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Luxusgüterkonzern LVMH übernimmt Kofferbauer Rimowa

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Der gerillte Reisekoffer aus Aluminium wurde zum Markenzeichen von Rimowa. Seit 1898 war das Kölner Unternehmen in Familienbesitz. Jetzt wird es vom französischen Luxusgüterkonzern LVMH übernommen.
Eugeneonline / iStock / Thinkstock / GettyImages

Der deutsche Kofferhersteller Rimowa (Richard Morszeck Warenzeichen) begibt sich in französische Hände. Dieter Morszeck, Enkel des Firmengründers und CEO des Kölner Traditionsunternehmens, will sich von 80 Prozent seiner Rimowa-Anteile trennen und diese an den französischen Luxusgüterkonzern LVMH verkaufen. Wie der Konzern, zu dem beispielsweise die Modemarke Louis Vuitton gehört, am heutigen Dienstag mitteilte, legt LVMH dafür 640 Millionen Euro auf den Tisch.

Rimowa wurde 1898 von Paul Morszeck gegründet und ist vor allem für seine gerippten Reisekoffer aus Aluminium bekannt. Heute werden die Koffer in 65 Ländern über rund 150 Geschäfte vertrieben. Dieter Morszeck führt das Kölner Unternehmen seit 1982 und gründete zudem die Rimowa Dieter Morszeck Foundation, in die ein wesentlicher Teil der 640 Millionen Euro fließen sollen.

Dieter Morszeck bleibt mit 20 Prozent an Rimowa beteiligt und soll das Unternehmen weiterhin führen. Alexandre Arnault, Sohn des LVMH-Chefs Bernard Arnault, wird Co-Geschäftsführer bei Rimowa. Rimowa ist das erste deutsche Unternehmen überhaupt, das LVMH übernimmt. Die Transaktion untersteht noch den üblichen kartellrechtlichen Freigaben. Vollzug erwartet LVMH im Januar 2017.

LVMH reagiert mit Rimowa-Kauf auf Konkurrenzdruck

Wie im Luxussegment üblich, sind die Eckdaten der Transaktionsbewertung sportlich. Rimowa peilt für dieses Jahr ein Umsatzplus von 28 Prozent auf 350 Millionen Euro an. Nächstes Jahr soll dann der Sprung über die 400-Millionen-Marke gelingen. Doch selbst auf Basis dieses Umsatzziels bezahlt LVMH für die Kölner 1,6x Umsatz, und das, obwohl die Margen in der Kofferindustrie traditionell weitaus geringer sind als in anderen Luxusgüterbereichen wie zum Beispiel Taschen oder Champagner.

Seitdem dort die Wachstumsraten abflauen, diversifizieren die Luxusgüter-Holdings ihre Geschäfte aber noch weiter, als sie das in der Vergangenheit schon getan haben. Und der Markt der Kofferhersteller scheint attraktiv zu sein: Unlängst erst hat der Marktführer Samsonite für 1,8 Milliarden Dollar den Wettbewerber Tumi übernommen. Rimowa ist nach Ansicht von Marktexperten der letzte Anbieter hochwertiger Gepäckstücke mit einer nennenswerten Umsatzgröße, der als M&A-Target in Frage kam.  

Für LVMH ist Rimowa tatsächlich ein kleiner Fisch: Der Konzern setzte zuletzt mit 125.000 Mitarbeitern 35,7 Milliarden Euro um und erwirtschaftet Milliardengewinne.

Neben Rimowa wird auch ATU französisch

Mit Rimowa wird binnen weniger Tage ein zweites deutsches Unternehmen französisch. Ende Oktober wurde bekannt, dass Frankreichs größter Werkstattbetreiber Mobivia das deutsche Pendant ATU übernehmen will. Der Kaufpreis soll im niedrigen dreistelligen Millionenbereich liegen.

Im Gegensatz zu Rimowa befand sich ATU allerdings schon lange nicht mehr in den Händen der Gründer, sondern wurde von mehreren Hedgefonds, darunter Centerbridge, Babson Capital und Goldman Sachs. Außerdem ist ATU seit Jahren ein Sanierungsfall, während Rimova als eine Perle des deutschen Mittelstands gilt.

philipp.habdank[at]finance-magazin.de

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