Es bahnt sich ein Übernahmekampf im Dax an: Der global drittgrößte Kalihersteller Potash Corporation will das Kasseler Düngemittel- und Salzunternehmen K+S schlucken. Nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung will Potash mehr als 40 Euro je Aktie bieten. Das wäre ein ordentlicher Aufschlag auf den Aktienkurs, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Übernahmeinteresses gestern Abend bei 29 Euro lag. Heute Morgen steigt die K+S-Aktie auf rund 38 Euro.
Das Angebot entspricht einer Marktbewertung von mehr als 7 Milliarden Euro. K+S hat mit mehr als 14.000 Mitarbeitern im Geschäftsjahr 2014 rund 3,8 Milliarden Euro erwirtschaftet, die Nettoverschuldung lag bei rund 1,7 Milliarden Euro. Gemessen am Ebitda (knapp 900 Millionen Euro) würde Potash damit rund 9,3x Ebitda bieten.
K+S prüft alle Optionen
Am späten Abend bestätigte K+S in einer Ad-Hoc-Meldung, dass der kanadische Kalihersteller „einen schriftlichen Vorschlag zur Übernahme aller Aktien übermittelt“ hat. Das Unternehmen habe „Vorstand und Aufsichtsrat darüber informiert, den Aktionären der Gesellschaft unter bestimmten Bedingungen, einschließlich einer Due-Dilligence-Prüfung, die Übernahme aller Aktien im Wege eines freiwilligen öffentlichen Übernahmeangebots anbieten zu wollen“, hieß es weiter.
K+S prüft nun die zur Verfügung stehenden Optionen – der Ausgang der Prüfung sei offen. Mehrere Medien berichten mit Berufung auf Branchenkreise, dass K+S das Angebot wohl ablehnen werde, weil es den Preis für zu niedrig halten würde.
Dabei bekommt K+S Schützenhilfe von Analysten. Die Investmentbank Equinet hält die kolportierten 40 Euro für deutlich zu niedrig und taxiert den fairen Wert von K+S auf 55 Euro. Analyst Michael Schäfer stellt sogar die Frage in den Raum, ob der knapp kalkulierte Übernahmepreis nicht noch weitere Bieter für K+S anlocken könnte. Ins Gespräch bringt Schäfer den finanzstarken Rohstoffriesen BHP, der den Ausbau des Kaligeschäfts zur Priorität erklärt hat und auch früher schon Interesse an Übernahmen im Kalisektor gezeigt hat.
Potash spricht von freundlicher Übernahme
Die beteiligten Parteien beginnen nun schon damit, sich für den absehbaren Kampf um die Meinungshoheit in Stellung zu bringen. Potash wäre angeblich auch dazu bereit, feindlich vorzugehen, heißt es in einem Bericht des „Handelsblatts“. Die Kanadier würden im Zweifelsfall auch nicht vor aggressiven Methoden zurückschrecken, so der Bericht weiter.
Potash lässt das nicht auf sich sitzen und hat heute Vormittag über seine Presseagentur Hering Schuppener verlauten lassen, dass es sich bei dem Vorstoß um ein „freundliches Verhandlungsangebot“ handele. Die Gesellschaft habe K+S einen vertraulichen Vorschlag unterbreitet, Verhandlungen über eine Akquisition von K+S zu führen.„Es besteht weder Gewissheit, dass letztendlich ein Übernahmeangebot gemacht wird, noch unter welchen Bedingungen dies geschehen würde“, heißt es. Der Poker um K+S hat begonnen.