerung in den Umsatzzahlen der Deutschen Glasfaser niederschlagen. 2019 soll das Infrastrukturunternehmen bereits einen Umsatz im niedrigen dreistelligen Millionenbereich erzielt haben.
Bereits seit einigen Monaten war darüber spekuliert worden, dass KKR das 2011 von dem niederländischen Investor Reggeborgh gegründete Unternehmen zum Verkauf stellen würde. KKR war 2015 über seinen Infrastructure Fund II bei der Deutschen Glasfaser eingestiegen und hat seither eigenen Angaben zufolge 1,2 Milliarden Euro in den Ausbau des deutschen Glasfasernetzes investiert.
FINANCE-Köpfe
EQT und Omers wollen Milliarden investieren
Auch unter den neuen Eigentümern liegt der Fokus auf Wachstum: In den kommenden Jahren soll das fusionierte Unternehmen 7 Milliarden Euro in den Ausbau der deutschen Hochgeschwindigkeits-Internetinfrastruktur investieren, erklärten EQT und Omers. Mit dem Geld wolle man mehr als 6 Millionen Glasfaseranschlüsse in ganz Deutschland bauen. Man werde „gerade die weißen und grauen Flecken erschließen und so die digitale Wende in Deutschland vorantreiben. Es wird ein spannender Ritt – und wir freuen uns darauf“, lässt sich CEO Uwe Nickl zitieren.
Um diese Investitionen zu stemmen, hatte CFO Jens Müller erst vor wenigen Wochen den Finanzierungsrahmen erhöht: Die Fremdkapitalbasis wurde im Januar auf bis zu 1,8 Milliarden Euro erhöht. Zusätzliches Geld soll nun von den PE-Investoren EQT und Omers kommen.
Dritter Deal für Omers in Deutschland
Für Omers ist die Deutsche Glasfaser das dritte Investment in Deutschland: Der kanadische Pensionsfonds, dessen europäisches Büro sich in London befindet, hält eine Beteiligung an dem Tankstellenbetreiber Tank & Rast und ist im vergangenen Jahr mit 25 Prozent bei dem Hamburger Waggonvermieter VTG eingestiegen.
„Wir haben das klare Ziel, in Zukunft noch mehr in Deutschland zu machen“, kündigte Omers-Infrastructure-Chef Ralph Berg kurz darauf im Interview mit FINANCE an. Omers verstehe sich als aktiver Investor und finanziere inklusive Fremdkapital Dealvolumina von 2,5 Milliarden Kanadischen Dollar (umgerechnet 2 Milliarden Euro) und mehr, so Berg.
EQT ist bereits bei mehreren Netzbetreibern in Europa investiert – darunter Delta Fiber in den Niederlanden, IP-Only in Schweden und Global Connect in Dänemark/Norwegen. Die Schweden finanzieren den Kauf der Deutschen Glasfaser aus ihrem Infrastructure Fund IV. Inklusive dieser Transaktion sind nach Angaben der Schweden nun 70 bis 75 Prozent der Mittel dieses Fonds in Höhe von 9 Milliarden Euro investiert.