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Deutsche Börse holt General Atlantic an Bord

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Die Deutsche Börse stemmt den ersten großen Deal im Rahmen der Strategie „Roadmap 2020“.
Deutsche Börse AG

Rund zehn Monate ist es her, dass Deutsche-Börse-CEO Theodor Weimer große Übernahmen angekündigt hat. Nun meldet der Dax-Konzern das erste Mal Vollzug: In einem komplexen Deal kauft die Deutsche Börse den US-Konzern Axioma für 850 Millionen US-Dollar. Axioma bietet Softwarelösungen für das Portfolio- und Risikomanagement professioneller Anleger an.

Die Frankfurter führen den Zukauf mit dem mit 2,6 Milliarden Euro bewerteten eigenen Indexgeschäft in ein Gemeinschaftsunternehmen zusammen. An diesem soll sich ein weiterer Investor beteiligen, der auch den Großteil des Barkaufpreises stellt: Im Zuge der Transaktion holt sich die Deutsche Börse den Finanzinvestor General Atlantic ins Boot, der sich mit rund 715 Millionen Dollar an dem neuen Unternehmen beteiligt. Zudem übernehmen mehrere Axioma-Manager einen kleineren Anteil von 100 Millionen Euro an dem Joint Venture, das Axioma-CEO Sebastian Ceria leiten wird. Die Deutsche Börse wird am Ende mit rund 78 Prozent beteiligt sein, General Atlantic mit etwa 19 Prozent und das Axioma-Management mit rund 3 Prozent.

Deal-Struktur schont Firepower der Deutschen Börse

Mit dieser Deal-Struktur schont der Konzern die eigenen Mittel, die er offenbar gedanklich auch für weitere Zukäufe eingeplant hat. Allerdings könnte die liquiditätsschonende Kooperation mit einem Investor, wie nun General Atlantic, eine Blaupause für weitere M&A-Deals sein.

Aus eigenen Mitteln könnte die Deutsche Börse Übernahmen bis zu einem Wert von 1,5 Milliarden Euro stemmen. Allerdings dürfte die Börse stark darauf achten, ihr Investmentgrade-Rating nicht zu gefährden. Ein starkes Rating ist beispielsweise essenziell für das wichtige Clearing-Geschäft. Den Leverage für Transaktionen hochzufahren, wäre damit keine Option.

Unklar ist derweil die Exit-Strategie von General Atlantic. Denkbar wären zwei Szenarien: Entweder die Deutsche Börse kauft General Atlantic in ein paar Jahren aus dem Joint Venture heraus, oder die Eigentümer bringen das Gemeinschaftsunternehmen an die Börse, so dass einzelne Teilhaber ihre Anteile danach über die Börse verkaufen können. Weder der Private-Equity-Investor noch die Deutsche Börse äußerten sich bislang zu diesem Punkt.

Deal ist Teil der Strategie „Roadmap 2020“

Der Axioma-Deal ist die erste Übernahme der Deutschen Börse, nachdem CEO Weimer im Mai 2018 die Strategie „Roadmap 2020“ vorgestellt hat. „Diese Transaktion ist für unser Vorhandelsgeschäft ein wichtiger Schritt“, lässt sich Weimer heute in einer Pressemitteilung zitieren.

Axioma und die Deutsche Börse kooperieren bereits seit 2011 bei Produkten wie Faktor-Indizes und ETFs. Die Geschäftsmodelle seien komplementär, was ein Hauptargument für die Übernahme gewesen sei. Die Einsparungspotentiale schätzt die Deutsche Börse bis 2021 auf rund 30 Millionen Euro.

Neben den sich ergänzenden Geschäftsmodellen würde sich das Angebot der Unternehmen auch regional gut ergänzen, da die Deutsche Börse eher in Europa und Axioma überwiegend in den USA präsent seien, erklärte die Börse. Das Indexgeschäft der Deutschen Börse, das künftig in das Gemeinschaftsunternehmen eingehen wird, ist der Gruppe zufolge der viertgrößte Indexanbieter der Welt und erzielte 2018 einen Bruttoumsatz von 168 Millionen Euro und ein Ebitda von 115 Millionen Euro. Den Abschluss der Transaktion erwarten die Beteiligten im dritten Quartal dieses Jahres.

andreas.mehring[at]finance-magazin.de

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