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Otto greift mit Finanzinvestor nach der Deutschen Euroshop

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Das Allee-Center in Magdeburg ist Teil des Portfolios des Shoppingcenter-Betreibers Deutsche Euroshop. Foto: DES
Das Allee-Center in Magdeburg ist Teil des Portfolios des Shoppingcenter-Betreibers Deutsche Euroshop. Foto: DES

Mit dem Shopping von der heimischen Couch aus ist Alexander Ottos Familie reich geworden, nun hat der amtierende Katalog- und Online-König sowie Sohn des Versandhandelsgründers Werner Otto offenbar Interesse, sein Engagement im Bereich der stationären Einkaufszentren auszudehnen. Gemeinsam mit dem US-Finanzinvestor Oaktree Capital will Ottos Vermögensverwaltung Cura die Deutsche Euroshop komplett übernehmen. An dem Shoppingcenter-Investor hält Otto aktuell bereits einen Anteil von 20 Prozent.

Für die übrigen 80 Prozent macht das von Cura und Oaktree kontrollierte Bieterkonsortium Hercules BidCo ein Angebot von 1,4 Milliarden Euro, wie die Deutsche Euroshop am Montagmorgen mitteilte. So würden Aktionäre 22,5 Euro je Aktie erhalten. Dabei bietet das Konsortium den Aktionären in einem freiwilligen Übernahmeangebot 21,5 Euro je Aktie zuzüglich der für das Jahr 2021 zu zahlenden Dividende von 1 Euro je Papier. Das ist ein Aufschlag von 44 Prozent zum Schlusskurs vom Freitag. Entsprechend schoss der Aktienkurs am Montagmorgen in die Höhe.

Euroshop-Management unterstützt Ottos Kaufangebot

Die Mindestannahmeschwelle für das Angebot liegt bei 50 Prozent plus eine Aktie, wobei die bereits von Otto kontrollierten Anteile eingerechnet werden, und ist vorbehaltlich der kartellbehördlichen Freigabe. Vonseiten der Deutschen Euroshop heißt es, Vorstand und Aufsichtsrat „begrüßen und unterstützen“ das Kaufangebot und werde den Aktionären vorbehaltlich der Prüfung der Vorlage die Annahme des Angebots empfehlen.

Die ursprünglich für den 23. Juni geplante Hauptversammlung werde abgesagt und für Ende August neu einberufen, teilte das Unternehmen zudem mit. Die Annahmefrist für das Angebot soll im Juni starten, die Transaktion könnte dann voraussichtlich im dritten Quartal 2022 abgeschlossen werden. Das Unternehmen soll im Anschluss nicht von der Börse genommen werden, betonen die Käufer.

Bei dem Deal treten J.P. Morgan als Finanzberater und Hengeler Mueller als Rechtsberater des Konsortiums auf. Gibson, Dunn & Crutcher fungiert als Rechtsberater für Oaktree und Milbank als Rechtsberater für Cura.

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Corona hat Deutsche Euroshop hart getroffen

Mit dem Kauf des SDax-Unternehmens, das derzeit an 21 Einkaufszentren in Deutschland, Österreich und Osteuropa beteiligt ist, käme auf die neuen Besitzer allerdings auch einiges an Arbeit zu. Wohl kaum ein Unternehmen war durch die Corona-Pandemie härter getroffen worden als der Hamburger Shoppingcenter-Betreiber. In allen Ländern waren die Einkaufscenter teils monatelang geschlossen, viele der Mieter mussten ihre Geschäfte dicht machen oder mit Mietnachlässen unterstützt werden. Den Höhepunkt markierte das erste Quartal 2021 als die Besucherzahlen in den Shoppingcentern des Investors bis auf ein Drittel des Vorkrisenniveaus einbrachen.

Zwischenzeitlich ging es zwar wieder aufwärts, doch die Zukunftsperspektive der Branche wackelt nicht erst seit Corona. Bereits zuvor hatte das Wachstum im Onlinehandel den Shoppingcentern zugesetzt. Eine Entwicklung, die sich durch die Pandemie nur noch beschleunigt hat. Entsprechend herausfordernd ist das Geschäftsmodell mit sinkenden Umsätzen bei einer weitgehend fixen Kostenbasis.

Dessen sind sich allerdings auch die Käufer bewusst: „Das Angebot ist eine strategische Investition in die Deutsche Euroshop, um sicherzustellen, dass das Unternehmen auf bestehende Herausforderungen und Chancen im aktuellen Einzelhandelsumfeld reagieren kann“, heißt es in der Mitteilung. „Das Konsortium ist fest davon überzeugt, dass langfristiger Erfolg in der Branche Geduld, Investitionen und eine weitere schnelle Anpassung an den Omni-Channel-Vertrieb, flexible Flächennutzung sowie eine Konsolidierung an den hochwertigsten Standorten erfordert.“

CFO Borkers rettete Equity-Story

Dass die Deutsche Euroshop durch das Corona-Tief gekommen ist, ist auch dem Krisenmanagement ihres CFOs Olaf Borkers zu verdanken. Borkers hatte bei Ausbruch der Pandemie schnell die Dividendenzahlungen gestoppt und damit den Druck auf die Eigenkapitalquote abgefedert, der von Immobilienabwertungen ausging. So gelang dem CFO die Refinanzierung von vier Krediten mit einem Gesamtvolumen von 191 Millionen Euro, was dem Unternehmen jährliche Zinsersparnisse von fast 6 Millionen Euro brachte.

Borkers ist schon lange Finanzchef der Deutschen Euroshop. Der Diplombetriebswirt war 2005 als CFO von TAG Tegernsee Immobilien zu den Hamburgern gewechselt. In seiner Zeit bei dem Investor hat er für das Unternehmen Darlehen in Höhe von insgesamt mehr als 3 Milliarden Euro ausgehandelt, mehrere Kapitalerhöhungen betreut und die Übernahme diverser Shoppingcenter begleitet.

thomas.holzamer[at]finance-magazin.de

Thomas Holzamer ist Redakteur bei FINANCE sowie Chef vom Dienst bei FINANCE-Online und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Banken-Sektor, speziell das Firmenkundengeschäft. Er hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Thomas Holzamer mehr als 12 Jahre in den Redaktionen der Mediengruppe Offenbach-Post, zunächst als verantwortlicher Redakteur für Sonderpublikationen, später im Lokalen.