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M&A-Deals: Lilium, SNP, Delivery Hero

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Lilium hat an Weihnachten rettende Investoren gefunden. Foto: Lilium
Lilium hat an Weihnachten rettende Investoren gefunden. Foto: Lilium

Auch zwischen den Jahren war am deutschen M&A-Markt einiges los – von Rettungsübernahmen über Konzern-Carve-outs und geplanten Delistings mit Private-Equity-Beteiligung bis hin zu weiteren Neuigkeiten im Übernahmepoker zwischen Commerzbank und Unicredit. Das waren die spannendsten M&A-Deals der vergangenen Wochen.

Lilium findet Käufer an Weihnachten

Weihnachtswunder für Lilium: Der insolvente Flugtaxientwickler hat doch noch einen Käufer gefunden, der im Rahmen eines Asset Deals die Betriebsvermögen der beiden Tochtergesellschaften Lilium GmbH und Lilium Aircraft GmbH übernehmen möchte.

Käufer ist ein Konsortium von Investoren aus Europa und Nordamerika mit dem Namen Mobile Uplift Corporation. Wer konkret Teil dieses Konsortiums ist, gab Lilium nicht bekannt. Einem Bericht des „Manager Magazin“ zufolge könnten der Batterieentwickler Customcells, der Venture-Capital-Investor Fifth Wall sowie die beiden Manager Maximilian Prinz von und zu Liechtenstein und Niklas Zennström beteiligt sein. Auch von 468 Capital, Financial Investments SPC und Earlybird ist in dem Artikel die Rede.

Der Deal soll die beiden Gesellschaften mit „ausreichenden Finanzmitteln für die Wiederaufnahme ihrer Geschäftstätigkeit“ ausstatten, teilt Lilium mit. Dem „Manager Magazin“ zufolge beläuft sich die Investitionssumme auf 200 Millionen Euro. Der Gläubigerausschuss hat der Transaktion bereits zugestimmt, sie soll bereits Anfang Januar abgeschlossen werden. Danach soll das Unternehmen restrukturiert und die Eigenverwaltung der zwei Tochtergesellschaften beendet werden.

Mit dem M&A-Prozess war die Big-Four-Gesellschaft KPMG betraut. Lilium hatte Ende Oktober 2024 Insolvenz angemeldet, nachdem es keine Aussicht mehr auf Staatshilfe gegeben hatte.

Private Equity greift nach SNP

Carlyle will das Software- und Beratungsdienstleistungsunternehmen SNP Schneider-Neureither kaufen und hat dafür einen Tag vor Weihnachten ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot vorgelegt. Für 61 Euro je Aktie will der Private-Equity-Investor alle ausstehenden Aktien übernehmen, was einer Prämie von 13,4 Prozent auf den Kurs vor Bekanntwerden der Offerte entspricht. Gemessen am Durchschnittskurs der vergangenen drei Monate beträgt der Aufschlag 17,2 Prozent.

Wichtige Aktionäre haben ihre Anteile bereits zugesagt. Mehrheitsaktionär und Unternehmer Wolfgang Marguerre trennt sich von seinem Anteil in Höhe von 65,19 Prozent, darüber hinaus haben weitere Aktionäre, die zusammen 11,06 Prozent des Grundkapitals halten, ihre Anteile angedient. Somit hat sich Carlyle bereits 76,25 Prozent an SNP gesichert. Zudem unterstützt der SNP-Vorstand das Übernahmeangebot. Nach Abschluss der Transaktion will Carlyle SNP von der Börse nehmen.

Bei der Transaktion berieten Kirkland & Ellis, Parkview Partners und Luther Rechtsanwaltsgesellschaft.

Uber darf Taiwan-Geschäft von Delivery Hero nicht kaufen

Rückschlag für Delivery Hero: Die taiwanesische Wettbewerbsbehörde TFTC hat Einspruch gegen den Verkauf des Foodpanda-Geschäfts in Taiwan an Uber eingelegt. „Auf dem Markt für Essenslieferdienste geht der größte Wettbewerbsdruck für Ubereats von Foodpanda aus“, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters den stellvertretenden TFTC-Vorsitzenden Chen Chih Min. Ihm zufolge würde die Fusion diesen Wettbewerbsdruck beseitigen.

Mitte Mai vergangenen Jahres hatten die Unternehmen den Deal bekanntgegeben: Uber wollte das Taiwan-Geschäft für 950 Millionen US-Dollar (knapp 920 Millionen Euro) übernehmen und hatte sich zudem über eine Kapitalerhöhung an Delivery Hero beteiligt. Die Transaktion wollten die Berliner ursprünglich im ersten Halbjahr 2025 abschließen.

Uber hat nun das Recht, gegen die Entscheidung der Behörde Berufung einzulegen, auch kann der Fahrdienst den Deal beenden. Im Vorfeld haben die Unternehmen laut Delivery Hero „angemessene Transaktionsbedingungen“ vereinbart, einschließlich Break-up-Fees.

BASF treibt mit Food-Carve-out Portfoliobereinigung an

Carve-out bei BASF: Der Chemiekonzern trennt sich von seinem Geschäft „Food and Health Performance Ingredients“ und reicht es an Louis Dreyfus Company (LDC) weiter, einen Händler und Verarbeiter von landwirtschaftlichen Gütern und pflanzenbasierten Inhaltsstoffen aus den Niederlanden. Als Begründung für den Verkauf nennt BASF die nur begrenzten Synergien und die geringe Integration der Einheit, die damit keinen strategischen Schwerpunkt mehr darstellt.

Mit dem Deal, der auch den Produktionsstandort in Illertissen umfasst, wechseln 300 Mitarbeiter von BASF zu LDC. Künftig will sich der Chemiekonzern auf die Kerngeschäfte in den Segmenten Nutrition und Health fokussieren. Im veräußerten Bereich hatte BASF die Produktion von Aufschlag- und Schlagmitteln, Lebensmittelemulgatoren und Fettmehlklassen, Health Ingredients wie Omega-3-Öle für die Humanernährung sowie einige kleinere Produktlinien gebündelt.

Clifford Chance (Federführung: Thomas Krecek) hat LDC bei der Übernahme begleitet.

Knorr-Bremse trennt sich von US-Gesellschaft Sheppard

Auch Knorr-Bremse treibt das Thema Portfoliobereinigung voran und verkauft R.H. Sheppard an den US-Investor Balmoral RHS. Sheppard aus Hanover in Pennsylvania entwickelt Lenksysteme für Nutzfahrzeuge und erzielte damit im Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz von 150 Millionen US-Dollar (umgerechnet gut 145 Millionen Euro). Bislang wurde Sheppard als operative Einheit von Bendix Commercial Vehicle Systems geführt, die wiederum eine Tochtergesellschaft von Knorr-Bremse und Teil der Division „Systeme für Nutzfahrzeuge“ ist. Signing und Closing des Deals erfolgten parallel.

Durch den Verkauf rechnet Knorr-Bremse mit einer einmaligen und nicht zahlungswirksamen Belastung des Jahresüberschusses in Höhe von 60 Millionen Euro. Darüber hinaus muss das Unternehmen eine Wertberichtigung aus einer weiteren Transaktion, dem Verkauf von Kiepe Electric im vergangenen Februar, vornehmen. Diese beläuft sich auf knapp 50 Millionen Euro und soll ebenfalls nicht zahlungswirksam sein. Beide Anpassungen mindern den Gewinn je Aktie im vierten Quartal 2024.

Siemens könnte Healthineers-Beteiligung bald veräußern

Zu einer weiteren Trennung könnte es im Siemens-Kosmos kommen: Der Technologiekonzern stellt nämlich seine Mehrheitsbeteiligung an Siemens Healthineers auf den Prüfstand. Wie CFO Ralf Thomas im Interview mit dem „Handelsblatt“ sagte, bewerte Siemens derzeit „die ökonomischen Möglichkeiten für Siemens im Gesundheitswesen“. Daraus wolle man „dann ableiten, wie instrumentell Healthineers als eine Beteiligung dafür sind“. Bis zum Kapitalmarkttag Ende 2025 will Siemens die Überlegungen abschließen.

Darüber hinaus kann Siemens bei der geplanten Altair-Übernahme einen Erfolg vermelden. Das Bundeskartellamt hat den Deal noch vor Weihnachten freigegeben. Laut Kartellamtschef Andreas Mundt gehöre die Übernahme von Altair durch Siemens zwar zu den größten in dem entsprechenden Sektor, jedoch seien in diesem noch größere und kleinere Wettbewerber tätig.

Unicredit wehrt sich – und könnte eine neue Helferin haben

Unicredit wehrt sich: Der scheidende Betriebsratschef der Commerzbank, Uwe Tschäge, hatte vor Weihnachten in einem Interview mit dem „Handelsblatt“ gesagt, dass durch eine Übernahme der Bank der Abbau von 15.000 Jobs drohe. Die italienische Großbank ist mit der Aussage nicht einverstanden: „Die von Herrn Tschäge aufgestellten Behauptungen über einen möglichen Zusammenschluss entbehren jeder Grundlage; insbesondere diejenigen über die Größenordnung eines Stellenabbaus sind völlig aus der Luft gegriffen“, lautet ein Statement der Bank.

„Unicredit ist zum jetzigen Zeitpunkt lediglich ein Investor der Commerzbank, und jede Behauptung darüber, was in Zukunft passieren könnte oder nicht, ist reine Spekulation“, heißt es vonseiten der Mailänder weiter – die zudem seit Jahresbeginn eine zusätzliche Unterstützung haben könnte: Citi hat sich über Derivate Zugriff 4,5 Prozent der Commerzbank-Aktien gesichert und hält darüber hinaus 0,6 Prozent direkt. Was die Bank damit bezweckt, ist unklar. Die Vermutung liegt aber nahe, dass Citi wie auch Barclays, Bofa und Jefferies Unicredit bei dem Übernahmevorhaben unterstützen könnte.

Weitere M&A-Deals

Adler veräußert das Portfolio in Nordrhein-Westfalen an Orange Capital Partners und Oneim für 422,5 Millionen Euro. Das Portfolio umfasst 6.788 Einheiten, die in einem Share Deal an die beiden Finanzinvestoren gehen. Zunächst trennt sich der Immobilienkonzern von 89,9 Prozent der Anteile an den entsprechenden Tochtergesellschaften. Darüber hinaus haben die beiden Investoren eine Put-Option auf die restlichen 10,1 Prozent. Adler rechnet mit einem Nettoerlös aus dem Verkauf über 215 Millionen Euro. Das Closing soll bis Ende Januar geschehen.

Ekosem-Agrar verkauft die Anteile an den russischen Zwischenholdings an die russische Erwerbergesellschaft Ekoniva. Damit führt das Unternehmen die Holdinggesellschaft mit dem in Russland angesiedelten operativen Geschäft zusammen. Durch die Abtrennung sei das operative Geschäft gesichert und damit auch der Fortbestand der Gruppe, teilt Ekosem-Agrar mit. Der Ukraine-Krieg hat die deutsch-russische Konzernstruktur in den vergangenen drei Jahren erheblich beeinträchtigt.

Auch Holcim trennt sich von einer Auslandsgesellschaft, nämlich der in Kenia. Der gesamte Anteil in Höhe von 58,6 Prozent an Bamburi Cement geht an das Baustoffunternehmen Amsons Group aus Tansania. Aus dem Verkauf fließt Holcim Cash in Höhe von mehr als 100 Millionen US-Dollar, also knapp 97 Millionen Euro, zu.

Info

Olivia Harder ist Redakteurin bei FINANCE sowie Chefin vom Dienst bei FINANCE-Online und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Private-Equity- und M&A-Geschäft. Sie hat Philosophie, Politikwissenschaften, Soziologie und Geographie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert, wo sie auch einen Lehrauftrag innehatte. Vor FINANCE arbeitete Olivia Harder in den Redaktionen mehrerer Wochen- und Tageszeitungen, unter anderem beim Gießener Anzeiger.

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