Kann Private Equity mit mittelständischen Secondaries oder Tertiaries überhaupt noch angemessene Renditen erwirtschaften? Zu dieser Frage hat FINANCE im Rahmen des FINANCE Midmarket-Private-Equity-Monitors Beteiligungsmanager von über 50 verschiedenen Fonds ihre Einschätzungen gegeben.
Das Ergebnis ist eindeutig: Fast 80 Prozent der befragten Private-Equity-Profis geben zu, dass Portfoliounternehmen aus zweiter oder dritter Private-Equity-Hand weniger Rendite abwerfen als das Erstinvestment. „Wer möglichst viele solcher Primary-Transaktionen abschließen kann, ist gegenüber seinen Wettbewerbern im Vorteil“, schlussfolgert Torsten Grede, Vorstandssprecher der Deutschen Beteiligungs-AG (DBAG), einem der aktivsten Investoren im deutschen Mittelstand.
Secondary Buy-outs bieten auch Vorteile
Trotzdem hält dies die vor Selbstvertrauen und Eroberungswillen strotzende Branche nicht davon ab, genau mit solchen Secondary- und Tertiary-Deals ihre neuen Fonds zu füllen. Zwar sind die „tiefhängenden Früchte“ bei Folgeinvestments meistens schon vom ersten Finanzinvestor geerntet. Das betrifft nach Einschätzung der befragten Beteiligungsmanager vor allem operative Steuerungsmethoden, das Optimieren von Einkauf und Working Capital sowie das Senken von Kosten in der Beschaffung und beim Personal, zeigt der FINANCE Midmarket-Monitor.
„Aber solche Transaktionen bieten auch Vorteile“, argumentiert Grede. „Transaktionen zwischen Finanzinvestoren sind oft einfacher zu strukturieren, weil beide Partner die Marktusancen kennen. Das Management hat bereits seine unternehmerische Kompetenz unter Beweis gestellt und hat Erfahrung mit der Corporate Governance gesammelt, die ein Private-Equity-Gesellschafter mitbringt.“
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Private Equity ist für Secondaries gut gerüstet
Zugute kommt der Private-Equity-Branche, dass sie sich in den vergangenen Jahren weiterentwickelt hat – und mit ihr auch die gängigen Wertsteigerungsmethoden. Darauf setzen jetzt jene Private-Equity-Akteure, die angesichts des harten Wettbewerbs in größerem Stil als früher in Secondary oder Tertiary Buy-outs investieren.
Hoffnungsträger speziell bei Folgeinvestments sind komplexe Buy-and-Build-Strategien. Überwältigende 80 Prozent nannten dies in der aktuellen Umfrage – unabhängig davon ob Secondary oder Primary – grundsätzlich als die beste Wertsteigerungsmethode. Grede: „Gerade im Mittelstand gibt es immer noch viele stark fragmentierte Märkte, in denen sich durch Zukäufe in relativ kurzer Zeit starke Marktführer mit hoher Profitabilität aufbauen lassen.“
„Secondary Buy-outs sind auch eine Antwort auf die Preisentwicklung, die wir in den vergangenen Jahren gesehen haben.“
Zukäufe zu niedrigeren Bewertungen könnten zudem den Preis der gesamten Transaktion verringern, erklärt der DBAG-Chef: „Dies ist auch eine Antwort auf die Preisentwicklung, die wir in den vergangenen Jahren gesehen haben.“ In vielen Teilen des Private-Equity-Marktes sind die Kaufpreise inzwischen auf höhere Niveaus gestiegen als im Vorfeld der großen Finanzkrise 2008.
Das größte Wertsteigerungspotential bei Folgeinvestments sehen die befragten Beteiligungsmanager überwiegend in der Expansion in neue Kundengruppen und Geschäftsfelder (75 Prozent) sowie in der Internationalisierung des Geschäfts (67 Prozent). Auf derart komplexe Wertsteigerungsstrategien habe „eine zunehmende Zahl von Private-Equity-Häusern einen stärkeren Fokus gelegt“, berichtet Grede.
philipp.habdank[at]finance-magazin.de
Info
Interesse an den kompletten Umfrageergebnissen? Den vollständigen FINANCE Midmarket-Private-Equity-Midmarket-Monitor können Sie bei FINANCE-Research kostenlos herunterladen.
Diskutiert wird dieses Thema auch am 19. September auf der Deutschen Investorenkonferenz in der Frankfurter Villa Kennedy, dem Private-Equity-Event von FINANCE. Hier geht es zum Programm und zur Anmeldung.