Der Verkauf des Bremer Ventilherstellers Gestra macht Fortschritte. Der US-Konzern Flowserve hat die M&A-Boutique Baird damit beauftragt, einen Käufer für die Sparte zu finden, hat FINANCE von mehreren mit der Sache vertrauten Personen erfahren.
Demnach gingen im Dezember erste Angebote von Interessenten bei Baird ein. Bis Mitte Januar hat ein verkleinerter Kreis potenzieller Käufer überarbeitete Offerten abgegeben. Darunter sollen sowohl Finanzinvestoren als auch Industriekonzerne sein. Damit ist der M&A-Prozess in der zweiten Runde.
Gestra stellt im wesentlichen Ventile für Industrieanlagen her, insbesondere für Energie- und Wärmeanlagen oder Chemieparks. Der texanische Konzern Flowserve hat die Firma 2002 gekauft und eingegliedert. Jetzt passt die Sparte offenbar nicht mehr in die Strategie der Muttergesellschaft. Im vergangenen Jahr machte Gestra FINANCE-Informationen zufolge einen Umsatz von rund 100 Millionen Euro. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wird auf 15 bis 20 Millionen Euro beziffert.
Verkäufer zielt bei Gestra auf Ebitda-Multiple von 9x
Flowserve strebt als Bewertung ein Ebitda-Multiple von mindestens 9x an, hat FINANCE weiter erfahren, so dass der Verkaufspreis bei bis zu 180 Millionen Euro liegen könnte. Davon dürfte knapp die Hälfte durch Fremdkapital finanziert werden.
Gestra ist ein klassisches Zukaufsziel für Finanzinvestoren, die Erfahrungen mit Konzern-Carve-outs haben: Ein margen- und cashflowstarkes Industrieunternehmen, das im Konzern eher im Schatten stand, so dass die offensichtlichen Wertsteigerungshebel noch nicht betätigt wurden.
Manchen Private-Equity-Häusern ist Gestra zu teuer
Dennoch sind den Insidern zufolge mehrere Midmarket-Investoren nach der ersten Runde aus dem Prozess ausgestiegen. Sie halten ein Ebitda-Multiple von 9x für zu hoch. Flowserve und Baird (beide waren für einen Kommentar nicht erreichbar) begründen die angestrebte Bewertung offenbar damit, dass Gestra beim Umsatz mit 5 Prozent pro Jahr wachsen könne.
Doch in den vergangenen Jahren lag das Wachstum der Firma deutlich darunter, und auch der Markt, in dem Gestra tätig ist, wuchs allenfalls anämisch. Darum glauben manche Midmarket-Private-Equity-Häuser, es erfordere zu viel Arbeit, jenen Umsatzanstieg herbeizuführen, der in das für ein Industrieunternehmen recht hohe Bewertungs-Multiple eingepreist sei. Andere Finanzinvestoren sind aber offenbar noch an der Auktion beteiligt, ebenso wie mehrere kaufinteressierte Konzerne.
florian.bamberg[at]finance-magazin.de
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