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Scout24 beugt sich Elliott

Scout24 erwägt einen Verkauf oder einen Börsengang der Sparte Autoscout24.
Scout24

Elliott fordert, Scout24 gibt nach: Nachdem der aktivistische Investor in der vergangenen Woche von dem Onlineportalbetreiber den Verkauf von Autoscout24 verlangt hatte, prüft das Scout24-Management nun „alle Alternativen“ für die Konzerntochter.

Scout24-CEO Tobias Hartmann kündigte an, sich neben einem Verkauf der Sparte auch einen Teil-Börsengang vorstellen zu können. Weitere Zukäufe zur Stärkung der Sparte schließt Hartmann mangels interessanter Targets hingegen aus. Auf dem Kapitalmarkttag Ende November will das Management Konkretes zur Zukunft des Online-Portals bekanntgeben, aber alle Zeichen stehen schon jetzt auf Trennung.

Elliott: Keine Synergien zwischen Scout24-Plattformen

Mit dieser Ankündigung reagiert der MDax-Konzern bemerkenswert schnell auf die Forderungen von Elliott. Der mit 7,5 Prozent an Scout24 beteiligte Aktivist verlangt den „unverzüglichen“ Verkauf von Autoscout24, weil Scout24 nicht der beste Eigentümer sei und es auch keine Synergien zwischen der Auto- und der Immobilienplattform gebe. Zudem argumentiert der Hedgefonds, dass „fokussierte Unternehmen“ breit aufgestellte Konzerne mit Blick auf operative und Bewertungskennzahlen „erfahrungsgemäß deutlich übertreffen“.

Direkt nach dem Elliott-Vorstoß hatte Scout24 noch versucht, die Forderung, die auf eine Zerschlagung hinausläuft, abzuwiegeln: Man sei an einem „offenen Dialog und aktiven Austausch mit allen Aktionären“ interessiert, halte aber an der im Juli vorgestellten strategischen Roadmap fest. Diese sieht eigentlich vor, beide Kerngeschäftsfelder Autohandel und Immobilienhandel („Immobilienscout24“) weiter zu stärken.

Autoscout24 wächst schneller als Immobilienscout24

Die heute Morgen veröffentlichten Halbjahreszahlen untermauern jedoch nicht Elliotts Eindruck, dass Scout24 nicht der richtige Eigentümer von Autoscout24 sei: Zwar erzielte die Immobiliensparte im ersten Halbjahr 2019 mit 132,3 Millionen Euro mehr Umsatz als das Autoportal mit 91,5 Millionen Euro. Allerdings wächst die Autoplattform schneller: Während Immobilienscout24 im Vorjahresvergleich um 8,2 Prozent zulegte, verbuchte Autoscout24 ein Umsatzwachstum von 15,5 Prozent.

Und dieser Trend ist nicht neu: Schon im Gesamtjahr 2018 konnte Autoscout24 mit einem Umsatzzuwachs von über 14 Prozent glänzen, während Immobilienscout24 nur um 6 Prozent wuchs. So stand Autoscout 2018 für gut ein Drittel der Konzernumsätze.

Elliott erwartet Multiple von 14x Umsatz für Autoscout24

Trotzdem traut Elliott der Scout-Führung nicht zu, das volle Wertpotential des Autoportals zu heben. Der aktivistische Investor schätzt, dass der Verkauf von Autoscout24 bis zu 2,5 Milliarden Euro einbringen könnte. Ein solcher Verkaufspreis entspräche dem 13,8-fachen Umsatz und dem 25,7-fachen Ebitda der Sparte aus dem Jahr 2018.

Zum Vergleich: In demselben Jahr übernahm Scout24 das Online-Kreditportal Finanzcheck.de für das Achtfache des Umsatzes von damals 35 Millionen Euro – hohe Multiples sind in dem sehr cashflowstarken Geschäft von Scout24 an der Tagesordnung.

Da Elliott das aktuelle Scout24-Aktienrückkaufprogramm von 300 Millionen Euro für zu unambitioniert hält, ist davon auszugehen, dass die Amerikaner wohl darauf dringen werden, einen nennenswerten Teil der Verkaufserlöse in ein umfangreicheres Aktienrückkaufprogramm zu stecken.

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Mit den Verkaufsforderungen macht Elliott das aktuelle Rückkaufprogrammen allerdings teurer: Seit Anfang Juni ist viel Dynamik in der Aktie, sie ist von 45 auf inzwischen über 53 Euro gestiegen. Damit ist das Unternehmen aktuell auch deutlich mehr wert als im Frühjahr: Damals scheiterte ein öffentliches Übernahmeangebot der beiden Private-Equity-Häuser Hellman and Friedman und Blackstone, das Scout24 mit einem Preis von 46 Euro pro Aktie bewertete, an einer zu geringen Annahmequote.

olivia.harder[at]finance-magazin.de

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Olivia Harder ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Private-Equity- und M&A-Geschäft. Sie hat Philosophie, Politikwissenschaften, Soziologie und Geographie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert, wo sie auch einen Lehrauftrag innehatte. Vor FINANCE arbeitete Olivia Harder in den Redaktionen mehrerer Wochen- und Tageszeitungen, unter anderem beim Gießener Anzeiger.