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M&A-Deals: Agile Robots, Juratherm, Max Mothes

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Agile Robtos kauft bei Thyssenkrupp Automation Engineering ein. Foto:  Timon - stock.adobe.com
Agile Robtos kauft bei Thyssenkrupp Automation Engineering ein. Foto:  Timon - stock.adobe.com

Agile Robots kauft Teile von TK Automation Engineering

Agile Robots akquiriert Assets von Thyssenkrupp Automation Engineering in Europa und Nordamerika. Der Anbieter von KI-gestützten Automatisierungslösungen mit Sitz in München plant mit dem Deal die Marktposition im Bereich smarter Automatisierungslösungen auszubauen und neue Wachstumsfelder zu erschließen. Über die kommerziellen Details wurde Stillschweigen vereinbart.

Mit der technologischen Expertise und den langjährigen Kundenbeziehungen von Thyssenkrupp will Agile Robots konkret neue Marktsegmente erschließen und seine Präsenz in den USA verstärken. Der neue Unternehmensteil wird unter dem Namen „Krause Automation“ innerhalb der Unternehmensgruppe weitergeführt. Die Kanzlei Arqis beriet Agile Robots in rechtlichen Fragen.

Agile Robots beschäftigt weltweit rund 2.500 Mitarbeiter und hat Standorte in Deutschland, China und Indien. Thyssenkrupp Automation Engineering ist Teil des Segments Automotive Technology des Thyssenkrupp-Konzerns und beschäftigt weltweit etwa 1.100 Mitarbeiter.

Bayreuther Familienunternehmen wechselt den Besitzer

Der Spezialist für Speichertechnik Juratherm wird Teil der Pletzer Gruppe und regelt mit dem Verkauf die Nachfolge im Unternehmen. Die Tiroler Pletzer Group, die in den Bereichen Immobilien, Tourismus und Industrie tätig ist, stärkt durch den Kauf die Allianz im Bereich energieeffizienter Speichertechnik und sichert den Standort in Bayreuth. Zudem soll die Übernahme der Grundstein für weiteres Wachstum für beide Parteien sein.

Kurzfristig entstehen dort 10 bis 15 neue Arbeitsplätze, wodurch sich die Belegschaft um ein Drittel auf knapp 50 Mitarbeitende erhöht. Geschäftsführer Florian Friedel bleibt weiterhin in seiner bisherigen Funktion tätig. Die M&ABeratung Nachfolgekontor, Teil der Syntra Group, hat den Gesellschafter von Juratherm beim Verkauf beraten.

Beco wird Teil von Max Mothes

Das traditionsreiche Unternehmen Beco Metallteile aus Spaichingen hat einen neuen Eigentümer: Max Mothes übernimmt den Spezialisten für Verbindungstechnik. Diese Übernahme markiert einen entscheidenden Wendepunkt für Beco, das in den vergangenen Monaten durch globale wirtschaftliche Turbulenzen in eine herausfordernde Lage geraten war.

Beco bleibt an den Standorten Spaichingen und Sottrum als Anbieter von hochwertigen Verbindungselementen erhalten. Die Übernahme durch den Neusser Mitbewerber Max Mothes eröffnet neue Chancen für Innovation und Wachstum. Der intensive Investorenprozess, geleitet von der Corporate-Finance- und Restrukturierungsberatung Falkensteg, sicherte die Fortführung der langjährigen Kundenbeziehungen zu wichtigen deutschen OEMs.

Weitere M&A-Deals

IBA Dosimetry, Tochter der belgischen Ion Beam Applications, hat Phantom X erworben. Mit dieser Akquisition erweitert IBA sein Portfolio im Bereich medizinischer Diagnostik sowie Therapiesysteme, die auf Qualitätssicherung durch Künstliche Intelligenz setzen. Phantom, gegründet 2018 mit Unterstützung der Charité Berlin, ist laut eigenen Aussagen führend in der Entwicklung realistischer Modelle menschlicher Körperteile für die medizinische Bildgebung. Lark beriet IBA bei der Transaktion, unterstützt von SSH im IP/IT-Recht.

Der laut eigenen Angaben führende Anbieter von Sporttechnologie Catapult kauft in Deutschland ein. Konkret übernehmen die Australier das Kölner Unternehmen Impect. Die Kölner haben sich auf datengetriebenes Fußball-Scouting spezialisiert. Impect selbst ist bekannt für die Packing-Kennzahl, die in über 25 Ländern von Fußballvereinen genutzt wird. Diese Akquisition ist Teil von Catapults Strategie, seine Technologieplattform durch differenzierte Scouting-Funktionen zu erweitern. DLA Piper beriet Catapult bei dieser Transaktion.

Die französische Eqwal Group hat sämtliche Anteile der Schindler Orthopädie-Gruppe erworben. Die Übernahme erfolgte über die deutsche Tochtergesellschaft Ortho Dev Deutschland. Mit diesem Schritt stärkt die Eqwal Group ihre Präsenz auf dem deutschen Markt für orthopädische Versorgung und erweitert ihr Portfolio um maßgefertigte orthopädische Produkte und Schuhtechnik. Schindler Orthopädie, ein Familienunternehmen aus Siegen-Seelbach, ist bekannt für Prothesen und Orthesen. Brandi Rechtsanwälte beriet rechtlich.

Allurity, eine pan-europäische Cybersicherheitsgruppe, hat das auf industrielle Sicherheit spezialisierte Unternehmen MSF Partners übernommen. MSF Partners, mit Sitz in Zürich, konzentriert sich auf den Schutz kritischer Infrastrukturen wie Produktionsstätten und Energieanlagen. Diese Akquisition erweitert Alluritys Fähigkeiten im Bereich der OT-Sicherheit und unterstützt den Schutz von Organisationen in Hochrisikoumgebungen. Durch die Integration von MSF Partners‘ Know-how kann Allurity seine Marktpräsenz in Europa weiter ausbauen.

Blick in den M&A-Markt

Das globale M&A-Geschäft erlebt 2025 eine deutliche Erholung: Insgesamt wurden in den ersten elf Monaten Deals mit einem Volumen von 4,3 Billionen US-Dollar abgeschlossen – ein Plus von 37 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das zeigen aktuelle Zahlen von Goldman Sachs.

Besonders bemerkenswert: Die Anzahl der Mega-Deals mit einem Volumen von mehr als 10 Milliarden Dollar verdoppelte sich nahezu – auf 62 Transaktionen. Dabei entfielen 964 Milliarden Dollar auf europäische Transaktionen, was einem Wachstum von 24 Prozent entspricht. In den USA stieg das Deal-Volumen sogar um 41 Prozent auf 2,3 Billionen Dollar. Für 2026 hält Goldman Sachs ein globales M&A-Volumen von über 5 Billionen Dollar für realistisch – ein Niveau, welches zuletzt 2021 erreicht wurde.

Strategische Käufer dominierten das Transaktionsgeschehen in der EMEA-Region mit 60 Prozent Anteil am Gesamtvolumen, wobei der Industriesektor besonders aktiv war. Private-Equity-Fonds kehren kraftvoll zurück: Ihr Anteil am europäischen M&A-Markt stieg auf 41 Prozent, im dritten Quartal 2025 waren es immerhin 36 Prozent. Der Druck auf PE-Fonds wächst dabei massiv: Laut Goldman Sachs beträgt die durchschnittliche Haltedauer europäischer Portfoliounternehmen bereits sechs Jahre. Gemäß der Investmentbank warten mehr als 950 europäische Beteiligungen mit einem Unternehmenswert von über 1 Milliarde Dollar auf Exits.

Für M&A-Professionals zeichnen sich drei strategische Schwerpunkte ab: Intra-europäische Konsolidierungen nehmen zu, da Unternehmen im globalen Wettbewerb Skalierungsvorteile benötigen. US-Übernahmen durch europäische Käufer werden attraktiver, weil sich die Bewertungslücke zwischen den Regionen verringert und die USA als Technologie-Hub strategisch relevant bleibt. Private-Equity-Fonds setzen verstärkt auf alternative Exit-Wege wie Continuation Fonds, Minderheitsbeteiligungen und Cross-Fonds-Deals, um Liquidität zu schaffen und gleichzeitig in attraktive Assets investiert zu bleiben.

M&A-Berater-News

Flick Gocke Schaumburg erweitert ab Januar 2026 ihr Private-Equity-Team in Hamburg. Niels Maier, bisher Partner bei Renzenbrink & Partner, wechselt mit den Associates Moritz Rojek und Konstantin Klein zur Kanzlei. Maier bringt umfassende Erfahrung in der Beratung von Finanzinvestoren und Managern bei Unternehmenskäufen und gesellschaftsrechtlichen Fragen mit. Die Kanzlei plant, ihre Position im Small- und Mid-Cap-Segment weiter auszubauen.

Info

Frederic Haupt ist Redakteur bei FINANCE und betreut schwerpunktmäßig die Themen Private-Equity und M&A. Er hat Journalismus und Unternehmenskommunikation an der Media University (ehemals HMKW) studiert. Nach dem Studium hat er sein Volontariat bei F.A.Z. Business Media absolviert und dabei neben FINANCE für weitere Publikationen des Verlags gearbeitet, unter anderem für die Personalwirtschaft und das Wir-Magazin.